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„Totally Integrated Automation bleibt das Maß der Dinge“

Siemens Industry CEO Dr. Hiesinger zu Umbau und Zielen des Industrie-Geschäftes
„Totally Integrated Automation bleibt das Maß der Dinge“

Durch eine konsequente Orientierung der Innovationen am Kundennutzen will Dr.-Ing. Heinrich Hiesinger, CEO der Siemens Industriesparte, die Position des Konzerns im Industriegeschäft weiter ausbauen. Nicht aufgegeben wird dabei der Ansatz Totally Integrated Automation (TIA).

Der Bereich Automation and Drives agierte erfolgreich auf dem Markt, wurde Anfang des Jahres dennoch in die Divisionen Industrieautomation und Antriebstechnik aufgespalten. Was war der Grund?

Wichtig für den Erfolg des Bereiches A&D war die Fähigkeit, Entwicklungen schnell umzusetzen und auf den Markt zu bringen. Allerdings wurde das beim enormen Wachstum des Bereiches immer komplexer. Mit Übernahmen wie der Flender AG und der US-amerikanischen UGS Corp. entwickelte A&D sein breites Portfolio schließlich auf den unterschiedlichsten Feldern weiter – von modernster Getriebetechnik bis zum Product-Lifecycle-Management (PLM). Auf Grund der Größe des Bereiches und der Breite des Portfolios mussten wir Sorge dafür tragen, dass der Fokus auf die einzelnen Themen nicht verloren geht.
Gab es dazu einen konkreten Anlass?
Nein. Es gab aber Überlegungen, mit welchen Strukturen wir weiterhin die erforderliche Kraft aufbringen können, um unseren Erfolg dauerhaft abzusichern. Deswegen haben wir die beiden Divisionen Industry Automation und Drive Technologies gebildet, wobei zugleich die elektrische Installationstechnik der Division Building Technologies zugeordnet wurde.
Jetzt kann sich Industry Automation, geleitet von Anton Huber, ganz auf das Thema Automation und diesbezügliche Software konzentrieren, während sich Drive Technologies mit Klaus Helmrich an der Spitze sich auf Werkzeugmaschinen und den kompletten Antriebsstrang fokussiert.
Ist damit der Ansatz der Totally Integrated Automation, der Simatic-(SPS), Sinumerik-(CNC) und Motion Control-Lösungen beinhaltet, ad acta gelegt?
Das Thema TIA ist nicht in Frage gestellt, ganz im Gegenteil: Es bleibt das Maß der Dinge, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden zu erhöhen. Deswegen haben wir den Bereich A&D nur intern aufgegliedert, aber nicht im Vertrieb, im Markt. Zwischenzeitlich ist es für unsere Mitarbeiter selbstverständlich, diesen Ansatz zu leben. Wir werden TIA weiter gemeinsam entwickeln und vorantreiben.
Wie wollen Sie diese Bereiche weiter ausbauen, wie weiter wachsen?
Durch den Kauf der UGS Corp. haben wir unser Spektrum im Softwaregeschäft erheblich erweitert. Jetzt geht es darum, dieses auszubauen. Deswegen treiben wir die Themen Digitale Fabrik und digitales Datenmanagement intensiv voran. Das ist ein Prozess, der intensive Zusammenarbeit mit unseren Kunden über mehrere Jahre benötigt, um Baustein für Baustein umzusetzen. Das ist die Herausforderung. Zugleich sehen wir hier Wachstumsraten, die über dem Durchschnitt des Industriemarktes liegen. Das ist nur ein Beispiel. Gute Wachstumschancen sehen wir zudem bei Zulieferungen für Windkraftanlagen, Industrielösungen für Minen, Stahl und Wasser sowie bei energieeffizienter Gebäudetechnik und – was Osram betrifft – bei den LEDs. Nicht zu vergessen ist die Bahntechnik, beflügelt durch das stetig steigende Fahrgastaufkommen.
Thema Product Lifecycle Management. Welche Entwicklungen erwarten den Anwender, wo steht Siemens hier?
IIn Sachen PLM-Software bieten wir das umfangreichste Portfolio auf dem Markt an – vom innovativen CAD-System, über Softwarelösungen für die Digitale Fabrik bis hin zum kollaborativen Datenmanagement. Seit dem Zukauf von UGS gehören wir zu den technologisch führenden Anbietern und stehen – gemessen am Umsatzvolumen – weltweit inzwischen an zweiter Stelle. Global tätige Produzenten wollen heute in der Lage sein, ihre Produktdaten weltweit auf einem System allen Nutzern zur Verfügung zu stellen. Hier haben wir mit Teamcenter die technologisch führende Kollaborations-Plattform, auf der sich sämtliche Produktdaten zentral verwalten lassen.
