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„Unser Messeslogan ,mitten im Markt‘ trifft auch auf die Provinz Jiangsu zu“

Messe-Geschäftsführer Ulrich Kromer über die Herausforderungen der AMB China
„Unser Messeslogan ,mitten im Markt‘ trifft auch auf die Provinz Jiangsu zu“

Vom 14. bis 16. Oktober öffnet die 3. AMB China in Nanjing ihre Tore. Stuttgarts Messechef Ulrich Kromer erläutert, wie die Satellitenschau der heimischen Metallmesse aufrüstet und der Wachstumsbranche in China eine Heimat gibt.

Trifft der Stuttgarter Messe-Slogan „Mitten im Markt“ auch auf die AMB China in Nanjing zu?

Größtenteils gilt dies für alle unsere Auslandsaktivitäten. Wie Baden-Württemberg, liegt auch die Provinz Jiangsu mit der Hauptstadt Nanjing zentral mitten im Markt wichtiger Kernindustrien und ihrer Anwendermärkte. Auch dort sind der Werkzeugmaschinenbau, die Automobilindustrie, aber auch ergänzende Sparten wie Eisenbahn oder Medizintechnik stark vertreten. Umso mehr spricht der Claim genauso für Nanjing und Jiangsu wie für Stuttgart und Baden-Württemberg.
Entwickelt sich dort in absehbarer Zeit ein namhafter Wirtschaftsstandort?
Die Regierungspläne sehen dies vor, sowohl im Bereich der Industrieansiedlung als auch beim Infrastrukturausbau. Diese ambitionierte Region profitiert gleichermaßen von der Nähe wie auch der Distanz zu Shanghai. Immerhin trennen beide Regionen rund 350 Kilometer. Zudem verbindet die Schnellzugstrecke Nanjing mit Beijing, wodurch die Hauptstadt in drei Stunden erreichbar ist. Eine spannende Entwicklung.
Über welche Fläche verfügt die AMB China in Nanjing? Lässt sich das Gelände erweitern?
Das Gelände misst heute 70 000 Quadratmeter. Die nächste, auf 100 000 Quadratmeter ausgelegte Ausbaustufe läuft gerade. Selbst die Erweiterung auf 200 000 Quadratmeter ist beschlossen. Während wir in Deutschland über etwas nachdenken, wird in China gehandelt.
Wie schwierig ist es in China, das erforderliche Netzwerk auf- und auszubauen?
Die öffentlich-rechtlich orientierte Denkweise erleichtert einem Newcomer den Markteintritt nicht gerade. Für viele Messethemen müssen die jeweiligen chinesischen Verbände ins Boot geholt werden. Das ist hier zwar nicht anders, in China aber noch wichtiger. Zudem wird eine Lizenz benötigt. An ein Arbeiten ohne einheimische Strukturen ist deshalb nicht zu denken. Diese gilt es aufzubauen, zu pflegen und zu unterhalten – mit allen Chancen und Risiken.
Ohne Joint Venture geht es also nicht?
In vielen Fällen ist ein Gemeinschaftsunternehmen sinnvoll, da es oft die einzige Möglichkeit ist, sich dieses Feld zu erschließen. In Nanjing ist die Stadtverwaltung unser Partner. Das verschafft uns bei den nötigen Lizenzvergaben eine besondere Stellung.
Sehen Sie die Werkzeugmaschinenmesse Jimtof in Tokio als Konkurrenzveranstaltung zur AMB China?
Nein, unsere wesentlichen Konkurrenzmessen sind in Beijing und in Shanghai. Die einzige maßgebliche Fachschau in Nanjing, die China CNC Machine Tool Fair, kurz CCMT, wird nach Shanghai umziehen. Dadurch hat die AMB China in diesem Markt künftig eine Alleinstellung. Dies nützt uns, zeigt aber auch die Bedeutung des Standortes. Schließlich hat sich die CCMT dort zu einer veritablen Veranstaltung entwickelt. Auch das zeigt: Das wirtschaftliche Umfeld „mitten im Markt“ stimmt in der Provinz Jiangsu.
Warum weicht die CCMT nach Shanghai aus?
Die CCMT begann im Jahr 2000 in Shanghai, wobei die letzten Veranstaltungen im Wechsel in Beijing und Nanjing angesetzt wurden. Da diese CNC-Messe Wachstumsthemen bedient, wird sie versuchen, mit der Rückkehr nach Shanghai in der dortigen Region ihre Stellung zu behaupten. Laut Veranstalter bleibt sie dort und findet im Zwei-Jahres-Takt statt. Für die AMB China ist das natürlich ein Vorteil, von dem wir uns Zuwächse erwarten.
