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Wie die Digitalisierung die Stahlbranche beschleunigt
Schneller Handel

Die deutsche Stahlbranche gilt als eher konservativ. Doch die Möglichkeiten, durch Vernetzung Bestellungen zu beschleunigen, führen allmählich zum Umdenken. Davon profitiert die digitale Handelsplattform der Salzgitter Mannesmann Stahlhandel GmbH, die 2018 weiter ausgebaut wird.

Oliver Züchner
Fachjournalist in Hannover

Wer meint, das Fax sei ausgestorben, irrt. Gerade im Stahlhandel ist die Uralttechnik nach wie vor beliebt. Eher zögerlich nutzen Hersteller, Händler und Abnehmer die Möglichkeiten, durch Digitalisierung die Abläufe zu beschleunigen. Gerade in Deutschland ist das Potenzial enorm, vergleicht man die Praxis hierzulande mit Skandinavien, den Niederlanden oder Spanien.

Ein Beispiel: Ein Mittelständler will einem Kunden einen Kessel anbieten und daher ein Angebot erstellen. Das Unternehmen kontaktiert telefonisch oder per Fax bis zu fünf Stahlzwischenhändler und verhandelt über Preise. Ist die Entscheidung gefallen, wird der Auftrag vergeben. Bis es soweit ist, gehen Tage ins Land, auch weil Stähle verschiedener Güten benötigt werden und nicht jeder Zwischenhändler die gewünschte Menge vorrätig hat. Dabei sind komplexere Anfragen, die Anarbeitungen von Teilen durch Schneiden, Lasern oder Brennen einschließen, gar nicht berücksichtigt.

Zudem: Haben Händler bestimmte Teile nicht vorrätig, werden sie bei den Herstellern nachfragen, wann sie liefern können. So wird zusätzlich zur Kommunikation zwischen Metallbauer und Zwischenhändler eine zweite Abstimmungsschleife zwischen Zwischenhändler und Hersteller eröffnet. Auch diese kostet Personal und Zeit.

Die mehrfachen Brüche in der Kommunikation tun ein Übriges, um den Vorgang zu entschleunigen: Die Bestellung trifft beim Zwischenhändler per Mail ein, wird dort händisch ins Warenwirtschaftssystem eingepflegt, während die Anfrage beim Stahlhersteller telefonisch läuft.

Die digitale Alternative

Um die Prozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen, hat die Salzgitter Mannesmann Stahlhandel GmbH mit „e-Connect“ ein durchgehend digitalisiertes Handelssystem eingeführt. Bereits mehr als 100 Kunden in Europa sind dadurch mit der Vertriebsorganisation der Salzgitter AG verbunden.

„Wir können nahezu alles digital abwickeln, ohne Brüche in den Prozessen“, sagt Thomas Schöler, Leiter Business Solutions. So werden Auftragsbestätigungen, Lieferpapiere und Rechnungen direkt in den Systemen der Händler hinterlegt. Großhändler erhalten Einsicht in den rund 250 000 t schweren Salzgitter-Bestand. So wissen sie bereits bei der Bestellung, ob das gewünschte Produkt in der benötigten Menge vorrätig ist oder mehr Zeit einkalkuliert werden muss. „Gleichzeitig können wir die Händlerkunden – also die Zwischenhändler – besser an uns binden“, sagt Schöler.

Das funktioniert, weil die Einsparungen, die Salzgitter-Kunden durch optimierte Prozesse erzielen, stärker ins Gewicht fallen als die Ersparnisse durch Preisvergleiche, so Schöler. Aktuell erzielt Salzgitter Mannesmann Stahlhandel bereits 10 % seines Umsatzes über digitale Plattformen, die der Konzern unter der Marke „e-World“ bündelt. Dazu gehören ein Webshop und eben die Handelsplattform „e-Connect“.

