Startseite » Management »

Mitdenken zahlt sich aus

Der enorme Nutzen des Ideenmanagements
Mitdenken zahlt sich aus

Deutsche Unternehmer könnten ihren Ideen-Turbo wesentlich stärker auf Touren bringen. Konsequentes Ideenmanagement ist aber nicht jedermanns Sache. Dabei liegen die Fakten auf der Hand. Mittelständler können immens davon profitieren, wenn sie die Geistesblitze ihrer Mitarbeiter besser nutzen.

„Wir sehen im Ideenmanagement einen großen Vorteil, da sich die Mitarbeiter dabei aktiv einbringen können, um ihren Arbeitsalltag zu gestalten.“ So heißt es bei der Broetje-Automation GmbH. Der weltweit agierende Experte für Produktionsprozesse der Luft- und Raumfahrtindustrie mit rund 400 Mitarbeitern und Sitz in Wiefelstede und Jaderberg plant und realisiert Lösungen für die Flugzeugmontage. In der Wissenschaft, in der Universität Potsdam, meint man gar: „Das Ideenmanagement ist tatsächlich in der Lage, den Erfolg eines Unternehmens zu verbessern.“

Warum zieht dieses Management der Ideen, das alte betriebliche Vorschlagswesen, dann nicht viel mehr Aufmerksamkeit auf sich? Warum hat es nicht viel mehr Anhänger und Praktiker? Das ist eine lange Geschichte. Denn tatsächlich konnten manche Firmen damit schonMillionen auf ihrer Haben-Seite verbuchen.
Historisch verbrieft ist, dass Günther Höckel, in den 60er-Jahren Leiter des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (dib), dem Betrieblichen Vorschlagswesen auf den Spuren von Krupp den Weg in unsere Zeit bereitet hat. Seit 20 Jahren legt die Frankfurter Bildungsinstitution, die heute Teil des Dekra-Konzerns ist, eindrucksvolle Statistiken vor. Der Report für das Jahr 2011 besagt, dass die daran beteiligten 163 Unternehmen fast 1,5 Millionen Vorschläge von insgesamt 554 233 Einreichern verbuchen konnten und der daraus errechnete Gesamtnutzen annähernd 1,5 Mrd. Euro beträgt.
Die Vorschlagsquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 33 % von 61 auf 81 Vorschläge pro 100 Mitarbeiter gestiegen, und sogar der Prämiendurchschnitt kletterte um 10 %. Vergleicht man diese Zahlen allerdings mit jenen aus dem Jahr 2000, ist festzustellen, dass sich 278 Unternehmen weniger an dieser Analyse beteiligt haben, dafür aber beinahe 200 000 Vorschläge mehr eingebracht wurden, deren Nutzungswert für die Firmen jedoch zwischen den damals angegebenen „DM“-Beträgen und den heutigen Euro-Aufstellungen differiert. Sicher bleibt nur, dass sich die Verringerung der Nutzungswert-Ergebnisse durchaus im Rahmen hält und nach wie vor der Satz gilt: „Bei den Einsparungsbeträgen durch das Ideenmanagement handelt es sich durchaus um handfeste Werte und nicht um imagefördernde Zusatzbetrachtungen.“
Die Vorschlags-Praxis hat dabei im Lauf der Zeit bestimmte Schwerpunkte erkennen lassen. Dazu gehören nicht allein die Prämienbemessung, sondern auch die Informationszeiten über Erfolg oder Misserfolg eines Verbesserungsvorschlags (VV), die Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten und – man wird es kaum glauben – der für das Ideenmanagement innerbetrieblich eingesetzte Werbeaufwand. „Der Erfolg des Ideenmanagements liegt nicht zuletzt an dem ausgefeilten Anreizsystem“, hieß es in einer Unternehmensinformation aus der Zeit von Dr. Uwe Loos, dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden der FAG Kugelfischer Schäfer AG, der schon das alte BVW (Betriebliches Vorschlagswesen) als wichtiges Führungsinstrument gekennzeichnet hatte. Vor allem große Unternehmensgruppen mit einem erfolgreichen Ideenmanagement wie die Bayer AG oder die Siemens AG, wie BMW oder Bertelsmann können auf ähnliche Erfahrungen verweisen.
