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Rundum-Leistungspakete machen den Unterschied

Weltwirtschafts-Forschung ermutigt zur Produktion am Standort D
Rundum-Leistungspakete machen den Unterschied

Trotz starkem Euro, explodierenden Energiepreisen und Finanzkrisen meldet die deutsche Wirtschaft Umsatz- und Gewinnrekorde. Der Grund ist die technologische Führerschaft der Unternehmen, erklärt Volkswirtschaftler Thomas Straubhaar.

Wo deutsche Unternehmen sich weltweit profilieren und Wettbewerbsvorteile sichern, liege dies selten an geringeren Kosten oder tiefen Preisen, sagt der Direktor des Hamburger Weltwirtschafts-Instituts (HWWI), Thomas Straubhaar: „Die Basis dafür ist meist ein technologischer Vorsprung.“ Dieser nämlich erlaube es, die Spielregeln am Markt zu bestimmen und hohe Preise mit satten Margen durchzusetzen. Zudem seien Firmen mit diesem Alleinstellungsmerkmal weniger anfällig für kurzfristige Konjunktursorgen.

Längst geht es für viele deutsche Firmen nicht mehr darum, in schöner Regelmäßigkeit günstiger und dann noch einmal billiger als die ausländische Konkurrenz zu werden. Es geht um technologische Führerschaft. Wer Technologieführer ist, steht weniger im harten internationalen Kostenwettbewerb und ist auch nicht einseitig kostenabhängig Er bestimmt selbst die Preise und kann so höhere Kosten auf seine Kunden abwälzen.
Höhere Energiepreise oder ein stärkerer Euro schmälerten dann zwar immer noch die Margen, erklärt der promovierte Volkswirtschaftler: Sie gefährdeten aber nicht grundsätzlich die internationale Wettbewerbsfähigkeit. „Dies umso weniger, als dass ein starker Euro einerseits die deutschen Exporte verteuert, andererseits jedoch die deutschen Importe verbilligt und damit dazu beiträgt, Produktionskosten zu senken.“
Zur technischen Exzellenz gesellt sich Multi- statt Monokultur. So haben sich in der jüngeren Vergangenheit viele deutsche Betriebe vom bloßen Produkthersteller zum Systemanbieter gemausert. Nicht mehr ausschließlich Maschinen, Elektrogeräte oder Fahrzeuge werden verkauft – das Portfolio umfasst vielmehr ganzheitliche Problemlösungen mit einem industriellen Kern und einer Hülle oft sehr unterschiedlicher vor- sowie nachgelagerter Dienstleistungen. Letztere reichen von der Planung und Organisation über die Führung und den Betrieb bis hin zur Finanzierung, Versicherung, Wartung und Modernisierung.
„Solch attraktive Rundum-Leistungspakete machen den Unterschied aus“, betont der HWWI-Chef. Es seien die effektive Organisation und das Management komplexer internationaler Wertschöpfungsnetzwerke, die Monopolstellungen auch jenseits der Kostenführerschaft sichern.
Exakt hier zeige sich aber auch, wieso das jüngste deutsche Wirtschaftswunder nicht den gefühlten Wohlstand für alle bewirkt: In der Nachkriegszeit waren Hände gesucht worden, um Deutschland wieder aufzubauen. Heute sind die Köpfe knapp.“ Deshalb öffne sich die Schere zwischen Gewinn und Verlust stärker als jemals zuvor, aber eben nicht mehr zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern oder Kapitalisten und Proletariern. Vielmehr öffne sie sich zwischen besser und schlechter Ausgebildeten: „Wer etwas kann, was andere nicht können, profitiert. Wer nur etwas will, was auch andere wollen, verliert zwangsläufig.“
Ein weiterer Aspekt komme hinzu, unterstreicht Straubhaar: Deutschland sei von der US-amerikanischen Wirtschaft heute weniger abhängig als vor Jahren noch. Die auf 27 Länder gewachsene EU oder die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) hätten dagegen an Bedeutung gewonnen. „Die Volkswirtschaften in Südostasien, die Öl exportierenden Länder Arabiens, aber auch die neuen EU-Länder Mittel- und Osteuropas haben einen riesigen Bedarf an Infrastruktur, an Investitionsgütern, an Maschinen, Geräten und Apparaten.“ Davon profitierten deutsche Firmen in ganz besonderem Maß. Denn hohe Ölpreise hätten nicht allein Nachteile. Im Gegenteil: Die Öl exportierenden Länder verfügten über Geld, das sie wieder für den Kauf von Konsum- und Investitions- oder Anlagegütern auch aus Deutschland ausgäben. Zudem führten steigende Energiepreise zu einer starken Nachfrage nach deutscher Technologie, mit deren Hilfe sich Energie einfacher und besser gewinnen und effizienter verwenden lässt.
Zwar hätten auch die Wirtschaftspessimisten Recht, konzediert Straubhaar. Die Welt steht nach wie vor im Bann der Finanzkrise. So wurden seit Sommer 2007 bis Mitte März 2008 weltweit Vermögen von 6 Billionen Euro zerstört und es bleibt unsicher, ob das Schlimmste bereits überstanden ist. Die konjunkturellen Gefahren dominieren die Erwartungen und die Risiken bleiben hoch und die Rahmenbedingungen für die künftige konjunkturelle Entwicklung haben sich in den letzten Monaten eingetrübt. „Dennoch gibt es für die deutsche Industrie genügend gute Gründe für eine optimistische Perspektive.“
Für diesen ungebrochenen Optimismus sprächen die hohe Kompetenz und die Technologieführerschaft vieler deutscher Firmen. Sie sorgten dafür, dass die hiesige Konjunktur aller pessimistischen Signale zum Trotz nicht abstürzen werde. „Die strukturelle Stärke der deutschen Wirtschaft macht weniger naiven Träumern Hoffnung als vielmehr kühl kalkulierenden Investoren aus aller Welt.“
Wolfgang Filì Journalist in Köln
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