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Mehr Schubkraft für Zulieferer

Märkte: Mittelstand vor neuen herausforderungen
Mehr Schubkraft für Zulieferer

Die Luftfahrt-Zulieferindustrie befindet sich in einem Konzentrations- und Internationalisierungs-Prozess: Mittelständler setzen auf regionale Cluster und auf Gemeinschaftsforschung – auch grenzüberschreitend.

„Luft- und Raumfahrt sind weiterhin Wachstumsmotoren für die deutsche Wirtschaft“, verkündete Dr. Thomas Enders, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), als er die Zahlen fürs vergangene Jahr präsentierte. Die Branche setzt in Deutschland 3,8 % mehr um als im Jahr zuvor und knackte erstmals die 20-Milliarden-Euro-Marke. „Damit dies so bleibt, werden wir konsequent daran arbeiten müssen, den Standort Deutschland auf Dauer global wettbewerbsfähig zu machen“, warnte der Verbandschef vor zu viel Euphorie.

Den Betrieben macht besonders der Dollarverfall zu schaffen. Flugzeuge werden meist in US-Dollar bezahlt, aber in Euro produziert. Dazu kommen der Fachkräftemangel und „die Konsolidierung der nationalen Ausrüstungs- und Zulieferindustrie“, betont Enders. Auf der Zulieferseite ist der Konzentrationsprozess schon im Gange: Die OEMs und Systemlieferanten verringern konsequent die Zahl ihrer Partner. Beispiel EADS: Dort wird es nur noch 28 Hauptlieferanten geben.
Zudem verlangen die großen Firmen den kleinen Zulieferern immer mehr ab. „Große Systemanbieter versuchen zunehmend, bei der Entwicklung die Zulieferer mit ins Risiko hineinzuziehen, dazu kommen die langen Vorlaufzeiten“, weiß Jens Janke, Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft luft- und raumfahrtorientierter Unternehmen in Deutschland e. V. (Alround), Bonn. Die Organisation vertritt die Interessen der KMU in dem Industriezweig. „Wir als Verband bieten ein Netzwerk, um solche Herausforderungen gemeinsam anzugehen“, verdeutlicht Janke. Denn die Forderungen der Großen dürften nicht nur zu Lasten der Kleinen gehen.
Eine große Hilfe ist laut Janke das Programm Scratch, das mittelständischen Luftfahrtzulieferern Zugang zu den Fördertöpfen des EU-Forschungsrahmenprogrammes verschafft und über den Verband abgewickelt wird. Dabei entwickeln grenzüberschreitend KMU und Forschungsinstitute gemeinsam. Das Folgeprojekt Aeroportal vereinigt in Kürze im Zuge des 7. Forschungsrahmenprogrammes die Projekte Scratch und AeroSME und stellt die F+E-Tätigkeit noch breiter auf: So sollen Flugzeugbauer, Entwickler, große und kleine Zulieferer enger vernetzt werden.
Über 100 mittelständische Luftfahrt-Zulieferer haben bislang ihre Projektideen im Rahmen des Scratch-Programmes eingebracht, wie Janke berichtet. Über 50 Mio. Euro an EU-Forschungsgeldern flossen in Richtung Mittelstand in der Luft- und Raumfahrt. Gute Erfahrungen mit dem Scratch-Programm hat beispielsweise Dr.-Ing. Claus Bremer gemacht, Geschäftsführer der BCT Steuerungs- und DV-Systeme GmbH in Dortmund. Im vergangenen Jahr schloss er erfolgreich ein Gemeinschaftsforschungsprojekt ab, das über drei Jahre lief und sich mit der automatischen Reparatur und Überholung von Turbinenkomponenten befasste. „Über Scratch lief schon die Partnersuche, da wir für das Projekt internationale, europäische Mitstreiter benötigten“, berichtet Bremer, der mit seinem Unternehmen das Vorhaben initiierte und leitete. Derzeit setzt BCT das Projektergebnis bei MTU in München in die Praxis um.
Auch der Herstellerverband BDLI sieht in F+E sowie Netzwerke als zentrale Erfolgsrezepte. „Wenn wir in unseren Zukunftsmärkten an der Spitze bleiben wollen, müssen wir auch technologisch Spitze bleiben“, verdeutlicht Verbandschef Enders. Er nennt Industriecluster wie das CFK-Valley in Stade als „einen wichtigen Schritt in Richtung der Sicherung technologischer Kernkompetenzen“. Dort arbeiten die Ausrüstungs- und die Werkstoffindustrie zusammen.
Eines der größten Cluster ist der Hamburger Verband der regionalen Luftfahrtzulieferer Hanse Aerospace e. V. mit rund 150 Mitgliedern. „Wir nutzen so das norddeutsche Netzwerk und die Verbindungen zur Wissenschaft“, sagt Uwe Gröning, Geschäftsführer der Innovint Aircraft Interior GmbH. Gröning ist 1. Vorsitzender der 2004 gegründeten Interessengemeinschaft; Vorteile für sein 22-Mitarbeiter-Unternehmen sieht er viele. Er beteiligt sich an F+E-Programmen, die er allein nicht stemmen könnte, und: „Der Bekanntheitsgrad unserer Firma ist durch die Vernetzung gestiegen.“
Tilman Vögele-Ebering tilman.voegele@konradin.de

Marktchancen
Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie befindet sich nach dem Jahr 2007 auf Wachstumskurs: Der Branchenumsatz stieg um 3,8 % auf 20,2 Mrd. Euro. Das sind rund 700 Mio. Euro mehr als 2006. Damit hat die Branche zum zweiten Mal in Folge ein Allzeithoch erreicht.Der positive Trend wirkte sich auch auf die Zahl der Beschäftigten aus. Sie wuchs 2007 um 3,2 % auf 88 200 Mitarbeiter, 2700 mehr als im Jahr zuvor.
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