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Management: Geodaten für geschäftliche Belange nutzen

Management
Geodaten für geschäftliche Belange nutzen

Für Privatleute sind Geoinformationssysteme (GIS) eine Selbstverständlichkeit. Unternehmen jedoch verschenken jährlich Millionen, da sie das Potenzial nicht für geschäftliche Belange nutzen.

Hertha-Margarethe Kerz
Freie Industriejournalistin in Hamburg

Immer aktuell gehaltene Geodaten sind für jedermann verfügbar und durch den überall auf das Internet möglichen Zugriff, zur Selbstverständlichkeit geworden. Obwohl die Mitarbeiter von KMU als Privatpersonen regelmäßig auf entsprechende Portale und Datenbanken zugreifen, nutzen sie und ihre Arbeitgeber dies unentgeltliche, aber marketingtechnisch wichtige Potenzial eher selten und verschenken damit jährlich Millionen Euro, die sie an anderer Stelle für Substitute aufwenden müssen.

Geodaten auch für KMU interessant

Das Interesse an geografischen Informationen ist enorm; es gibt Geoinformationssysteme (GIS) für Regionalstatistiken, Ressourcenvorkommen, Schutzgebiete oder Bodenüberwachung, Nutzung natürlicher Ressourcen und Überwachung der Umwelt. Unternehmen nutzen sie für die Planung von Lieferketten, Verkehrsführungen geplanter Raumnutzung, aber auch für das Auffinden neuer Firmensitze und Produktionsstätten. Sicherlich noch einiges mehr, was jedoch nur intern in den jeweiligen Unternehmen bekannt ist. Alles für die Problemlösung und Entscheidungsfindung in Unternehmen.

Dabei kann der Interessent aus einer schier unendlichen Anzahl von Portalen und Informationen wählen. „Geoportale sind alle irgendwie ähnlich aufgebaut“ weiß Dipl.-Ing. Udo Stichling, Vermessungsingenieur und Präsident des Deutschen Dachverbandes für Geoinformationen (DDGI e. V.), „sodass es, wenn überhaupt, nur einer geringen Einarbeitung bedarf.“

Was leistet ein GIS für ein Unternehmen und wie funktioniert es? Es handelt sich immer um eine Karte, eines begrenzten geografischen Gebiets. Sie ist statisch, muss aber regelmäßig aktualisiert werden. Die Karten sind mit Datenbanken verknüpft, aus denen sie raumbezogene Informationen ziehen und dem Nutzer zur Verfügung stellen.

Hier einige Beispiele aus dem großen Angebot:

Auf der Suche nach einer neuen Gewerbefläche im Saarland: Auf dem Geoportal des Flächenstaates Saarland http://geoportal.saarland.de/portal/de/ findet sich unter dem Reiter ‘Fachanwendungen‘, ‘Gewerbeflächen im Saarland‘ der Button ‘Zur Anwendung im Geoportal‘ – und das Saarland ploppt auf. Wenn nicht voreingestellt, links das Kästchen ‘Karte_SL‘ klicken. Mit dem Rad der Maus wird der Teil der Karte, der interessiert für den Nutzer ist, herangezoomt. Links oben gibt es eine Reihe von Icons, die ihre Funktion preisgeben, wenn der User mit seinem Mauszeiger einen Moment darüber schwebt. Ein rundes Icon mit einem ‘i‘ aktiviert, dann mit der Maus ein bestimmtes Gebiet angeklickt, zeigt zum Beispiel die Verfügbarkeit dieses Gebiets. Das Icon, welches wie ein kleines Blatt Papier aussieht und in der Reihe ganz unten rechts steht, ist die Legende. Weiter kann nun geschaut werden, ob die Verkehrsanbindungen für das ausgewählte Gebiet optimal ist.

Eine immer wiederkehrende Frage – um ein anderes Beispiel vorzustellen – ist das Problem des Handlungsreisenden. Dabei stellt sich die Frage des kürzesten Weges zwischen mehreren Städten, die ein Handlungsreisender aufsucht. Je mehr Städte, desto größer die Zahl der Alternativrouten. Die 15 größten deutschen Städte bieten 43 Milliarden verschiedener Streckenkombinationen. Doch Firmenvertreter nehmen meist dieselbe Route, kennen andere Routen nicht einmal, sodass sie nicht wissen, ob diese sie nicht schneller ans Ziel brächten. Weiterhin hat praktisch kein Firmenvertreter einen Chauffeur. Das heißt, dass Vertreter um die 62 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Autofahren verbringen … Großunternehmen nutzen Chauffeure und Geoportale, um die optimale Route ausfindig zu machen.