Mittlerweile melden aber nicht nur Konzerne, sondern vor allem mittlere Unternehmen Erfolge ihres Ideenmanagements. Nicht nur Broetje-Automation, sondern auch die Beumer Group, ein international führender Hersteller von Intralogistik mit Sitz im nordrhein-westfälischen Beckum, der mit rund 3000 Mitarbeitern jährlich circa 500 Mio. Euro umsetzt, oder die Fischerwerke in Waldachtal, die mit ihren Befestigungssystemen wie Dübel und Anker weltweit bekannt wurden und heute in 43 Landesgesellschaften fast 4000 Mitarbeiter beschäftigen.
Dabei ist die Höhe der Prämien, die an Mitarbeiter für ihre Vorschläge gezahlt wurden, in allen drei Unternehmungen annähernd ähnlich und entspricht mit Spitzenwerten von 1000 bis 5000 Euro jeweils etwa 10 % des Verbesserungsnutzens. Konkret sind es bei Broetje-Automation 30 %. Dennoch wird über das Ideenmanagement auf unterschiedlichen Wegen informiert. Bei Beumer mithilfe von Info-Tafeln und Mitarbeiterversammlungen, bei Fischer und Broetje über das Intranet.
Vor einigen Jahren in Zeiten der Krise, aber wie eigens betont wird, nicht dadurch verursacht, wurde bei Fischer ein Beteiligungsrückgang beobachtet. Als Ursache nimmt man „einen nicht optimalen Bewertungsprozess“ an, nach dessen Verbesserung wieder ein Beteiligungsanstieg festgestellt werden konnte. Jetzt bewerten die Vorgesetzten die Vorschläge, wie es heißt, eigenverantwortlich.
Auch bei Beumer war die Teilnahme vorübergehend leicht zurückgegangen. Vorwiegend erklärt wird dies damit, manche Mitarbeiter würden befürchten, eine Vorschlagsablehnung könne leicht einen Teilnahmeverzicht zur Folge haben. Bei Broetje dagegen ist die Beteiligung gestiegen, „da die Mitarbeiter erkannt haben, dass ihre Ideen zu konkreten Verbesserungen in ihrem Arbeitsfeld geführt haben“.
Auf jeden Fall wird in allen drei Firmen das Beteiligungsverhalten der Belegschaftsmitglieder individuell beobachtet und es werden Konsequenzen daraus gezogen. Schließlich wurde dort der Nutzungswert von Mitarbeitervorschlägen erkannt und man ist übereinstimmend der Meinung, dass dabei keinerlei Negativentwicklung zu verzeichnen war. Ein ganz großer Vorteil.
Bei der Beumer Group formuliert Dr. Christoph Beumer, der Vorsitzende der Geschäftsführung, sogar: „Das Ideenmanagement ist eines der wichtigsten Instrumente einer modernen Unternehmensführung.“ Und bei den Fischerwerken heißt es: „Das Ideenmanagement hat sich im Unternehmen etabliert. Der Nutzen steht außer Frage.“ Solche Äußerungen, zumal von erwiesenen Praktikern, sollten dem Ideenmanagement einen weiterführenden erfolgreichen Weg bereiten. Auch die Politik ist aufgerufen, Fördermaßnahmen in Gesetzesform, vor allem für Steuerminderungen, beizusteuern.
Rosemarie Fiedler-Winter Journalistin in Hamburg

Kosten sparen ist wichtigstes Ziel

Ideenmanagement

Die wichtigsten Ziele des Ideenmanagements waren im Jahr 2011 laut dem Deutschen Institut für Betriebswirtschaft (dib):
  • Kosteneinsparungen
  • Verbesserung von internen Prozessen
  • Nutzung von Mitarbeiter-Kreativität
  • Steigerung der allgemeinen Zufriedenheit
  • Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen
Die durchschnittliche Vorschlagsquote lag bei 81 Ideen pro 100 Mitarbeitern, wobei die Aluminium und Metall verarbeitende Industrie führend war. Die Branche konnte neben den öffentlichen Körperschaften und den Verkehrsdienstleistern auch die zügigste Vorschlagsbegutachtung nachweisen.
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 5
Ausgabe
5.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de