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Sourcing-Strategie: Impfstoffverteilung ist Stresstest für die Supply Chain

Die Impfstoff-Lieferkette
Stresstest für die Supply Chain

Globale Lieferketten sind heute in vielen Branchen Stand der Technik. Covid-19 hat den Domino-Effekt solcher Versorgungssysteme vor Augen geführt, auch in der „Vaccine Chain“. Wenn ein Stein fällt, fällt die ganze Reihe – das Gegenteil von „robust“. Dabei hätten praktikable Lösungen Abhilfe schaffen´können.

» Sebastian Mank, Senior Projektleiter bei Hanselmann & Compagnie, Stuttgart

Winziges Virus, gigantische Wirkung: Covid-19 hebt seit 2020 die Welt aus den Angeln. Die Planung in der „Nationalen Impfstrategie Covid-19“ des Gesundheitsministeriums klang zunächst recht simpel: Die Hersteller liefern die Impfstoffdosen an Anlieferungszentren in den EU-Mitgliedsstaaten. Von dort aus werden die Dosen an hunderte von Impfzentren sowie mobile Impfteams verteilt. Für die Lagerung und die Weitergabe an die Impfzentren vor Ort sind die Länder selbst verantwortlich. Außerdem müssen sie das benötigte Zubehör wie Spritzen, Kanülen, Pflaster und Desinfektionsmittel bereitstellen. Eine gigantische, komplexe Lieferkette.

Fakt ist: Die Verteilung von Millionen von Impfdosen wird zum Stresstest für die Supply Chain, manche sprechen gar von einem logistischen Jahrhundertprojekt. Warum? Weil noch weitere Anforderungen hinzukommen. Die Shortlist: strikte Kühlanforderungen, extreme Sicherheits- und Qualitätsanforderungen, extremer Zeitdruck.

Im Januar 2021 trat die kritische Situation ein, dass zu wenig Impfstoff produziert worden war und die Impfzentren deshalb nicht mit den Mengen beliefert werden konnten, wie es der Plan vorsah. Die Folgen haben bundesweit Schlagzeilen gemacht. Eine Lösung könnte sein, ein zentrales, standort- und unternehmensübergreifendes „Kontrollzentrum“, eine Art Leitstand aufzubauen. In Vorreiterunternehmen in der Industrie bereits Usus, laufen dort alle Informations- und Handlungsfäden zusammen.

Oberstes Gebot: Transparenz

Voraussetzung ist, dass entsprechend aufbereitete Daten zur Verfügung gestellt werden. (Wobei gesagt werden muss, dass die Daten in diesem speziellen Fall gewissen Einschränkungen wie der Geheimhaltung unterliegen.) In der Industrie hat es sich bewährt, dass sich die Entscheider oder Experten mehrmals täglich treffen. Denn nur so ist es möglich, sich einen Überblick über die aktuelle Lage zu verschaffen und die notwendigen Schritte zu besprechen.

Übertragen auf unser Beispiel: Man ruft Experten aus den einzelnen Bereichen Planung, Terminsteuerung, Digitalisierung und Logistik zusammen, initiiert gebündelte Maßnahmen und ermittelt, welche Informationen in welcher Form benötigt werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich zu jeder Zeit ein aktuelles und vollständiges Bild über den Stand der Logistik ergibt. Auf diese Weise verfügen alle relevanten Personen zu jeder Zeit über die benötigten Informationen und sind in der Lage, zu planen, zu steuern und Termine zu koordinieren. Transparenz ist oberstes Gebot.

Die Pandemie, davon sind viele Experten überzeugt, wird die Notwendigkeit von Echtzeit-Kommunikation und Transparenz im Sinne der End-to-End-Visibility von Lieferketten weiter verstärken. Denn auf dem Weg vom Hersteller über Verteilzentren bis zum einzelnen Impfzentrum sind Fehler sowie Missverständnisse nicht nur gefährlich, sondern gefährden möglicherweise Leben. Gerade in Extremsituationen wie einer Pandemie übernimmt die digitale Lieferkette eine wichtige Rolle. Jetzt schlägt die Stunde der digitalen Planungs-Tools.

Digitale Zwillinge: Nützliche Doppelgänger

Um die Lieferkette transparent zu machen, ist es hilfreich, sie vorab in einem Digitalen Zwilling abzubilden. Werden die Daten dann live eingelesen, ist in Echtzeit erkennbar, wo sich welcher Transport, wo sich welche Charge aktuell befindet. Ausgestattet mit Sensorik, lassen sich auch Informationen über kritische Faktoren liefern, etwa ob Temperaturen über- oder unterschritten werden.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Auf diese Weise lassen sich vorausschauend die nächsten Schritte vorab simulieren, ehe sie in Echtzeit umgesetzt werden. Und es ist eine deutlich schnellere Reaktion möglich, wenn sich in der Simulation ergebende Engpässe auffallen – beispielsweise Staus an einzelnen Impfzentren bei der Warenannahme.

Fazit: Auch die Impfstoff-Lieferketten lassen sich durch Simulation in der Planung, Transparenz im Prozess sowie Echtzeitinformationen robust und weniger störanfällig gestalten. Die Herausforderung lautet, die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, um in Krisen reagieren zu können. Und zwar schnell und effizient.

www.hcie-consulting.de

Kontakt:

Hanselmann & Company
Dornierstraße 17

70469 Stuttgart
Tel. +49 711 80 60 90 00
Mail: info@hcie-consulting.de
www.hcie-consulting.de


Buchtipp

Die Lieferkette schließen

Sebastian Mank, herausgegeben von Dr. Jochen Hanselmann

LOG_X Verlag GmbH, Ludwigsburg

ISBN 978-3-932298-91-2 (PDF), ISBN 978-3-932298-92-6 (EPUB)

9,99 Euro


Versorgungssicherheit oberstes Gebot

Gerissene Lieferketten, Produktionsstopp, Stillstand: Die Corona-Pandemie hat vor Augen geführt, wie fragil globale Lieferketten sind. Aber was tun, wenn Lieferketten reißen? Und wie lassen sie sich wieder stabilisieren und künftig robust und weniger störanfällig gestalten?
Antworten liefert Sebastian Mank im Gespräch „Versorgungssicherheit bleibt oberstes Gebot“:

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