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Wie die Smart Factory Geschäftsmodelle verändert

Smart Factory
Wie die Smart Factory die Geschäftsmodelle von Unternehmen verändert

Wie die Smart Factory die Geschäftsmodelle von Unternehmen verändert
Durch die Smart Factory und das Internet of Things (IoT) sind Anlagen und Prozesse vollständig miteinander vernetzt und ermöglichen intelligente Produktionsprozesse. Bild: Ipopba/stock.adobe.com
Die fortschreitende Digitalisierung hat insbesondere für die Fertigungsindustrie große Veränderungen mit sich gebracht. Im Mittelpunkt dieser Industrie 4.0 steht die Smart Factory, eine vollständig vernetzte Fabrik, in der alle Anlagen, Produkte und Prozesse über das Internet of Things (IoT) miteinander verknüpft sind.

» Ulrike Dautzenberg, freie Journalistin in Wiesbaden

Die Digitalisierung verändert nicht nur die Prozesse in der Produktion, sondern auch die Geschäftsmodelle der Unternehmen. Einer, der sich seit vielen Jahren mit den Auswirkungen der Industrie 4.0 auf Strategie und Management in der Industrie beschäftigt, ist Prof. Dr. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML in Dortmund. Für die Veränderungen sieht er vor allem zwei Gründe. „Ich glaube, dass die bestehenden Geschäftsmodelle einfach sukzessive überholt sind“, so Henke. „Aber vor allem halten wir inzwischen Technologien in Händen, die neue Geschäftsmodelle tatsächlich erlauben. Und in einer Industrienation wie Deutschland können sie ihren Ausgangspunkt eben auch auf dem Shopfloor nehmen. Geschäftsmodelle sind ja nichts, was per se mit dem Maschinenraum der Industrie verbunden ist, aber sie werden natürlich von dort aus getriggert.“

Das beziehe sich insbesondere auf Plattformen und die so genannte Sharing Economy, so Henke. Bereits heute sei es durchaus üblich, mit Betreiber- beziehungsweise Sharingmodellen zu arbeiten, bei denen nicht mehr für viel Geld eine Maschine angeschafft, diese dann über mehrere Jahre hinweg mehr oder weniger intensiv genutzt und abgeschrieben wird, sondern diese Maschine stattdessen auszuleihen und lediglich die Betriebsstunden abzurechnen.

Für ein solches Modell braucht es Partner, denn kein Unternehmen wird erfolgreich Maschinen beziehungsweise deren Kapazitäten verleihen können ohne ein entsprechendes Netzwerk von Unternehmen, die das Angebot nutzen. Für die Zukunft sieht Henke modulare freiverkettete Produktionssysteme, mit denen je nach Bedarf die Produktionen modular zusammengesetzt werden können, wobei die einzelnen Produktionsteile und Maschinen selbständig organisiert und mit zellularer Fördertechnik autonom versorgt sind.

Auch bei der Technologie-Initiative SmartFactory KL, einem Industrie 4.0-Netzwerk mit rund 50 Unternehmen und Forschungseinrichtungen, wird an der smarten Fabrik der Zukunft geforscht. Jonas Metzger, Leiter des Mittelstand-Digital Zentrums der SmartFactory KL, beschäftigt sich hier unter anderem mit neuen Geschäftsmodellen der vernetzten Produktion. „Aufgrund der Möglichkeiten, die eine Smart Factory den Unternehmen bietet, sind diese in der Lage, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und beispielsweise ihre Wertschöpfungsprozesse oder ihre Beziehungen zu den Lieferanten innerhalb ihres Wertschöpfungsnetzwerks zu verändern“, so Metzger. „Früher war das nicht möglich, weil beispielsweise keine Informationen über Vor- und Nachprozesse zur Verfügung standen. Es gab auch keine transparente Kommunikation, ohne die eigenen Geschäftsgeheimnisse zu verraten. Genau das ist aber der entscheidende Punkt für eine Zusammenarbeit auf einer Plattform: Transparenz auf der einen und Hoheit über die eigenen Daten auf der anderen Seite.

Als technologieübergreifende Lösung ist das derzeit noch Zukunftsmusik und nur innerhalb von geschlossenen Netzwerken zu finden. Denn die Herausforderung ist, wie ein Unternehmen genau die Maschine findet, die zu seinen Anforderungen passt, ohne zugleich seine Daten preiszugeben. In der SmartFactory KL arbeitet man daran, digitale Ökosysteme zu entwickeln, in denen gezielt nach den benötigten Skills gesucht werden kann, einschließlich Preis, Bearbeitungsdauer, CO2-Ausstoß und Energieverbrauch. „Dafür müssen wir Maschinen in die Lage versetzen, ihre Fähigkeiten nach außen zu kommunizieren“, erklärt Metzger. Sie werden dann auf der Plattform eingetragen und so miteinander vernetzt sein, dass sie in der Lage sind, diese Informationen zu verarbeiten und zu kommunizieren. „Ganz so weit, dass Maschinen ihre Fähigkeiten selbständig kommunizieren können, sind wir noch nicht. Autonom kommunizierende Maschinen, die über die entsprechenden Schnittstellen verfügen, um Informationen senden und empfangen zu können, gibt es bereits. Man kann beispielsweise schon heute schon Befehle vom Handy an die Mikrowelle senden. Die Frage ist nun, welche Informationen die Mikrowelle senden muss, damit das Handy weiß, was die Mikrowelle zubereiten kann.“

Diese Art von digitalen Ökosystemen wird ein Teil des Geschäftsmodells der Zukunft sein, davon ist Metzger überzeugt. „Zukünftig können auf diese Weise ganze Teilprozesse ausgelagert werden. Wenn es sich beispielsweise nicht rentiert, eine Maschine mit 40 % Standzeit inhouse zu halten, dann lässt sich das in Echtzeit über eine digitale Plattform buchen, die in einen sicheren Datenraum eingebunden ist. Ein Unternehmen kann hier agieren wie in seiner eigenen Fabrik und weiß genau, wann ein bestimmtes Teil fertig ist und welche Eigenschaften es hat. Man kann das also konfigurieren, ohne selbst Maschinen zu kaufen. Das Unternehmen kann dann jede Art von Auftrag annehmen, ohne die entsprechenden Maschinen für die Fertigung selbst zu besitzen.“ Dadurch wird es auch für kleinere Unternehmen möglich, Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die sie bisher nicht anbieten konnten. Schöne neue Welt.

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