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Wende gut, alles gut

Krisenmanagement: kritische Situationen meistern
Wende gut, alles gut

Wenn sich ein klassisches Familienunternehmen vor einem Umbruch oder in einer Krise befindet, ist meistens externer Rat gefragt. Wichtig ist, dass die Berater wissen, wie ein Mittelständler tickt. Das zeigt das Beispiel der Vollert Anlagenbau.

Generationswechsel, Markteinbruch, Preisverfall – kein Unternehmer kann sich vor kritischen Situationen schützen. Oft sind es Veränderungen am Markt, manchmal interne Prozesse, die zu Problemen führen. Vollert Anlagenbau in Weinsberg beispielsweise hatte mit so einer kritischen Situation zu kämpfen und hat diese gemeistert.

Vollert bewegt ganz große Dinge: Fahrzeuge in der BMW-Welt in München beispielsweise, wo auf Knopfdruck ein Auto aus der Schublade gezogen wird, oder tonnenschwere Hauswände des größten Betonfertigteilewerks der Welt in Thailand. Die Kunden kommen aus der EU, China, Russland und fast allen anderen Ecken der Welt. Firmenchef Hans-Jörg Vollert vermittelt seinem Gegenüber dabei nicht das Gefühl des Jetset-Managers, sondern eines Unternehmensführers, der weiß, dass er in seiner Branche jeden Tag beweisen muss, dass er die beste Lösung zu vertretbaren Kosten liefert. Dennoch könnte er zumindest ein wenig stolz auf sich sein: Denn als er vor dem Jahrtausendwechsel das Familienunternehmen übernahm, indem er Angehörige auszahlte, war das Risiko des Scheiterns groß.
Das Unternehmen, das auf maßgeschneiderte Systeme zum Bewegen, Transportieren und Lagern schwerer Güter spezialisiert ist, war Ende der 90er-Jahre in den Rückwärtsgang gefallen: Generationswechsel, Branchenkrise und überfällige Verbesserungen im EDV-Bereich sowie der Buchhaltung waren der Grund für eine sehr schwere Zeit bei dem Arbeitgeber von 180 Mitarbeitern. „Das war eine Zeit der schlaflosen Nächte“, erinnert sich Hans-Jörg Vollert. Wichtige Stütze war in dieser Zeit ein langjähriger Freund des verstorbenen Vaters, der als erfahrener Beirat wertvolle Entscheidungen vorbereitete. Aber gleichzeitig mussten viele Dinge im Tagesgeschäft schnell verändert und die Finanzierung des Unternehmens neu aufgestellt werden. In dieser kritischen Situation kam von der Bank die Empfehlung, eine Unternehmensberatung zu beauftragen. Mit auf der Empfehlungsliste standen die Berater von Bachert & Partner.
Die Mitarbeiter der Untrnehmensberatung haben sich auf mittelständische Unternehmen in Süddeutschland spezialisiert. „Das eigentlich Wertvolle für uns war, dass sie wissen, wie ein mittelständisches Familienunternehmen tickt“, erläutert Vollert. In einer kritischen Situation ist die schnelle Aktion auf allen Ebenen gefragt. Mitarbeiter müssen schnell Veränderungen mit umsetzen und deshalb verstehen, wo die Fahrt hingeht.
Wie viele Unternehmer hatte Hans-Jörg Vollert zu lange gedacht, die Situation mit Bordmitteln bewältigen zu können. Bei dem Anlagenbauer hat erst ein Lohnverzicht der Mitarbeiter in erheblichem Maße dazu beigetragen, dass Arbeitsplätze erhalten werden konnten. „In dieser Situation war für mich wichtig, dass ein neutraler Dritter mich dabei unterstützte, die Lage darzustellen“, sagt der Unternehmer.
Bachert & Partner begleitete den Anlagenbauer etwa eieineinhalb Jahre lang bis Ende 2005. „Hätte ich nochmals die Wahl, hätte ich die Unterstützung schon früher ins Haus geholt“, weiß der Firmenchef heute. „Ein Problem der Firma war, dass ihre Organisation zu wenig auf ihre unterschiedlichen Kundengruppen ausgerichtet war“, erläutert Berater Hans-Ulrich Bachert. Gemeinsam führten sie eine Spartenorganisation mit vier Bereichen ein:
  • Metalle/Automotive,
  • Fertigungssysteme für Baustoffindustrie,
  • Rangiertechnik,
  • Service.
Jede Sparte erhielt ihr eigenes Team von Vertriebs- und Konstruktionsmitarbeitern sowie Projektleitern. Damit konnte sich der Anlagenbauer stärker spezialisieren und reduzierte sein Risiko bei der Kalkulation komplexer Spezialaufträge. Gemeinsam mit den Beratern entwickelte der Firmenchef klare Ziel- und Zeitvorgaben für die Spartenleiter, die nach der Umorganisation auch Ergebnisverantwortung tragen.
Darüber hinaus entschied Vollert, sich gemeinsam mit seinem Geschäftsführer für ein Jahr beinahe ausschließlich um den Vertrieb zu kümmern, um eine optimale Kundennähe zu erreichen. Diese Entscheidung war nur möglich, weil er einem Berater einen Großteil der internen Tätigkeiten – vom Personalgespräch bis zur Umsetzung der internen Maßnahmenpläne – übertragen konnte.
„Dies war aus unternehmerischer Sicht ein mutiger Schritt und ein großer Vertrauensbeweis“, sagt Hans-Ulrich Bachert. Der Erfolg gab Vollert recht. Im kaufmännischen Bereich baute der Berater von Bachert & Partner während seiner Tätigkeit einen internen Mitarbeiter auf und übertrug ihm Schritt für Schritt seine Aufgaben. „Sehr wichtig war auch die Kommunikation gegenüber den Banken“, erinnert sich der Firmenchef. Dort sei es entscheidend zu wissen, welche Informationen Banken in welcher Form benötigen.
Schließlich entließen sich die Berater praktisch selbst, denn das Unternehmen bewegt sich wieder in ruhigen Gewässern und steuert auf Erfolgskurs. Im Vergleich zu 2004 hat sich der Auftragseingang 2007 bei einer guten Gewinnlage mehr als verdoppelt. Trotz der guten Aussichten wird der Unternehmenschef in den nächsten Tagen wieder auf externe Unterstützung setzen. „Wir brauchen eine bessere Planungsrechnung“, sagt Vollert. Eine Aufgabe, die seine Mitarbeiter zwar auch bewältigen könnten, dafür im Alltagsgeschäft aber keine Kapazität haben. Er ist sicher, dass sich diese Investition lohnt: „Die nächste Krise kommt in unserer Branche bestimmt, und dagegen wollen wir gut gewappnet sein.“
Doris Frisch Freie Journalistin in Stuttgart
Kommunikation mit Banken ist wichtig
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