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„Wir lieben knifflige Aufgaben“

Wankmüller-Chef Tobias Wankmüller über CNC, Kart-Sport und Maschinenfinanzierung
„Wir lieben knifflige Aufgaben“

In dritter Generation führt Tobias Wankmüller (44) die Wankmüller Präzisionsmechanik GmbH in Straubenhardt. Während Sohn Luke in Kart-Rennen überzeugt, hält der Chef seinen Betrieb auf Wachstumskurs. Den Maschinenpark finanziert der Firmenchef über eine spezialisierte Mittelstandsbank.

Herr Wankmüller, Ihr zwölfjähriger Sohn Luke ist ja fast bekannter als Sie…

Oh ja! Luke hat sich dem Kart-Sport verschrieben und fährt seit sechs Jahren sehr erfolgreich die wichtigsten Rennen in der Szene. Er hat schon diverse Titel und Pokale gesammelt und ist einer der Top-Fahrer im deutschen Nachwuchs. Allein 2013 ist er 21 Rennen sehr erfolgreich gefahren – und das bei erheblichem Konkurrenzdruck in der Kart-Welt.
Wieweit sind Sie an den Erfolgen beteiligt?
Ich bin sein Cheftechniker, Betreuer, Mechaniker, Coach, Spediteur, Trainer und natürlich zuallererst sein Vater. Das ist das Wichtigste, denn das geht nur solange, wie es auch in der Schule gut läuft und die Noten stimmen. Dieses Gleichgewicht zu halten, ist die eigentliche Aufgabe.
Bauen und entwickeln Sie zudem Kart-Teile im eigenen Betrieb?
Ja klar! Da arbeiten alle im Betrieb mit, denn so ein Kart ist ja längst Hightech in komprimiertester Form. Da können wir alle unser Handwerk einbringen – und viel Neues lernen, was wiederum in den Betrieb zurückfließt. Es ist ein ,Hobby’, das sehr viel fordert, aber eben auch viel bringt in unserem Bereich.
Und nebenbei haben Sie den Familienbetrieb erheblich erweitert und technisch optimiert. Auf welchen Werdegang blicken Sie zurück?
Unser Unternehmen besteht seit 1974. Ich selbst habe Feinmechaniker gelernt, dann meinen Meister im Bereich Maschinenbau gemacht und anschließend Betriebswirt im Handwerk als Studium absolviert. Angefangen haben wir mit zwei, drei Mitarbeitern, die vorwiegend mit Rundschleifen und kleineren mechanischen Bearbeitungen beschäftigt waren. Heute sind wir zwölf feste Mitarbeiter, davon fünf Meister – das spricht wohl für die Expertise, die wir auch als verlässlicher Ausbildungsbetrieb seit langem haben. 1988 haben wir dann in CNC-Technik investiert und in immer kürzeren Abständen räumlich erweitert und das technische Portfolio für unsere Kunden ausgebaut.
Wer sind Ihre Kunden und was machen Sie genau?
Wir sind spezialisiert auf Prototypen und Kleinserien im Werkzeug- und Vorrichtungsbau, manchmal nur zwei bis drei Teile, dann aber maximal 100 Stück. Für reine Massenfertigung sind wir nicht ausgelegt. Wir sind der hochpräzise Spezialist für sehr komplexe Einzelteile oder Vorserienmuster in der Medizintechnik, der Hydraulik und im Anlagenbau. Wir lieben die kniffligen Aufgaben. Daraus sind dauerhafte Kundenverbindungen geworden, innerhalb der wir auch an der Fortentwicklung von Produkten beteiligt sind. Unsere Stärken liegen im 3D-Bereich, wobei ich persönlich viel Spaß daran habe und wir alle mit großem Engagement an der Software mitarbeiten. Und das dann auf komplexen Maschinen hochpräzise umsetzen.
Wie finanzieren Sie Ihre Technik, Ihre Investitionen und den weiteren Ausbau?
Unser Wachstum können wir nur durch Investitionen in modernste Werkzeugmaschinen erreichen. Zudem haben wir, wie gesagt, den Betrieb immer wieder räumlich vergrößert und technisch erweitert. Teilweise finanzieren wir aus Eigenmitteln, die baulichen Investitionen durch unsere langjährige Hausbank. Bei Ausrüstungsinvestitionen wie Maschinenzukäufen und technischer Ausstattung arbeiten wir jetzt mit einer hochspezialisierten Bank zusammen, die sich auf die Finanzierung hochwertiger Maschinentechnik konzentriert hat.
Also gibt es spezialisierte Banken für Unternehmen wie Ihres?
