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Preisvorteil macht Einstieg leichter

Lohnfertiger Geiger baut sein Unternehmen mit Gebrauchtmaschinen auf und aus
Preisvorteil macht Einstieg leichter

Mit einer gebrauchten Maschine ist Michael Geiger vor sechs Jahren in die Selbstständigkeit gestartet. Heute, nach überwundener Krise, stehen im Neubau in Uhingen sieben gebrauchte Maschinen unter Strom. Mit der Entscheidung für eine gebrauchte Mori Seiki CNC-Drehmaschine mit Portallader ist er in die automatisierte Serienfertigung eingestiegen.

Direkt an der B 10 in Uhingen steht der propere Neubau der Michael Geiger Metall. Von Stuttgart kommend verlässt der Besucher die B 10 an der Ausfahrt Göppingen West/Industriegebiet Uhingen Ost und erreicht nach dreimaligem Rechtsabbiegen die Junkerstraße. Es ist der letzte Bau in der kleinen Sackgasse, der ins Auge sticht. Michael Geiger und Frau Tanja führen hier die Regie. Während er die technische Seite des Geschäftes abwickelt, ist Tanja Geiger die Chefin im lichtdurchfluteten Büro eine Etage über der Werks halle.

Unten in der Halle wird schnell die Orientierung des Unternehmens deutlich. Sechs Drehmaschinen weist der Lohnfertiger aus, der sich auf die Bearbeitung von Drehteilen spezialisiert hat. Ergänzt wird der Maschinenpark von der neu hinzugekommenen Fräsmaschine von Deckel Maho, die gerade startklar gemacht wird. „Bisher mussten wir Fräsarbeiten an den Werkstücken nach außen vergeben“, erklärt Michael Geiger. „Jetzt sind wir flexibler und führen derartige Arbeiten selbst aus.“ Wenn die Geschäfte weiterhin gut laufen, kann er sich auch noch eine Schleifmaschine in der Halle vorstellen.
Die Aufträge kommen aus dem Getriebebau, dem Maschinenbau, der Automobilindustrie oder dem Bau. Ein fester Kunde, die Wezel GmbH Kaltumform-Technik in Frickenhausen, liefert Serienteile, die hier spanend weiterverarbeitet werden. Diese Aufträge starteten mit 20.000 und 30.000 Teilen. Das stellte Geiger vor die Entscheidung, entweder zwei oder drei neue Mitarbeiter einzustellen oder nach einer automatisierten Lösung zu suchen. „Wir mussten Kosten sparen und haben an eine Maschine mit Portallader gedacht“, blickt er zurück.
Michael Bosetti, Chef der BTT Bosetti Tech Transfer in Ispringen bei Pforzheim, hatte für diese Aufgabenstellung eine gebrauchte Drehmaschine Mori Seiki Cl 20 mit Portallader empfohlen. „Wir kennen uns schon lange und ich weiß, dass ich bei ihm in guten Händen bin“, hebt Geiger hervor. Dank des Networkings unter Kollegen hatte Bosetti schnell die richtige Maschine gefunden. Bei einem Händlerkollegen in Köln haben die beiden dann die Maschine besichtigt und Geiger hat zugeschlagen. Er begründet seine Entscheidung: „Gegenüber einer Neuen war diese Maschine deutlich kostengünstiger.“
Danach ging alles sehr schnell. „Da mussten noch einige technische Dinge geregelt werden“, berichtet Bosetti. Doch nach einer Woche sei die Maschine in Uhingen gewesen. „Dann hat es noch drei Tage gedauert, bis sie gelaufen ist“, unterstreicht er die schnelle Abwicklung. Und Geiger resümiert: „Die Maschine läuft jetzt drei Jahre, wir sind sehr zufrieden damit und haben inzwischen vier Maschinen von Herrn Bosetti im Betrieb.“ Eine Mori Seiki sei eine gute Werkzeugmaschine und das Preis-/Leistungsverhältnis habe bei dieser Maschine absolut gepasst, hebt Geiger hervor.
