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Wie Unternehmen sich fit für die Nachhaltigkeit machen

Corporate Social Responsiblity
Wie Unternehmen sich fit für die Nachhaltigkeit machen

Recht ist es schon seit 2017, aber zum 1. Januar 2019 verschärft sich die Richtlinie zur Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten. In 5 einfachen Schritten erklären wir Ihnen, wie Sie Ihren eigenen CSR-Report erstellen.

Michael Sudahl
Journalist und Kommunikationsberater aus Schorndorf

Recht ist es schon seit 2017, aber zum 1. Januar 2019 verschärft sich die Richtlinie zur Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten. Diese müssen Firmen neben Finanz- und Lageberichten erstellen, wenn sie mehr als 500 Menschen beschäftigen. Was den einen als Bürokratiemonster erscheint und von andern als „Greenwashing“ abgetan wird, kann „Unternehmen aber sehr wohl helfen, Prozesse sozial, ökologisch oder strategisch zu hinterfragen“, wie Angela Kosa erläutert. Die Betriebswirtin hat sich auf das Erarbeiten von Corporate Social Responsibility (CSR) Prozessen spezialisiert und erklärt: „Glaubwürdig ist CSR, wenn sie zum Anlass genommen wird, sich um ethische Entwicklungen zu kümmern.“ Etwa wenn es um die Achtung von Mitarbeiterbedürfnissen geht oder darum, Ressourcenverschwendung zu stoppen.

Hinzu kommt: CSR rückt international in den Fokus. Bei einer aktuellen Umfrage der französischen Unternehmensberatung Ecovadis von 560 weltweit agierenden Unternehmen kam heraus: 70 Prozent der Einkaufsorganisationen wollen CSR-Klauseln in Verträge aufnehmen. Und mehr als die Hälfte der Lieferanten sind auf CSR-Anforderungen gestoßen, die sie nicht erfüllen können.

So kann ein Nachhaltigkeitsbericht aussehen

Ein Mittelständler aus dem württembergischen Göppingen nutzt zum dritten Mal seinen CSR-Report, um aufzuzeigen, wo und wie das Familienunternehmen nachhaltig agiert. In der aktuellen (2016-er) Auflage erfahren Leser, wie die Transport- und Entsorgungsunternehmen der Schwarz-Gruppe die Umwelt schonen, Mitarbeiter schulen oder soziale Projekte fördern. Macherin Gabi Schwarz winkt zwar ab, wenn sie gefragt wird, was dieser Report der Firmengruppe letztlich an Nutzen bringt. „Natürlich ist das auch Marketing“, sagt die Prokuristin, die den Report vor allem als Dokumentation dessen sieht, was „wir sowieso schon tun“.

Menschen und ihre Geschichten darstellen

Zu lesen ist in dem 26-seitigen Paper etwa, wie Lkw-Lenker spritsparende Fahrweisen trainieren oder wie der Gambier Lamin Jarju beim Logistikunternehmen mit mehr als 800 Beschäftigten ein Praktikum absolviert. welche Erfahrungen er als Müllentsorger und Excel-Spezialist sammelt oder wie sehr ihn die Trennung von Frau und Kind schmerzen, die in Afrika geblieben sind. Im Interview mit dem Asylsuchenden erfährt der Leser, wie sich die Firmen der Schwarz-Gruppe um den 32-Jährigen kümmern und soziale Verantwortung übernehmen.

Ansprechend und unterhaltsam gestalten

Kosa findet die „kurzweilige“ Darstellungsform ansprechend. Aufgemacht wie ein Magazin, kommt der Report leicht und damit verständlich daher. So stehen neben sperrigen Iso-Zertifikaten zum Beispiel Umweltdaten, die zeigen, wie der Stromverbrauch sinkt. Weite Teile der Gruppe haben die Beleuchtung auf LED umgestellt, was sichtbar Energie spart. Sichtbar wird ebenso, wie sich die Digitalisierung auf Unternehmen und Arbeitsplätze auswirkt. Die Gewerbemüllentsorgung per App ist ein Beispiel für einen ressourcenschonenden Umgang, weil unnötige Wege vermieden werden.