Der maßgebliche Nutzen für unsere Kunden ergibt sich jedoch aus der Verknüpfung des PLM-Portfolios mit der führenden Automatisierungstechnik: In den einzelnen Fertigungen werden unsere Kunden die Produktdaten künftig so umwandeln können, dass beim Anlagenengineering daraus die Automatisierungscodes generiert und dem Automatisierungssystem zu Verfügung gestellt werden. Hier liegt noch viel Potenzial für Produktivität, wir können damit die Markteinführungszeiten unserer Kunden um 50 Prozent und mehr reduzieren.
Natürlich bestellt kein Kunde heute ein komplettes PLM-System. Er beginnt zum Beispiel mit CAD oder setzt auf die vorhandene CAD-Landschaft und nutzt dann die Teamcenter-Plattform, um zentral und effizient die Produktdaten verwalten zu können. Deswegen bieten wir durchgängige Systeme mit offenen Standards an, die mit allen CAD-Systemen arbeiten. Unsere Kunden schätzen, dass wir nicht auf proprietäre Systeme setzen.
Kommen derartige Systeme auch für kleinere Unternehmen in Frage?
Unsere Lösungen sind skalierbar, so dass sie auch bei mittelständischen Unternehmen einzusetzen sind. Aber natürlich ist die Herausforderung bei großen Unternehmen mit einer Vielzahl von Standorten und Fertigungen viel größer als bei kleineren Unternehmen, die oft gar keinen Bedarf haben, ihre Daten zu vernetzen. Bei letzteren steht eher eine effiziente, nutzerangepasste CAD-Umgebung im Mittelpunkt, auch hier bieten wir eine entsprechende Serie.
Sie wollen ihre Plattformstrategie intensivieren. Können Sie dies kurz erläutern?
Plattformstrategie heißt, sich bei neuen Technologien vorher eine Architektur zu überlegen, die Basisfunktionalitäten über mehrere Bereiche hin abdeckt und nicht durch kundenspezifische Applikationen ständig zu ändern ist. Diese Basisplattformen sind stabile Standards, sichern eine hohe Qualität und ermöglichen den Einsatz von einheitlichen Entwicklungs-Tools. Erforderlich ist diesbezüglich natürlich eine Struktur, die erlaubt, unterschiedliche Applikationen modular anzuhängen. Das ist in der Industrieautomation mit den Simatic-Steuerungen schon sehr gut gelungen, ebenso bei der Antriebstechnik mit der Sinamics-Plattform. Unsere erfolgreiche Vorgehensweise wollen wir jetzt in Gänze über den gesamten Industriesektor ausdehnen. Wenn Ingenieure immer mit den gleichen Tools arbeiten, sind sie schneller, die Qualität verbessert sich, zugleich können sie ein besseres Ergebnis erzielen. Vorteilhaft ist auch, dass bei neuen Funktionalitäten nicht alles gleich in Frage gestellt werden muss, sondern evolutionär ein neues Modul dazu entwickelt werden kann. Das sichert das Risiko für unseren Kunden und für uns ab.
Wie weit ist die Integration der UGS Corp. vorangekommen?
Die operative Integration unserer Geschäftsprozesse wurde im August abgeschlossen, die gemeinsamen Entwicklungen sind natürlich längerfristig angelegt. Unmittelbare Geschäftserfolge ergeben sich schon alleine durch die finanzielle Stabilität und Nachhaltigkeit, die Siemens bietet. Größere Produzenten wie Automobilbauer hatten früher oft noch Bedenken, ihre PLM-Projekte in die Hände eines relativ kleinen Anbieters zu geben. Das ist jetzt kein Thema mehr.
Sie sind seit November letzten Jahres als CEO für die Industriesparte zuständig. Wie weit sind sie Ihren eigenen Ansprüchen entsprechend gekommen?
Die Organisation, die wir entwickelt haben, ist in der Struktur und in der Bildung der Teams nahezu umgesetzt. Das eingeführte CEO- Führungsprinzip funktioniert. Dennoch haben wir natürlich noch eine Menge Aufgaben vor uns, die wir über die Zeit realisieren werden. Wir liegen dabei voll im Plan, deswegen bin ich insgesamt zufrieden.
Werner Götz, Chefredakteur werner.goetz@konradin.de
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