Erstaunlicherweise ja. Das wusste ich vorher auch nicht. Auf der AMB in Stuttgart habe ich vor einigen Jahren die AKF Bank aus Wuppertal kennengelernt. Bis dahin ging ich immer davon aus, dass sich Banken zum einen in unserem Metier nicht auskennen, zum anderen ohnehin nur durch den Zinssatz in der Finanzierung voneinander unterscheiden. In die Tiefe gehende Kenntnisse von unserem sehr speziellen Metier und den komplexen Aufgaben hatte bislang keine der Banken, mit denen wir sonst zu tun hatten. Dabei schätze ich meine Hausbank vor Ort sehr; sie ist ein guter Begleiter bei den Standardprodukten im Finanzierungsbereich. Aber hochkomplexe Maschinentechnik? Das ist für viele eher ein Buch mit sieben Siegeln, eben schwer zu beurteilen oder zu bewerten in Hinsicht auf Produktivität, Rentabilität und Refinanzierung. Eine Maschine ist nun mal abstrakter als ein Traktor.
Und die AKF Bank weiß das genau?
Ja, ich habe mich auch gewundert, als ich auf der Messe mit deren Spezialisten über die Vor- und Nachteile der einen oder der anderen Maschine der jeweiligen Markenhersteller regelrecht diskutieren konnte. Dort kannte man nicht nur deren Namen, sondern verfügte über ausgeprägte Kenntnisse der Technologie und des Marktes – auch in der Frage, für welchen Produktionszweck wir die Maschine brauchen und wer das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat.
Welche Anlage haben Sie denn über die Bank finanziert?
Unser neues Hermle C400-5-Achs-Bearbeitungszentrum. Da hat uns die AKF Bank nicht nur in puncto Finanzierung beraten, sondern bei der Kaufentscheidung auch gleich mitverhandelt – und ihre technische Kompetenz eingebracht. Wir haben also dreierlei erreicht: günstig eingekauft, günstig finanziert und das richtige Produkt dazu.
Eine neue Maschine ist auch immer eine große Herausforderung…
Ja, aber auch da gehen wir anders ran. Wenn wir eine neue Maschine kaufen, fangen wir nicht damit an, auf selbiger zu lernen, wenn sie auf dem Hof steht, sondern lange davor. Wir kennen die Maschine also schon fast in- und auswendig, bevor sie überhaupt geliefert wird. Wir verlieren somit keine Zeit damit, uns die Anlage erst einmal erschließen zu müssen, sondern können sie sofort produktiv einsetzen und in ihrer Leistungsbreite nutzen. Dafür beschäftigen wir uns vorher schon mit der gesamten Software, denn wer die kennt und versteht, hat die Maschine schnell im Griff.
Wie das Kart Ihres Sohnes?
Genau, da stecke ich auch in allen Details drin! Die technische Dimension macht das natürlich auch für unsere Mitarbeiter interessant. Da verbindet sich Leidenschaft mit technischer Begeisterung – auch beruflich.
Ist das nicht auch ein sehr teures Hobby?
Ohne Sponsoren geht das nicht, auch wenn Papa ,Hauptsponsor’ ist und sich zudem um die Technik kümmert. Wir sind immer auf der Suche nach Firmen oder Privatleuten, die dieses aufwendige und zeitintensive Projekt unterstützen. Denn Luke hat beste Chancen, mal einer der ganz großen Piloten zu werden. Wir haben schon einige wichtige Sponsoren, aber noch ein paar mehr motorsportbegeisterte Unterstützer zu gewinnen, wäre eine feine Sache. Die sind gerade in einer solchen Phase wichtig, wo jetzt wichtige Ziele erreicht sind. Und neue dazu kommen.
Da fallen einem schnell die Namen Schumacher und Vettel ein…
… die genauso begonnen haben wie mein Sohn, den gleichen Weg gegangen und auf denselben Bahnen gefahren sind. Das sind natürlich Vorbilder für den gesamten Nachwuchs im Motorsport, der sich rapide entwickelt hat. Das ist mental und technisch Hochleistungssport.
Wie kann man ein Kart technisch beschreiben?
Es ist ein Hightech-Miniaturrennfahrzeug mit 30 PS, 140 km/h Spitzenleistung bei 145 Kilogramm Gesamtgewicht einschließlich Fahrer – alles vom Verband im Detail vorgegeben und auch in puncto Sicherheit festgelegt. Und Sicherheit ist das Wichtigste – gerade bei den jungen Fahrern. •
Georg Schmitz-Weiss
Freier Journalist im Auftrag der Redaktion
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