Probearbeiten hatte Geiger vor Kauf nicht durchgeführt: „Das lief auf Vertrauensbasis, wie immer.“ Doch wenn einer der Kunden dies wolle, könne er das natürlich, ergänzt Bosetti. „Mit der Funktionsgewährleistung, die wir bei Inbetriebnahme der Maschine beim Kunden abgeben, hat dieser die Garantie, dass er eine perfekte Geometrie erhält und somit auch gute Teile fertigen kann“, erläutert der Händler. Die Funktionsgewährleistung bescheinigt dem Kunden, dass die Maschine das kann, was der Händler versprochen hat. Bis dahin übernimmt der Händler bis zur Inbetriebnahme beim Kunden das volle Risiko. Es könne ja beim Verladen oder beim Transport noch etwas kaputt gehen, sagt Bosetti. Wenn der Kunde dann die Maschine abgenommen hat, ist der Händler außen vor.
Auf die Frage, ob sie erneut eine gebrauchte Maschine kaufen würden, sagt Tanja Geiger: „Wir haben bisher nur gebrauchte Maschinen gekauft und haben bis auf eine nie Probleme damit gehabt.“ Die Problemmaschine, eine italienische Drehmaschine, sei zwar die teuerste gewesen, habe aber von Anfang an Schwierigkeiten gemacht. Ständig seien Fehler aufgetreten und Michael Geiger habe schon zum Vorschlaghammer greifen wollen. Diese Maschine habe er aber nicht von Bosetti gekauft, sagt er lachend.
Im vergangenen Jahr war Tanja und Michael Geiger aber erst einmal das Lachen vergangen. 2004 hatte Geiger seine erste Maschine in der Halle bei einem Freund aufgestellt, 2005 dann aber eine eigene Halle gemietet. „2007 hatten wir uns in unserem Heimatort Uhingen um einen Bauplatz bemüht und 2008 hier gebaut“, gibt Tanja Geiger einen Kurzbericht über die bisherige Geschichte des Unternehmens. „Wir sind im November 2008 umgezogen, die Maschinen wurden hierher transportiert und aufgestellt und von da an kam nichts mehr“, ist Tanja Geiger noch heute schockiert. Zunächst habe man das noch auf die Weihnachtszeit geschoben. Aber dann: „Wir haben unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, zum Teil waren sie zwei Monate zu Hause.“ Entlassen habe man nur einen, aber nicht wegen der Krise. „Wir hatten 2009 nicht einmal die Hälfte des Umsatzes vom Vorjahr“, blickt sie nachdenklich zurück.
Aber das Geschäft läuft wieder gut, sind die beiden Jungunternehmer erfreut. Schon im September habe man eine leichte Tendenz nach oben festgestellt. „Erst ab November, Dezember ist es wieder losgegangen und jetzt ist die Marktbelebung deutlich spürbar“, stellt Michael Geiger erleichtert fest. Und zwei neue Mitarbeiter sind auch schon eingestellt. Mit ihren 400 m² Fläche kann die Halle, in der gerade erst die neue Fräsmaschine Platz gefunden hat, noch weitere zwei Maschinen aufnehmen. Mit Blick in die Zukunft meint Geiger: „Wir können auch noch expandieren, der Platz ist vorhanden.“
Michael Bosetti freut sich für die Geigers. Konnten sie doch auch durch den Einsatz von Gebrauchtmaschinen eine schwierige Zeit meistern. Der Preisvorteil der Gebrauchten ließe heute auch schon Großbetriebe, die Prototypen oder Kleinserien fertigen, auf solche zurückgreifen. „Das Basel-II-Gehabe der Banken schränkt den Finanzspielraum von Unternehmen aller Größenordnungen extrem ein“, stellt Bosetti fest. Das sei sicherlich auch noch ein Grund, vielleicht aus eigener Tasche eine Gebrauchtmaschine zu finanzieren, anstatt bei 20 Leasingfirmen betteln zu gehen.
Dr. Rolf Langbein
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