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Compliance Management: Risiko Korruption in der Lieferkette

Korruption in der Lieferkette
Transparenz schützt vor möglichen Schäden

Viele Unternehmen wissen auch heute noch zu wenig darüber, mit wem sie wirklich Geschäfte machen. Doch mit zunehmender Regulierung und Durchsetzung von Vorschriften gegen Bestechung und Korruption steigt der Druck, Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen.

Seyfi Günay
Direktor für Finanzkriminalität und Compliance bei LexisNexis Risk Solutions in Frankfurt/M.

Für viele Unternehmen mit komplexen und umfangreichen Lieferketten kann die Bekämpfung von Bestechung und Korruption eine echte Herausforderung darstellen. Sie haben es oft schwer, den Überblick darüber zu behalten, mit wem sie es zu tun haben und welche Geschäftspartner ein höheres Risiko aufweisen, sich an unethischem oder illegalem Verhalten zu beteiligen. Das bringt erhebliche Gefahren mit sich, denn international tätige Unternehmen, die keine effektiven Compliance-Prozesse im Bereich der Korruptionsbekämpfung haben, müssen mit empfindlichen Geldstrafen rechnen.

Ins Visier von US-Ermittlern

Nur drei Beispiele: Der US-amerikanische „Foreign Corrupt Practices Act“ hat einen derart weiten Anwendungsbereich, dass Anwaltskanzleien ihre Mandanten warnen, man könne auch bei nur minimalen geschäftlichen Berührungspunkten mit den Vereinigten Staaten ins Visier der US-Ermittler geraten. Auch den langen Arm des britischen „UK Bribery Act“ sollten Unternehmen nicht unterschätzen, die in irgendeiner Weise in Großbritannien oder mit britischen Geschäftspartnern agieren – das Gesetz ist explizit auf den weltweiten Kampf gegen Korruption ausgelegt und gilt als eines der härtesten der Welt. Und natürlich gibt es auch in Deutschland ein „Gesetz zur Bekämpfung internationaler Bestechung“.

Vorsicht bei Staatsunternehmen

Heikel sind insbesondere Geschäftsbeziehungen zu staatlichen Unternehmen. Doch es ist nicht immer offensichtlich, ob ein Geschäftspartner in staatlichem Eigentum ist oder in sonstiger Beziehung zum Staat steht, gerade auch in Ländern, die für staatlich geförderte Korruption bekannt sind. Einige Fluggesellschaften überprüfen daher zum Beispiel die Namen ihrer Fluggäste, um sicherzustellen, dass sie nicht versehentlich kostenlose Upgrades an Mitarbeiter von Staatsunternehmen oder an ausländische Amtsträger vergeben. Denn ein Upgrade auf die erste Klasse kann einem monetären Gegenwert von mehreren tausend US-Dollar entsprechen und könnte als Bestechungsgeld wahrgenommen werden.

Hohe direkte und indirekte Kosten

Jüngst wurde ein weltweit renommiertes Ingenieurbüro vom britischen „Serious Fraud Office“ mit einer Geldstrafe in Millionenhöhe belegt, weil es nicht in der Lage gewesen ist, Bestechung in China, Indien und anderen Märkten im Zusammenhang mit millionenschweren Verträgen wirksam zu verhindern. Dazu zählten unter anderem die Zahlung hoher Geldbeträge sowie Geschenke wie Luxus-Pkw an Geschäftsvermittler in diesen Ländern. Neben diesen direkten Kosten der Bestechung wirkt sich ein derartiger Skandal natürlich auch auf die Mitarbeiter aus, auf das Image als Arbeitgeber, auf Kundenbeziehungen und bei börsennotierten Unternehmen nicht zuletzt auch auf den Börsenwert.

