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Türkischer Maschinenbau bietet Wirtschaftsabschwung die Stirn

Kutlu Karavelioğlu, Präsident von Turkish Machinery
Türkischer Maschinenbau bietet Wirtschaftsabschwung die Stirn

Türkischer Maschinenbau bietet Wirtschaftsabschwung die Stirn
Der studierte Maschinenbauer Kutlu Karaveliog˘lu ist seit April 2018 Präsident von Turkish Machinery. Bild: Turkish Machinery
Die Türkei verfügt über eine breite Industriebasis. Ihr Motor ist der Maschinenbausektor, dessen Zulieferindustrie eine führende Rolle spielt. Diese Stärke rückt immer weiter in den Fokus von Einkaufsmanagern, aber auch Investoren, betont Kutlu Karavelioğlu, Präsident von Turkish Machinery. ❧

Dietmar Kieser

Herr Karavelioğlu, haben die Ereignisse der letzten Monate in der Türkei die Aktivitäten internationaler Unternehmen in der Türkei beeinflusst?

Auch wenn der stetige Aufwärtstrend, den die türkische Wirtschaft erreicht hat, seit einiger Zeit aus unterschiedlichen Gründen gedämpft wird und insgesamt unterschiedliche Barrieren zu überwinden sind, zeigt der Maschinenbausektor mit engagierten und dynamischen Unternehmen diesem Trend erfolgreich die Stirn. Im Zeichen von Unsicherheiten auf internationaler Ebene ist das Engagement bei Neuinvestitionen hinter den Ereignissen zurückgeblieben. Jedoch ist auch hier zu betonen, dass bereits investierende Partner ihre Arbeit dort weiter fortsetzen und sich nicht zurückziehen, sondern vielmehr weitere Aktivitäten starten werden.

Und was unternimmt Turkish Machinery hierfür in Deutschland, damit Aktivitäten sich verfestigen?

Wichtig ist die Kontinuität der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, um das sehr gute Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei zu stärken. Wir richten in unserer Arbeit weiterhin den Fokus insbesondere hierzulande auf die Intensivierung der deutsch-türkischen Zusammenarbeit, die Generierung von Kooperationen, auf die Förderung des Technologietransfers sowie auf gemeinsame Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung. Besonderes Augenmerk gilt insbesondere dem Zugang der türkischen Maschinenbauindustrie zu Informationen, Partnern, Beratern, Dienstleistern im Zusammenhang mit Industrie 4.0, Digitalisierung, Robotik und Automation.

Worum geht es konkret in nächster Zeit?

Beispielsweise arbeiten wir mit der Wirtschaftsförderung Sachsen sowie Ve.mas innovativ, Innovationsverbund Sachsen, zusammen. Für dieses Jahr ist hier noch eine Reise sächsischer Unternehmen nach Istanbul sowie in die Industrieregion Konya geplant. Darüber hinaus stehen wir in stetigem Kontakt zu NRW International, dem VDMA NRW, OWL Maschinenbau sowie verschiedenen Industrie- und Handelskammern im gesamten Bundesgebiet. Nachdem wir in diesem Jahr bereits deutsch-türkische Kooperationsforen auf der Intec in Leipzig, auf der Hannover Messe sowie auf der Gifa in Düsseldorf mit unseren Partnern zusammen organisiert haben, stehen im weiteren Jahresverlauf neben den Messeauftritten auf der K2019, der Interlift, der Blechexpo sowie der Agritechnica noch deutsch-türkische Kooperationsveranstaltungen wie Technologietage sowie Maschinenbautage auf unserer Agenda.

Vermitteln oder helfen Sie auch beim Markteintritt deutscher Unternehmen in die Türkei?

Turkish Machinery vertritt seine Mitglieder tatsächlich nicht nur auf übergeordneter Ebene. In der operativen Umsetzung von Kooperations- und Zusammenarbeitsideen können wir deutsche Unternehmen darin unterstützen, leistungsfähige Kooperationspartner gezielt zu identifizieren oder den direkten Zugang zu Informationen für und über die türkische Maschinenbauindustrie zu verschaffen. Es geht aber auch um Ansiedlungs- und/oder Markteintrittshilfe für Unternehmen mit Zielmarkt Türkei. Zugleich hilft Turkish Machinery, aktuellste Informationen und Insider-Know-how bereitzustellen und unterstützt Unternehmen aktiv bei Sourcing-Prozessen oder der Suche nach Zulieferern in der Türkei.