Die Freie und Hansestadt Hamburg hat die „Digitale Stadt“ auf den Weg gebracht. Die Potenziale städtischer Daten in Hamburg wurden erschlossen: Daten aus den Bereichen Verkehr, Umwelt, Soziales und Wirtschaft werden auf der urbanen Datenplattform miteinander verknüpft und in Echtzeit auswertbar. Der Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV) und die HafenCity Universität Hamburg (HCU Hamburg) bilden die gemeinsame Kompetenzstelle für urbanes Datenmanagement, den „Urban Data Hub Hamburg (UD-HUB)“.

„Ein Anwendungsfall sind Logistikfirmen, mit den Themenbereichen Verkehr“, erklärt Dipl.-Ing. Thomas Eichhorn, Geschäftsbereichsleiter und Chief Digital Officer des Landesbetriebs Geoinformationen und Vermessung Hamburg. „Sie rufen Infos wie Staus, aktuelle Tagesbaustellen, Verkehrskameras, usw. in Echtzeit ab. Wir wissen, dass Logistikfirmen dieses Portal nutzen, um sich auf einem halben Dutzend Bildschirmen die Hamburger Verkehrslage anzeigen zu lassen. Das Portal ist eine Open Source Anwendung und kann nachgenutzt (kopiert) werden, nicht nur die Datenströme, sondern das gesamte Portal kann herunterkopiert und für eigene Firmenanwendungen genutzt werden.“

Spezialisierte Geoportale

Abhängig von ihrer Art müssen diese raumbezogenen Informationen natürlich in unterschiedlichen Zeitintervallen, teils sogar in Fünfminutenabständen aktualisiert werden. Dies ist ein essenzielles Qualitätskriterium eines Portals. Doch gibt es auch spezialisierte Geoportale.

Standorte für neue Windkraftanlagen lassen sich durch die Erstellung von Windertragsgutachten finden und als GIS-Layer in Planungstools wie WindPro integrieren. Dadurch erhalten sowohl Energieunternehmen als auch Unternehmen, die sich an Windkraftanlagen beteiligen, Planungssicherheit.

Oder: „Unser Portal fördert die Transparenz der Rohstoffmärkte über sämtliche relevanten Fragestellungen, beschreibt Arne Schumacher der Deutschen Rohstoffagentur (DERA), in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Dienstbereich Berlin ihr Portal. „Wenn ein kmU Interesse an einem bestimmten Rohstoff hat, kann es sich informieren, welche die Produktionsländer sind, ob das volatile Länder sind, aus denen der Rohstoff kommt. Wir haben einen Marktinformationsindex, wo man sieht, ob der Markt stark konzentriert ist, oder ob es dort eine Monopolstellung gibt. Dann sieht man auch, den Weltbank Indikator und es gibt einen Indikator, ob der Mix der produzierenden Länder, volatil ist oder aus stabilen Ländern kommt. Der Interessent sieht, welche Risiken es gibt, beispielsweise Preisrisiken.“

Dennoch nutzen zu viele KMU diese Open Source Angebote nicht. „Wir stellen immer wieder fest, dass Firmen nicht nach zusätzlichen Geschäftsfeldern suchen“, erklärt Stichling weiter. „Wenn die Auftragslage dann schlechter wird, stürzen sich alle darauf. Dann ist ein Unternehmen, welches schon lange mit GIS arbeitet, natürlich im Vorteil.“

Aber ohne Stadtpläne wird es auch in Zukunft nicht gehen. „Gerade bei der Stadtkartografie merken wir die Kannibalisierung durch digitale Kartenanbieter“, gibt Wolfgang Kolb Dipl.-Ing., Bereichsleiter Geodatenmanagement der Firma Mairdumont GmbH & Co. KG, die den Falk-Stadtplan herausgeben, aber auch in der digitalen Welt zuhause sind, zu. „Jedoch kann man sich einen Städtetrip ohne Stadtplan immer noch kaum vorstellen. Deshalb versuchen wir unseren Kunden einen Reiseführer im Kartenformat mit an die Hand zu geben, damit der Trip in den Großstadtdschungel zum reinen Urlaubserlebnis wird.“

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