„Impact Investing“ auf dem Vormarsch

Denn Investoren erwarten zunehmend, dass Unternehmen transparent über ihre Auswirkungen auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, die so genannten ESG-Faktoren, berichten. Diese Art von „Impact Investing“ ist auf dem Vormarsch, laut der Global Sustainable Investment Alliance wurden 2016 über 22 Billionen Dollar an Vermögenswerten im Rahmen verantwortungsvoller Anlagestrategien verwaltet. Das entspricht einem Anstieg von 25 % gegenüber 2014. Korruptionsskandale können Investoren also davon abhalten, in ein Unternehmen zu investieren.

Die Unsicherheit im Umgang mit Korruption führt zu teils aberwitzigen Ergebnissen. Auf der einen Seite hören wir vom Compliance-Verantwortlichen eines großen Unternehmens, dem für die Umsetzung einer Anti-Korruptionspolitik im gesamten asiatisch-pazifischen Raum ein Budget von gerade einmal 15 000 US-Dollar zur Verfügung gestellt wurde. Und auf der anderen Seite geben manche Unternehmen mehr als 15 000 US-Dollar aus, nur um eine Überprüfung bei einem einzigen Lieferanten durchzuführen.

Teils aberwitzige Ergebnisse

Hinzu kommt in manchen Unternehmen die schiere Anzahl der Geschäftspartner: In einem Fall hatte ein namhafter Modehändler etwa 20 000 Lieferanten und wusste nicht, wo er mit der Durchführung seiner Überprüfung beginnen sollte. Selbst eine schnelle Internetrecherche bei jedem dieser Anbieter könnte bis zu 4000 Stunden in Anspruch nehmen und wäre selbst dann wahrscheinlich nicht vollständig konform mit den einschlägigen Gesetzen. Das konfrontierte ihn nicht nur mit der Herausforderung erheblicher potenzieller Probleme im Bereich Korruption. Wichtig war es ihm auch sicherzustellen, dass Menschenrechte und fundamentale Sozial- und Sicherheitsstandards eingehalten und Kinderarbeit vermieden werden.

Compliance als Wettbewerbsvorteil

Der Einsatz präziser, effizienter und automatisierter Screening-Verfahren sowie von Algorithmen für das maschinelle Lernen kann solche Prozesse beschleunigen und die Kosten der Durchführung bei einer Vielzahl von Drittanbietern reduzieren. Laufende Überwachungsprogramme sind zudem in der Lage automatisch zu melden, wenn ein Drittanbieter in Verbindung mit kriminellen Aktivitäten oder so genannten politisch exponierten Personen (PEPs) steht, die ein erhöhtes Korruptions- und Bestechungsrisiko darstellen. Darüber hinaus können leistungsfähige globalen Datenbanken Informationen, einschließlich Namen und Adressen, mit den richtigen Personen und Körperschaften verknüpfen, so dass ein Unternehmen die Identität der Lieferanten, mit denen es zusammenarbeitet, überprüfen kann.

Derartige Maßnahmen erhöhen die Transparenz innerhalb der Lieferkette, ohne Zeit und Ressourcen eines Unternehmens zu strapazieren. Die größere Transparenz schützt die Unternehmen dann vor möglichen finanziellen und Reputationsschäden und ermöglicht es ihnen, effizienter zu arbeiten.

Transparenz beschleunigt Zusammenarbeit mit potenziellen Käufern

Transparenz in der Lieferkette bietet Exporteuren aber auch eine Chance, international wettbewerbsfähiger zu werden. Dies gilt selbst für Unternnehmen, die Geschäfte in Ländern mit höherem Risiko tätigen. Für einen deutschen Hersteller, der seine Waren und Dienstleistungen etwa in China verkaufen möchte, kann es ebenso wichtig sein, dem chinesischen Markt zu belegen, dass er nach hohen Standards agiert. Transparenz in den Beziehungen zu Drittanbietern und der Beleg, dass chinesische Standards respektiert werden, beschleunigen die Zusammenarbeit mit potenziellen Käufern.

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