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Software bremst Produktpiraten aus

Datendiebstahl: Projekt Pro-Protect entwickelt Schutz für Produktionsmaschinen und -daten
Software bremst Produktpiraten aus

Im PC-Umfeld gibt es längst standardisierte Verfahren zum Schutz von Software und digitalen Inhalten. Anders im Maschinen- und Anlagenbau: Weder Embedded Software noch Produktionsdaten lassen sich gegen Produktpiraterie und Datenmissbrauch absichern. Dies soll sich ändern.

Auf 50 Mrd. Euro beziffert eine aktuelle Studie der TU Berlin den volkswirtschaftlichen Schaden, der für Deutschland durch Produktpiraterie jedes Jahr entsteht. Rund 7 Mrd. Euro davon entfallen nach Schätzungen des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf den Maschinen- und Anlagenbau.

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen gaben in einer Befragung des VDMA im vergangenen Jahr an, von Produktpiraterie betroffen zu sein – allen voran die Bereiche Armaturen, Antriebstechnik, Textilmaschinen und Werkzeugmaschinen. In 52 Prozent aller Fälle wurden ganze Maschinen nachgebaut. An zweiter Stelle mit 50 Prozent nannten Unternehmen Komponenten, gefolgt von Ersatzteilen mit 32 Prozent. Doch nicht nur der Nachbau von Maschinen und Komponenten, die mit komplexen Softwarefunktionalitäten ausgestattet sind, ist betroffen, sondern auch das nicht autorisierte Kopieren und Nutzen von aufwändigen Maschinensteuerungsprogrammen. Denn damit lassen sich letztlich geklonte Produkte herstellen.
„Um dies alles künftig zu verhindern, reicht es nicht aus, nur die Steuereinheit der Maschine zu schützen. Das Gesamtsystem mit allen Ebenen muss einbezogen werden“, stellt Dr. Philipp Graf klar. Er ist Abteilungsleiter am FZI Forschungszentrum Informatik in Karlsruhe, welches das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt Pro-Protect wissenschaftlich leitet. Das heißt: Es gilt gleichfalls, die Steuerungsprogramme, also die so genannte Embedded Software, vor den Klauen von Produktpiraten zu schützen. „Anders als in den Bereichen PC-Software und digitale Medien fehlen aber im Bereich Embedded Software und Produktionsdaten effiziente standardisierte Schutzverfahren“, ergänzt FZI-Wissenschaftlerin Nora Lieberknecht.
Dennoch dürfe man keine Plug-and-play-fähigen Standardprodukte erwarten, winkt sie ab: Die Verschlüsselungssoftware müsse schließlich auf die jeweilige Plattform, Maschine oder Anlage angepasst werden. Allerdings will das Forschungskonsortium, zu dem auch zwei Hersteller von Stick- und Holzbearbeitungsmaschinen gehören, standardisierte Bausteine für seine Lösungen verwenden. Dazu gehören Trusted Platform Module (TPM), die zum Schutz von Notebooks und Desktop-PCs entwickelt wurden und nun auch verstärkt in Industrie-PCs eingebaut werden. „Den wenigsten Maschinenbauern und deren Kunden ist aber bewusst, dass sie damit ihre Software schützen können“, sagt Lieberknecht.
Um dies zu realisieren, muss der Baustein aber zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in den Softwareentwicklungsprozess integriert werden. Auch über eine Möglichkeit zum Nachrüsten von Anlagen und Maschinen denkt man am FZI nach. „Doch es ist immer ein Eingriff in das Hardware- sowie das Softwarekonzept der Maschine notwendig“, gibt Graf zu bedenken.
Ergänzend dazu hat der Pro-Protect-Partner Wibu-Systems AG, Karlsruhe, eine Karte für die Compactflash-Schnittstelle entwickelt, die sich auch in bereits bestehende Maschinen und Anlagen integrieren lassen soll. Ähnlich wie beim USB-Dongle für den PC lässt sich eine Maschine beziehungsweise die Software nur starten, wenn die Karte in der Schnittstelle steckt. Lieberknecht: „Während TPM eine Plattform identifiziert, identifiziert die Steckkarte den Nutzer. Außerdem lassen sich damit viele Softwarelizenzen verwalten.“
Sabine Koll Journalistin in Böblingen

Patentschutz alleine reicht nicht
„Obgleich viele mittelständische Unternehmen unmittelbar von der Produkt- und Markenpiraterie betroffen sind, ist es ihnen nicht möglich oder für sie nicht effizient, ihre Aktivitäten zu erhöhen“, sagt Professor Knut Blind, von der TU Berlin, der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie eine Studie zum Thema erstellt hat. Er kritisiert den Mangel an öffentlichen Unterstützungsprogrammen sowie eine zu starke Fokussierung auf das Instrument des Patentschutzes. Blind: „Aufgabe der wirtschaftspolitisch Verantwortlichen muss es auch sein, Alternativen wie strikte Geheimhaltung, ein defensives Publikationsverhalten oder starken Markenschutz aufzuzeigen.“ Dabei sei es für ein erfolgreiches Agieren noch wichtiger, alle diese Instrumente entsprechend eines klar definierten Geschäftsmodells optimal miteinander zu kombinieren.
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