Mit wie vielen Ausstellern rechnen Sie in diesem Jahr?
Die Veranstaltung im Vorjahr belegten 156 ausstellende Unternehmen aus zwölf Ländern. Ich hoffe, dass wir diesen Herbst die 200er-Marke erreichen werden. Da die CCMT erst 2014 den Standort wechselt, dürfte die AMB China im nächsten Jahr deutlich stärker wachsen.
Nutzen auch Aussteller der Stuttgarter Kernmesse den Auftritt auf der AMB China?
Ein guter Teil unserer deutschen Aussteller in China präsentiert sich auch auf der Stuttgarter AMB. Horn beispielsweise oder Matec nutzen auch in Nanjing ihre Chancen.
Wie ist das Verhältnis Auslands- zu Inlandsausstellern?
Maßgeblich zum Auslandsanteil von 23 Prozent tragen auch deutsche Teilnehmer bei. Vor allem in Ländergemeinschaftsständen präsentiert sich der kleinere Mittelstand zu moderaten Preisen ohne ein großes Risiko zukünftigen Kunden in China. In diesem Jahr sind der Baden-Württemberg-Stand und der „International Pavilion“ wieder mit von der Partie, ebenso der koreanische, und auch Taiwan hat gemeldet. Mit Italien sind wir im Gespräch. Aber trotz steigendem Auslandsanteil bleibt der Schwerpunkt auf der Region.
Derzeit nimmt die AMB China rund ein Zehntel der Stuttgarter Kernmesse ein.
Wann dürfte sich dies spürbar ändern? Sie sprachen von einem Ausbau bis zu 200 000 Quadratmetern.
Da bin ich Realist. Schließlich lässt sich nicht vorhersagen, wie sich die Weltwirtschaft oder der chinesische Markt entwickeln werden. Unser Anspruch ist es aber, in den nächsten fünf bis acht Jahren einen guten Teil des heutigen Geländes zu füllen. Sonst müssen wir uns überlegen, ob wir das Richtige machen.
In diesem Jahr erweitern Sie das Portfolio um die Themen Materialhandling und Produktionslogistik…
… und Umformen, was naheliegend ist. Zwar ist auch Chinesen der Unterschied zwischen umformend und spanend geläufig, aber innerhalb der Messeplattform wird das noch nicht so nuanciert gesehen. Umso mehr werden wir diesen neuen Ansatz jetzt umsetzen. Auch das Automatisierungsthema entwickelt sich erst. Das wird sich dieses Jahr eher in einem Fachsegment abspielen und nicht schon auf einer namhaften Hallenfläche.
Heißt das für die AMB China, sie wird deutlich an Fläche zulegen?
Wir erwarten, insgesamt zwei Hallen belegen zu können. Davon wird ein Teil die Umformung belegen und ein Teil die Automatisierungstechnik. Der Kern bleibt aber die Zerspanungstechnik samt Zubehör. Zugleich gilt unser Fokus der Besucherseite. Auch hier haben wir noch einiges zu tun.
Die Messe Stuttgart ist auch in der Türkei aktiv. Planen Sie auch einen türkischen AMB-Satelliten?
In Gedanken spielen wir das sicherlich durch. Allerdings müssen wir uns den Markt noch genauer anschauen. Wir prüfen unsere Themen, inwieweit sie tragfähig sind. Beispielsweise haben wir mit unserer R+T, der Weltleitmesse für Rollladen, Tore und Sonnenschutz, bereits einen Erstaufschlag in der Türkei. Von Vorteil ist, dass das Thema dort neu ist. Vom Start weg wird die R+T Turkey zwei Hallen belegen, was für eine Erstveranstaltung passabel ist. Natürlich werden wir auch eine AMB prüfen. Da es am Bosporus bereits Wettbewerbsveranstaltungen im Industriebereich gibt, müssen wir schauen, ob wir nicht eine Nische besetzen können.

Vita Ulrich Kromer

Ulrich Kromer von Baerle ist seit 2001 Geschäftsführer der Landesmesse Stuttgart, deren Sprecher er ist. Zuvor leitete er die Leipziger Messe. Der gebürtige Fuldaer war in mehreren Funktionen für den weltweit größten privaten Messeveranstalter Blenheim-Gruppe (heute Miller Freeman/Reed), tätig, für den er viele Jahre in der Schweiz verbrachte.
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