Treiber Automotive

Anfang 2013 begann das Unternehmen mit der Konzeption und dem Aufbau des Systems, das im November 2015 von der Pilotphase in den Echtbetrieb wechselte. Anlass für die Entwicklung war ein skandinavischer Kunde, der regelmäßig zukauft und gerne in den Bestand Einsicht nehmen wollte. „Das gab bei uns eine intensive Diskussion, die dann zur Entwicklung von e-Connect führte“, berichtet Schöler.

Nachdem das System gestartet war, sprang die Automobilindustrie auf. „Die großen Zulieferer und Erstausrüster verlangen durchgehend vernetzte Systeme und schaffen somit einen Kostendruck, dem nicht zuletzt durch erhöhte Effizienz in den Prozessen begegnet werden kann“, sagt er.

Noch immer aber wird ein nicht unbeträchtlicher Teil des Umsatzes über den Webshop generiert: durch Händler, die über kein oder kein modernes Warenwirtschaftssystem verfügen.

Mit seiner digitalen Handelsplattform sieht sich Salzgitter im europäischen Raum an der Spitze der Entwicklung. Zwar beschäftigten sich auch andere Stahlhersteller mit der Digitalisierung, aber nur wenige bieten einen Webshop. Gleichwohl wird daran arbeitet, den Vorsprung zu halten.

Dazu gehört die Optimierung von Anarbeitungen, etwa durch Zuschneiden: „Ein Kunde bestellt 20 Stahlträger à 10 Meter Länge. Liefern wir 12 Meter, hat unser Abnehmer 20 mal 2 Meter, also 40 Meter Verlust“, rechnet Schöler vor. Daher soll künftig im Bestand automatisch nach Teilen möglichst passender Länge Ausschau gehalten werden.

Smarter bestellen

Weitere Anstrengungen zielen auf die Optimierung der Logistikkosten, die im Stahlhandel 20 bis 25 % der Gesamtaufwendungen ausmachen. „Letztlich heißt das, dass wir Bestellungen anhand mehrerer Kriterien abwickeln, die zudem flexibel gewichtet werden“, sagt Schöler und nennt als Beispiel eine Bestellung von Brennteilen.

Dabei werden im Laser- oder Brennverfahren Teile aus Stahlblechen ausgeschnitten. Je effizienter das Blech ausgenutzt wird, desto geringer sind Verschnitt und Kosten. „Wir werden künftig nicht mehr nur auf die bestmögliche Ausnutzung des Blechs achten, sondern auch auf die möglichst gleichmäßige Auslastung der Maschinen in unseren bundesweit zehn Lagerstandorten“, erklärt er. Auch die Länge des Transportweges und die Transportkosten sollen in die Abwicklung der Aufträge einfließen.

Mit der smarteren Abwicklung von Bestellungen wolle Salzgitter die Kosten für sich und seine Kunden weiter senken, sagt Schöler. „Unser Ziel ist es, mit dem Kunden gemeinsam zu wachsen.“


Zuliefertreff Hannover Messe

Mehr über die digitale Handelsplattform der Salzgitter AG erfahren Besucher in
Halle 5, Stand E16, der Hannover Messe vom 23. bis 27. April. Dort präsentiert das Unternehmen im Rahmen der Industrial Supply, der internationalen Leitmesse für innovative Zulieferlösungen und Leichtbau, seine Produkte und Services. Geschätzt mehr als 80 000 Besucher werden in diesem Jahr auf der branchenübergreifenden Schau in den Hallen 3 bis 5 erwartet, davon 95 % Fachbesucher und gut 40 % aus dem Ausland. Kernthemen der Industrial Supply sind Global Sourcing und die Arbeit in Netzwerken (Smart Supply). Das spiegelt sich in den Formaten der Messe wider, etwa der neuen Integrated Lightweight Plaza, dem zentralen Zulieferforum und den Highlights@IndustrialSupply. Weitere Synergien ergeben sich aus der Cemat: Die Weltleitmesse für Intralogistik und Supply Chain Management findet erstmals zeitgleich zur Hannover Messe statt.

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