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Interview mit Thomas Hainzel, Head of Digital Industries Evolution & Partnerships Nokia, über 5G-Campusnetze

Interview mit Thomas Hainzel, Head of Digital Industries Evolution & Partnerships Nokia
„Wer früh genug einsteigt, profitiert in den kommenden Jahren“

Die Fertigung wird immer stärker automatisiert und vernetzt. Maschinen und fahrerlose Transportsysteme kommunizieren untereinander und Wartungen werden oftmals remote durchgeführt. Dies funktioniert überwiegend mit Hilfe des Funkstandards 5G und durch 5G-Campusnetze. Wir haben mit Thomas Hainzel, Head of Digital Industries Evolution & Partnerships bei Nokia, über die 5G-Technologie und damit verbundene Vorteile für die Industrie gesprochen.

» Alexander Gölz, Chefredakteur Industrieanzeiger

Was bietet Nokia für Produkte und Services an, um Unternehmen das Arbeiten mit dem Industrial Internet of Things zu ermöglichen?

Ich möchte es anhand der drei Teilbereiche des Nokia Portfolios erläutern. Zunächst sind es kabellosen Technologien, wozu auch 5G-Campusnetze zählen. Der zweite Bereich sind die kabelgebundenen Technologien. Diese sind notwendig, um den Rückfluss der Daten aus den Antennensystemen und aus den 5G-Systemen sicherzustellen. Aber es fallen natürlich auch Weitverkehrsnetze, die aus Glasfaserkabeln und IP-Netzwerken bestehen, darunter. Unser dritter Bereich sind Plattformen und Software, welche mit den Netzwerkthemen stark verbunden sind.

Nimmt die industrielle Vernetzung zu?

Ja, wir erleben eine steigende Nachfrage. Vor allem den vermehrten Bedarf an flexiblen Lösungen. Damit meine ich neue Anwendungsfälle, die wir realisieren. Nehmen wir als Beispiel eine heutige Fertigung. Hier ist der Bedarf, autonome Logistikprozesse abzubilden ein klassischer Anwendungsfall. Mobile Roboter, mobile Werkzeuge, welche gesteuert und überwacht werden, aber auch Augmented-Reality-Anwendungen sind Dinge, die wir bereits haben. Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass das alles Anwendungsfälle sind, die kabellos sein müssen. Wir spüren eine klare Nachfrage nach mobiler Konnektivität mit der Anforderung hohe Datenraten in nahezu Echtzeit zu übertragen.

Und hier kommt dann 5G ins Spiel?

Genau. Wenn es darum geht, höhere Datenmengen zu transportieren, führt kein Weg an 5G vorbei. Aber auch, weil das Thema Sicherheit und Latenzzeiten, bei 5G immens besser ist als bei 4G oder WiFi. Darüber hinaus ist ein 5G-Netz, was die Abdeckung anbelangt, wesentlich flexibler als zum Beispiel eine WiFi-Lösung. Wir sind aber nach wie vor am Anfang der 5G-Reise. Derzeit ist das Softwarerelease 15 am Markt. Es werden noch 16, 17 und 18 folgen.

Was bieten die weiteren Releases?

Die kurzen Latenzen und Datenraten werden hier noch weiter optimiert und gesteigert. Das ist dann vor allem für eine industrielle Nutzung extrem hilfreich und daher ist 5G für die Industrie so interessant. Wer früh genug einsteigt, um die Technologie kennenzulernen, der kann in den kommenden Jahren die nächsten Evolutionsschritte mitgehen.

Wie lange dauert der Aufbau eines 5G-Campusnetzes?

Im Normalfall dauert ein Projekt von den ersten Gesprächen, bis zum Aufbau zwischen sechs und zwölf Monaten. Das ist die erste Projektlaufzeit, getrieben durch das Thema Hardware. Dazu kommt die Integration und das Projektsetup beim Endkunden, weil es am Ende des Tages nicht darum geht, dass dort ein 5G-Netz per se installiert wird, sondern auch darum, dass die Maschinen und Anwendungen integriert werden, um das Netz nutzen zu können.

