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Anlaufmanagement im Wandel der Zeit
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Bei jedem Anlauf sind oft wegweisende Entscheidungen in einem noch instabilen Zustand zu treffen. Umso mehr müssen Instabilitäten im Anlaufmanagement reduziert werden. Bild: Porsche
Ein Aachener Graduiertenkolleg zum Anlaufmanagement fokussiert dessen Weiterentwicklung, um Produktionen bei reduzierter Komplexität schneller und erfolgreicher zu starten.
Wie verändern Digitalisierung und Automatisierung die Produktionsanläufe der Zukunft? Wie können Instabilitäten im Anlaufmanagement reduziert werden? Und wie lassen sich die steigende Komplexität und sich stetig verändernden Herausforderungen beherrschen? Antworten auf diese und noch tiefer greifende Fragen gibt das Graduiertenkolleg Anlaufmanagement der RWTH Aachen University mittlerweile bereits in der dritten Staffel.
Die größte Herausforderung eines jeden Anlaufs besteht darin, oft wegweisende Entscheidungen in einem noch instabilen Zustand treffen zu müssen, wobei die resultierenden Zukunftsszenarien unvorhersehbar sind. Hieraus ergeben sich sowohl Effizienz- als auch Effektivitätsverluste. Diese zeigen sich letztendlich in der Nichteinhaltung des eigenen Qualitätsanspruchs, geplanter Liefertermine oder des vorgenommenen Kostenrahmens. Im schlimmsten Falle droht gar ein Scheitern des Gesamtprojektes.
Um die Komplexität im Anlaufmanagement zu bewältigen, setzt das Graduiertenkolleg in seinem Forschungsansatz an zwei entscheidenden Stellschrauben an: der Reduzierung der Komplexität und der Beherrschung des Gesamtsystems. Da die Herausforderungen des Anlaufmanagements thematisch in vielen verschiedenen Forschungsbereichen Einzug halten und wichtiger werden, ist verschiedene Fachbereiche interdisziplinär zusammenarbeiten. Deshalb finden sich im Graduiertenkolleg Doktorandinnen und Doktoranden der RWTH Aachen aus verschiedenen Instituten zusammen.
Im vergangenen Juni veranstaltete das Graduiertenkolleg die 3rd International Conference on Ramp-Up Management. Besonders im Fokus stand die Anwendung von Agilitätskonzepten im Anlauf, um als Wettbewerber in einer dynamischen Umwelt konkurrieren zu können. Im Zuge dieser Konferenz wurde eine Studie zur aktuellen Relevanz des Anlaufmanagements sowie Trends in dessen Umfeld durchgeführt. Eine breite Basis der befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, allesamt Experten aus Wissenschaft und Praxis, erbrachte repräsentative Ergebnisse mit dem Schwerpunkt auf der Analyse des Einflusses von Industrie 4.0 und der Agilität im Anlauf.
Wie beeinflusst Industrie 4.0 den Anlauf der Produktion?
Die Mehrheit der Teilnehmer war sich einig, dass Industrie 4.0 auch im Anlaufmanagement viele Vorteile mit sich bringt. So sind 80 % der Meinung, dass intelligente Maschinen in Zukunft eine wichtigere Rolle bei der Problemlösung im Anlauf einnehmen. Auch integrativen Fertigungsverfahren werden zur Einbindung autonomer Produktionsprozesse eine immer wichtigere Rolle zugesagt (75 %). Überdies sind sich mehr als 90 % darüber einig, dass ein höheres Maß an Vernetzung und Informationsaustausch zu mehr Transparenz im Anlauf und in der Produktion führen wird. Auch die Quantifizierung von Kosten und Nutzen im Anlauf wird nach Meinung von knapp 70 % der Befragten durch Industrie 4.0 vereinfacht.
Die Ergebnisse zeigen: Die Experten stimmen überein, dass Industrie 4.0 auch im Anlauf eine wichtige Rolle einnimmt – über die Ausmaße dieser Rolle besteht allerdings Uneinigkeit. Dies ist vor allem an der künftigen Rolle der Produktionsmitarbeiter ersichtlich. Die These, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre digitale Systeme eine Intelligenz erreichen, die es ihnen ermöglicht, selbst zu lernen und Entscheidungskompetenzen zu übertragen, findet zwar bei 65 % der Befragten Zuspruch – allerdings beantworteten 50 % der Befürworter diese These lediglich mit „Trifft eher zu“.
Das zeigt, dass die Skepsis vor allem hinsichtlich der Übertragung von Entscheidungskompetenzen vom Menschen auf Maschinen nach wie vor relativ groß ist. Auch Aspekte der Digitalisierung, die den Personalbedarf in Zukunft beeinflussen könnten, werden kritisch bewertet. So meint die Hälfte der Befragten, dass Digitalisierung und Automatisierung in Zukunft den Personalbedarf nicht drastisch reduzieren werden. Genauso sind sich Experten uneins, ob sich Menschen beim Anlauf in Zukunft lediglich kognitiven Aufgaben, etwa der Lösung komplexerer Problemstellungen, widmen werden.
Agilität – Wie flexibel muss der Anlauf sein?
Produktionsanläufe müssen heute agil gestaltet sein, um die Anlaufzeit einerseits zu optimieren und andererseits mögliche Fehler im Anlauf frühzeitig zu identifizieren und schnell darauf zu reagieren. Diese Sichtweise teilt auch die Mehrheit der Befragten. Die agile Anlaufgestaltung bezieht Kunden möglichst früh ein. So meinen knapp 90 % der Befragten, dass ein stufenartiger Anlauf, der jeweils eine Validierung durch potenzielle Kunden beinhaltet, das Risiko erfolgloser Produktstarts erheblich verringert. Durch eine frühe und intensive Kundenintegration wird ebenso die Time-to-Market verkürzt – dem stimmen über 80 % der Befragten zu.
Eine schnelle Veränderung in den Arbeitsabläufen stellt eine Herausforderung für Mitarbeiter dar. Um Eingewöhnungszeiten zu verringern und die Flexibilität von Personal bezüglich unterschiedlicher Arbeitsplätze zu fördern, wurden die Teilnehmer zu Augmented Reality befragt. Von schnelleren Lernerfolgen und einem minimierten Fehlerrisiko durch ebensolche Hilfsmittel gehen circa 80 % der Befragten aus. Ein noch größerer Anteil der Experten verspricht sich durch Augmented Reality, dass Mitarbeiter flexibler werden und an zusätzlichen Arbeitsplätzen eingesetzt werden können. Letztlich meinen mehr als 80 % der Befragten, dass die Dauer von Entwicklungsprozessen gegenüber dem gesamten Produktlebenszyklus sinken wird.
Die Ergebnisse der Studie werden nun genutzt, um die inhaltliche Ausrichtung des Graduiertenkollegs zu justieren. Experten des Anlaufmanagements sind sich dabei einig, dass die Herausforderungen für Unternehmen stark wachsen werden. Nur durch strukturierte und interdisziplinäre Forschungs- und Praxisarbeit kann das Anlaufmanagement gemeinsam weiterentwickelt werden. Industrie 4.0 und viele geleistete Arbeiten zeigen bereits positive Auswirkungen auf die Effizienz und Effektivität der Anlaufgestaltung. Durch die immer weiter zunehmende Digitalisierung und Automatisierung werden jedoch auch immer wieder neue Fragen aufgeworfen, die es gemeinsam zu beantworten gilt.
Prof. Robert Schmitt et al., Sprecher DFG Graduiertenkolleg Anlaufmanagement der RWTH Aachen
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