Welche Drehkreuzfunktion hat die Türkei in den Nachbarländern?

Einer der wichtigsten Vorteile der Türkei liegt in der geostrategischen Lage zwischen Europa und Asien, welche günstige Verkehrswege zu den Märkten Europas sowie Russland, Kaukasus, Zentralasien und dem Nahen Osten mit sich bringt. Auch nimmt die Türkei einen wichtigen Platz im chinesischen Projekt der Neuen Seidenstraße ein. In einer Zeit, in der Flexibilität, Lieferzeiten und Geschwindigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnen und genauso wichtig sind, wie niedrige Löhne, bildet die geographische Lage einen bedeutenden Wettbewerbsfaktor. Die logistische Nähe der Türkei zu Europa und dem Mittleren Osten ist daher ein wesentlicher Standortvorteil im Vergleich zu Asien, Fernost und China. Türkische Hersteller sind in der Lage, vergleichsweise qualitativ hochwertige Produkte in kürzerer Zeit anzubieten.

Was zeichnet die türkischen Maschinenbauer besonders aus?

Die Struktur des Maschinenbausektors mit vorwiegend flexiblen kleinen und mittleren Unternehmen ist zunächst hervorzuheben. Diese Betriebe verfügen über fortschrittliche, technische Fähigkeiten. Zudem sind sie in der Lage, sich schnell an internationale Fertigungsstandards sowie an neue Technologien anzupassen. Hohes Qualitätsbewusstsein bei wettbewerbsfähigen Preisen zeichnen das Produkt- und Leistungsangebot ebenso aus, wie zuverlässige und schnelle Lieferzeiten sowie umfassende Aftersales Services. Vor allem aber wollen diese Unternehmen eine stabile Steigerung der Exporte im Mittel- bis Hochtechnologiesektor erreichen.

Wie ausgeprägt ist das Interesse an Digitalisierung und Industrie 4.0?

Um die bisher erreichten Ziele der Industrie dauerhaft zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit weiter auszubauen, sehen sowohl die Wirtschaftsakteure als auch die türkische Regierung eine zentrale Bedeutung in der digitalen Transformation der Industrie. So wurde unter der Federführung des Industrie- und Technologieministeriums der Türkei eine Strategie für die Digitale Transformation des Landes erarbeitet und Anfang 2018 ein Strategiepapier veröffentlicht. Indem alle Aspekte des digitalen Wandels beleuchtet und Ziele für die kommenden Jahre formuliert wurden, soll das Strategiepapier als digitale Roadmap für die verschiedenen Branchen dienen.

Was ist konkret geplant?

Geplant ist die Errichtung von zehn landesweiten Zentren für den digitalen Strukturwandel. Die Aufgabe dieser Zentren wird es sein wird, mindestens 7000 Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen bei Digitalisierungs- und Automatisierungsthemen zu beraten und bei der Umsetzung zu begleiten. Zunächst bieten zahlreiche Seminare, Workshops und Schulungsprogramme eine Informationsbasis, die dann in konkrete Beratung zu individuellen Themen münden soll.


Wussten Sie schon?

Im Juni 2003 wurde ein Gesetz für ausländische Direktinvestitionen erlassen, das ausländische Firmen mit türkischen gleichsetzt. Firmengründungen mit 100 % Auslandskapital sind erlaubt und werden genauso behandelt wie rein inländische Investitionen. Ausländern stehen dabei folgende Möglichkeiten offen: Gründung einer GmbH oder AG nach türkischem Handelsrecht; Erwerb von Anteilen an bestehenden, in der Türkei ansässigen Firmen oder Aufkauf von Unternehmen; Gründung eines Verbindungsbüros (Liaison Office, Repräsentanzbüro). Die Einlage kann in Barvermögen, Sachwerten, (gebrauchten) Maschinen und Fahrzeugen, Anlagegütern oder in Patent-, Marken-, Lizenz- bzw. Know-how-Rechten erfolgen.



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