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Autobau: Mit der Factory 56 wird die Fabrik der Zukunft heute bereits Realität

Interview Jörg Burzer, Mercedes-Benz
„Mit Factory 56 wird die Fabrik der Zukunft heute bereits Realität“

Elektrifizierte Modelle bietet Mercedes-Benz heute in jedem Segment. Wie der Premiumhersteller den zeitgleichen Bau von Autos mit Verbrenner- und auch Elektromotor bewältigt und wie sich dieser Schritt in die Elektroära auf die Produktion auswirkt, erläutert Jörg Burzer, der als Vorstand Produktion und Supply Chain Management verantwortet.

Frederick Rindle, Redakteur im Konradin-Verlag

Neben Benzin- und Dieselagreggaten werden viele Fahrzeuge heute auch als Hybrid- und Elektrovariante angeboten. Wie muss man in der Produktion auf diese Flexibilität reagieren?

Schon seit Jahren arbeiten wir im globalen Produktionsnetzwerk von Mercedes-Benz Cars konsequent an der Umsetzung unserer Elektro-Offensive. Elektrofahrzeuge unserer Produkt- und Technologiemarke EQ werden in die Serienproduktion der bestehenden Mercedes-Benz Pkw-Werke integriert. Dank hochflexibler Strukturen können wir Fahrzeuge mit verschiedenen Antriebsarten auf einer Linie produzieren, sodass wir flexibel und schnell auf Nachfrageänderungen in den Märkten reagieren können. Damit nutzen wir die Chancen der Elektromobilität optimal und begrenzen den Investitionsbedarf deutlich.

An welchen Standorten produzieren Sie künftig Elektroautomobile?

Wir werden Elektrofahrzeuge an sechs Standorten unseres Produktionsnetzwerks auf drei Kontinenten fertigen. Dazu gehören zum Beispiel Sindelfingen und Tuscaloosa im US-Bundesstaat Alabama. Im Vorjahr ist die Produktion unseres Mercedes-Benz EQC in Bremen und anschließend in Peking sehr erfolgreich gestartet.

Wie geht es künftig mit der Produktion des Powertrains weiter?

Das Powertrain-Produktionsnetzwerk von Mercedes-Benz Cars besteht aus mehreren deutschen und internationalen Standorten und wird künftig auch elektrische Komponenten und Batterien fertigen. Dabei stellen wir unser Portfolio konsequent um. So gehen wir davon aus, dass wir bis 2030 mehr als die Hälfte unseres Pkw-Absatzes mit Plug-in-Hybriden oder sogar rein elektrischen Fahrzeugen erreichen.

Welche Rollen spielt dabei die Fertigung eigener Batterien?

Die lokale Produktion von Batterien ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in unserer Elektrooffensive und der entscheidende Baustein, um die weltweite Nachfrage nach Elektrofahrzeugen von Mercedes-Benz flexibel und effizient zu bedienen. Wir investieren mehr als eine Milliarde Euro in einen globalen Batterie-Produktionsverbund, der ein wichtiger Bestandteil des weltweiten Produktionsnetzwerks von Mercedes-Benz Cars wird. Geplant sind aktuell neun Fabriken an sieben Standorten auf drei Kontinenten, darunter fertigen wir schon heute Batterien in Kamenz, Bangkok und Peking. Ich bin überzeugt davon, dass unser Produktionsnetzwerk für die Mobilität der Zukunft sehr gut aufgestellt ist.

Wird Daimler die Elektromotoren zukünftig selbst fertigen?

Bei den Antriebskomponenten streben wir eine optimale Kombination aus innovativen Technologien und wettbewerbsfähige Kostenstrukturen an. Generell überprüfen wir für alle Produktionsumfänge kontinuierlich, welche Umfänge in Eigen- oder Fremdfertigung hergestellt werden. Erst im Dezember vergangenen Jahres haben wir bekanntgegeben, dass das Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim künftig Teile des elektrischen Antriebsstrangs (eATS) fertigen und montieren wird.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Pkw-Produktion?

Digitalisierung spielt in der Produktion der Zukunft eine entscheidende Rolle. Soeben haben wir im Mercedes-Benz-Werk Sindelfingen mit der Factory 56 eine der modernsten Automobilproduktionen der Welt eingeweiht. Diese Montagehalle ist durchgängig digitalisiert, flexibel und nachhaltig. Moderne Technologien und Konzepte kommen flächendeckend zum Einsatz. In der Factory 56 ist eine völlig neue Infrastruktur implementiert. Sie ist flächendeckend mit Wlan und einem Mobilfunknetz ausgestattet und kommuniziert mit ihrer Umgebung. Mit der Factory 56 wird somit die Fabrik der Zukunft bei Mercedes-Benz Cars heute bereits Realität.

Wird der neue Mobilfunkstandard 5G bereits zum Einsatz kommen?

Zusammen mit dem Telekommunikationsunternehmen Telefónica Deutschland und dem Netzwerkausrüster Ericsson errichten wir in der Factory 56 das weltweit erste 5G-Mobilfunknetz für die Automobilproduktion. In einem über 20.000 Quadratmeter großen Bereich wird 5G in einem Innovationsprojekt erstmals in der laufenden Produktion eingesetzt. Die dort gewonnenen Erfahrungen fließen in die künftigen Einsätze in weiteren Werken aktiv mit ein. Mit diesem Meilenstein sorgen wir dafür, dass der Zukunftsstandard 5G für den Industriestandort Deutschland Realität wird. Nach Abschluss der Installation und Inbetriebnahme wird das Netz ausschließlich von uns betrieben. Wir haben bereits im letzten Jahr mit den ersten Testläufen begonnen und die Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Ich freue mich darauf, die Möglichkeiten, die uns das 5G-Netz liefert, im laufenden Serienbetrieb nach der Eröffnung der Factory 56 weiter zu testen und die vielfältigen Potenziale für uns zu nutzen.

Auf der IAA haben Sie ein neues Tool für die Umsetzung der Digitalisierung in Ihren Werken vorgestellt: MO360. Was genau verbirgt sich dahinter?

Mit MO360 haben wir bei Mercedes-Benz Cars Operations unsere eigene digitale Plattform entwickelt. Diese neue Applikationsfamilie integriert Systeme wie Quality Live und das Digital Shop Floor Management. Der Erfolgsvorteil: Durch MO360 können wir Effizienz, Qualität und weitere Key Performance Indicators deutlich steigern. Wir planen den globalen Rollout bis Ende 2020. Erstmals wird das Tool in der Factory 56 zum Einsatz kommen.

Kontakt:

Mercedes-Benz AG
Mercedesstr. 120
70372 Stuttgart
www.mercedes-benz.com

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