5 Schritte bis zum eigenen CSR-Report

Wer nun einen eigenen Report erstellen will oder muss, sollte das novellierte CSR-RUG (Corporate Social Responsibility Richtlinienumsetzungsgesetz) aufschlüsseln in ein Fünf-Schritte-Programm:

 

  • Schritt 1: Mitarbeiterbedürfnisse

Firmen sollten Mitarbeiter fragen, welche CRS-Projekte bei ihnen hohe Priorität haben. Vielleicht gibt es schon Initiativen, bei denen beispielsweise Plastikdeckel gesammelt oder Kopierpaper eingespart werden. Auch ein Blick auf das eigene Karriereportal verrät viel über die Nutzerfreundlichkeit eines Unternehmens: Ist dieses einladend und wertschätzend und passt die Bildsprache? „Wer Fotos verwendet, in denen Frauen zu Männern aufschauen, schwächt die CSR-Glaubwürdigkeit“, argumentiert Kosa. Auch der Aspekt der psychischen Belastung am Arbeitsplatz kann sich in einem Bericht wiederfinden. Oder aber der Umgang mit Fehlern und das Angebot an Resilienztrainings oder Schulungen zur Persönlichkeitsentwicklung. Ein No-Go in Sachen CSR ist übrigens eine „Shared Desk Order“ – Arbeitsplatzgestaltung und der Schutz vor Reizüberflutung spielen also eine Rolle, wenn es um Verantwortung gegenüber Mitarbeitern geht. Interessant wird es laut Kosa, wenn Firmen fragen, wie Lieferanten und Kunden mit Mitarbeitern umgehen. In dieses Feld fallen auch betriebliche Angebote zur Kinder- und Hausaufgabenbetreuung. Oder die Möglichkeit, der freiwilligen Feuerwehr beizutreten oder an Auslandsarbeitseinsätze teilzunehmen.

 

  • Schritt 2: Kundenbedürfnisse

Rückenwind für CSR ist, wenn sich Kunden als Menschen gesehen und in ihren Bedürfnissen wahrgenommen fühlen. „Zu einer Erfahrung einzuladen ist das neue Verkaufen“, illustriert Kosa. Dazu gehöre die Sprache der Zielgruppe zu sprechen, sowohl auf der Website als auch im persönlichen Dialog. Auch hinterfragt CSR Bonussysteme für Verkäufer: Sind diese an den Umsatz gekoppelt oder bewerten die Firmen, in welchem Umfang Kundenbedürfnisse befriedigt werden? Spannend wird es, wenn Kunden und Verbraucher zu Mitentscheidern werden, etwa via Votings auf Social Media oder über einen Kundenbeirat. Die Kür erfüllt, wer gesundheitliche Belastung aus eigenen Produkten nimmt, bevor diese durch Gesetze verboten werden. Dazu zählt Mikroplastik genauso wie krebserregende Stoffe.

 

  • Schritt 3: Umweltethik

CSR gewinnt an Tragweite, wenn es gelingt, Umweltethik zu integrieren. Etwa indem Unternehmen von Massen- auf Nachfrage-Produktion umstellen. Oder sie offenlegen, in welche Projekte sie investieren. So können Windparks zwar attraktiv erscheinen. Aber ausgediente Windräder sind mitunter Sondermüll, weil die Verbindung von Kunststoff mit Glasfaser nicht vollständig recycelt werden kann. Wer darüber hinaus einen Umweltbeirat hat, punktet zusätzlich. Dieser achte bereits in der Entwicklung darauf, dass die Produktion ethisch erfolgt und Waren nach Ablauf der Funktion recycelbar bzw. biologisch verwertbar sind. Auch hier gilt: die Glaubwürdigkeit wird größer, wenn Firmen Maßnahmen ergreifen, bevor Gesetze oder Urteile die Produktion unterbinden.

 

  • Schritt 4: Lokale Präsenz

CSR erlebt einen Aufwind, wenn sich Unternehmen lokal engagieren. Ansätze liefern soziale Brennpunkte, an denen sich Firmen zeigen können. Etwa, indem sie Schulprojekte oder Vereine unterstützen oder gar initiieren. Dabei empfiehlt Kosa, darauf zu achten, dass finanzielle Gerechtigkeit sichtbar wird. Projekte in Afrika zu fördern ist sicher gut, wenn aber der örtliche Waldkindergarten mangels Spenden kein Gartenhaus für kalte Tage finanziert bekommt, ist das traurig. Und spricht zudem nicht für den Firmenstandort.

 

  • Schritt 5: Mut zur Lücke

CSR ist ein fortwährender Prozess. Wer im Bericht Baustellen erwähnt, wirkt authentisch und hält Leser auf dem Laufenden. Kosa rät überdies „Fehler offen im Bericht anzusprechen, statt sie zu vertuschen.“ Damit zeigen Unternehmen, dass sie Verantwortung übernehmen und Mitarbeiter, Kunden oder Geschäftspartner ermutigen, an Lösungen mitzuarbeiten.

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