Was war eines Ihrer ersten großen 5G-Projekte?

Ein prominentes Beispiel ist die Lufthansa Technik in Hamburg. Dort ist ein 5G-Campusnetz in Betrieb. Es war ein klassisches Pilotprojekt, das aus heutiger Sicht vor der Pandemie installiert wurde. Somit konnte es die Lufthansa Technik glücklicherweise während der Pandemie nutzen, da es im Einsatz ist für remote Wartungsprozesse. Lufthansa Technik hat seinen Wartungsprozess digitalisiert und virtualisiert, sodass die Wartungen der Flugzeuge nicht mehr durch Techniker der Fluglinien vor Ort durchgeführt werden müssen, sondern mit HD-Videosignalen remote passieren können, die über dieses 5G-Netz übertragen werden. Ein großer Benefit, da die Techniker der Fluglinien nicht extra nach Hamburg reisen müssen.

Wie steht es um das Thema IT-Sicherheit bei 5G-Netzen?

Die Sicherheit ist eines der Hauptargumente für ein 5G-Campusnetz. Sie haben die Eigenschaft, dass es lokal auf dem Industriecampus in der Produktionshalle installiert wird. Das bedeutet, dass sämtliche Daten, die dort entstehen, am Campus bleiben und verarbeitet werden. Somit entscheidet das Unternehmen selbst, welche Daten nach außen gehen und welche in der Fabrikhalle bleiben. Wenn wir an die Automobilindustrie denken und sagen, es wird in so einer Halle ein neues Fahrzeug entwickelt, dann ist es sehr wichtig, dass die gesamten Produktionsdaten, am Campus in der Fabrik bleiben. Sie werden dort verarbeitet und nicht nach außen gegeben. Das ist einer dieser Hauptaspekte für ein 5G-Campusnetz von der Architektur her. Dazu kommt noch, dass die ganze Technologie, also sämtliche Antennen und Serversysteme so gebaut sind, dass sie den Carrier-Grade-Status haben. Das heißt, sie sind wirklich für diese hohen Lasten, für lange Betriebszeiten, große komplexe Setups ausgelegt, also wirkliches Industrieequipment. Somit ist auch sichergestellt, dass alles für den dauerhaften Einsatz ausgelegt ist und die Sicherheit gewährleistet ist. So ein Campusnetz agiert auch auf einem eigenen Spektrum. Das heißt, das Funkspektrum ist ein separates. Ein weiterer Punkt ist die Authentifizierung und SIM-Karten. Man kann sich nur einwählen, wenn man über die passende SIM-Karte verfügt. Das ist ein physisches Sicherheitsmerkmal, um das Netz vor Angriffen von außen per se zu schützen.

Welche Telekommunikationstechnologietrends gibt es, die das Unternehmenssegment in Deutschland künftig prägen werden?

5G wird mit allen kommenden Releases bis ungefähr 2030 bestimmend sein. Dann steht der 6G-Standard in den Startlöchern. Hier befinden wir uns derzeit im Forschungsstadium.

Wie sehen die Wachstumsstrategien von Nokia im Industriesegment aus?

Für uns ist das Industriesegment ein strategisches Wachstumsfeld. Das ist das ganze Thema 5G-Campusnetze vor allem dort, wo es um geschlossene Bereiche geht, wie zum Beispiel das Produktionsumfeld, Flughäfen oder im Bereich Bergbau. Also in Industrien, in denen es darum geht, Digitalisierung und Automatisierung zu forcieren. Abseits der 5G Campusnetze setzen wir auf die Evolution von Weitverkehrsnetzen etwa für die Datenkommunikation mit Zügen mittels FRMCS – dem Future Railway Mobile Communication System – als Ablöser von GSM-R, im Energiebereich für Speicher- und Versorgungsnetzwerke oder in der öffentlichen Sicherheit und im Verteidigungswesen.

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