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Zwangsdigitalisierung führt Etablierte und Start-ups zusammen

Kooperationen
Zwangsdigitalisierung führt Etablierte und Start-ups zusammen

Zwangsdigitalisierung führt Etablierte und Start-ups zusammen
Die deutsche Digitalindustrie besetzt schon jetzt zahlreiche industrielle Subbranchen und öffnet sich zunehmend dem heimischen Mittelstand als Know-how- und Wachstumspartner. Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com
Die Digitalerfahrungen der letzten Jahre eröffnen interessante digitale Kooperationsmöglichkeiten zwischen Industrieunternehmen und Start-ups – bis hin zur Chance, gemeinsam neue globale Player aufzubauen. Gelingen kann eine schlagkräftige Kooperation aber nur mit klarer Strategie.

Dirk Schermutzki
Start-up Investor und Managing Partner der
Bridges + Links GmbH, Family Venture Network, Hamburg

Die Coronakrise erhöht den Druck auf die Digitalisierung einzelner Geschäftsmodelle und ganzer Branchen. Gleichzeitig verändern sich Zusammenarbeits- und Bürowelten nachhaltig. So wollen mehr als 50 % der Unternehmen dauerhaft ins Homeoffice wechseln, was neue Anforderungen an Führungsmuster und Arbeitsorganisation mit sich bringt. Betriebe ringen darüber hinaus nicht nur um stabile Lieferketten, Liquidität und Kosteneinsparungen, sondern auch um neue – möglichst digitale – Märkte und Absatzwege sowie heilsbringende Produktinnovationen. Und dieses Wissen muss irgendwoher kommen.

In der Gemengelage aus krisenimmanenten Handlungsbedarfen und sich beschleunigenden Digitalisierungstrends lassen sich in den mittelständischen deutschen Industrieunternehmen bislang zwei grundsätzlich gegenläufige Krisenbewältigungsmuster erkennen: Sie treten während der Corona-Pandemie entweder als Innovations-Bremser oder als Innovations-Beschleuniger auf.

  • Die erste Gruppe ist dabei auf absehbare Zeit mit sich selbst beschäftigt. Der Fokus geht ausschließlich auf die Genesung der Kerngeschäftsfelder. Alle Ressourcen (Kapital und Arbeit) werden nur dorthin allokiert. Eigentlich notwendige Innovationen finden nicht (mehr) statt.
  • Die zweite Gruppe sieht die aktuelle Corona-Krise als bedrohlichen Warnschuss für das eigene (Kern-)Geschäft und bestehende Entscheidungsmuster. Deshalb wird die Coronakrise vor allem als Handlungsbeschleuniger mit Chancenpotenzial betrachtet. Lang geführte interne Diskussionen zu Markttrends, verändertem Kundenverhalten, Umbrüchen in Geschäftsmodellen und strategischen Handlungsempfehlungen werden schneller umgesetzt. Die Diversifizierung über das eigene Kerngeschäft hinaus sowie die Verlagerung von analogen zu digitalen Geschäftsmodellen werden deutlich stärker fokussiert.

Innovations-Beschleuniger profitieren von aktueller Ausnahmesituation

Erfahrungsgemäß ist es die zweite Gruppe der Unternehmen, die zu den Profiteuren der jetzigen Ausnahmesituation gehören wird. Denn diese haben verstanden, dass sie sich in einem dynamischen Umfeld ohnehin stets verändern müssen, um erfolgreich zu sein und zu bleiben. Sie sehen daher nicht nur die negativen Folgen der derzeitigen Coronakrise, sondern vor allem die Chancen, die im kritischen Hinterfragen der eigenen Geschäftsmodelle und der eigenen Märkte liegen.

Eine positive Konsequenz von Corona ist, dass der industrielle Mittelstand wachgerüttelt wurde und ein noch größeres Verständnis dafür entwickelt hat, wie wichtig die Themen technische Innovationen und Kooperationen mit Start-ups für den Erfolg des eigenen Unternehmens sind. Nahezu jede Industrie ist von der zunehmenden Dynamik des digitalen Umbruchs betroffen. Eine Erkenntnis, die durch Corona noch ersichtlicher geworden ist, denn während der Corona-Beschränkungen hat sich eines bereits gezeigt: Wer in der Industrie im Vorfeld der Krise bereits in Start-ups investiert hatte, konnte während der Zeit des Lockdowns nachhaltig davon profitieren, dass die Geschäfte um moderne und digitale Märkte ergänzt wurden und neben dem Kerngeschäft eine gesamtheitliche Wertsteigerung stattfand.

Während die Prozess- und Fertigungsvorteile der frühen Industrie 4.0-Lösungen häufig nicht die hohen Erwartungen des industriellen Mittelstands – der häufig eine erstaunliche Effizienz- und Automatisierungsreife aufweist – erfüllen konnte, ergeben sich aus den Digitalerfahrungen der letzten Jahre und dem gestiegenen Handlungsdruck nun interessante digitale Kooperationsmöglichkeiten.

Das industrielle B2B-Gründungsumfeld ist deutlich gereift

Gleichzeitig ist das industrielle B2B-Gründungsumfeld deutlich gereift. Gründer kommen häufiger aus entsprechenden Industrieunternehmen oder haben aus fast einer Dekade enger Zusammenarbeit ein tiefes Verständnis für die echten Schmerzpunkte der Industriekunden aufgebaut. Infrastruktur- und Security-Bedenken sind ausreichend diskutiert und größtenteils gelöst. Datengetriebene Geschäftsmodelle mit exponentiellem Kern werden besser verstanden. Kunden und Mitarbeiter sind deutlich adaptionsfreudiger. Und globale, teilweise industriefremde Herausforderer – wie Microsoft, Samsung, Amazon Web Services und Tesla – bringen die hiesige Industrie in Bewegung.

Die deutsche Digitalindustrie besetzt schon jetzt zahlreiche industrielle Subbranchen und öffnet sich zunehmend gegenüber dem heimischen Mittelstand als Know-how- und Wachstumspartner. Das KI-Scale-up- Konux beweist, dass vorausschauende Instandhaltung von Industrieanlagen möglich ist, Wandelbots aus Dresden erfindet Robotic-Programming nahezu neu, Twaice baut erfolgreich digitale Zwillinge für einen klar abgegrenzten Use Case, Cioplenu arbeitet erfolgreich an der papierlosen Fabrik, Lumiform setzt Audits- und Inspektionsprozesse für zahlreiche Branchen digital um und Aeditive hat den 3D-Druck für Fertigbetonteile selbst für Infrastrukturanwendungen gelöst.

Mehr und mehr Chancen, um gemeinsam neue globale Player aufzubauen

Alles Spielfelder des industriellen Mittelstandes, in denen hiesige Hidden Champions echte Kooperationsvorteile bieten können. Finanzierungs- und Working Capital-Synergien sind dabei nur ein Aspekt. Vielmehr eröffnet sich beispielweise durch die Nutzung vorhandener Forschungs- und Entwicklungskapazitäten, globaler Vertriebsstrukturen, Produktportfoliosynergien und einem offenen Mindset die Chance, gemeinsam neue globale Player aufzubauen.

Wie die Form der Zusammenarbeit von industriellem Mittelstand und Start-up im Konkreten aussehen sollte, hängt von der jeweiligen Zielsetzung der Beteiligten ab. Vieles ist möglich: von losen projektbezogenen Partnerschaften bis hin zu in die Tiefe gehenden Kooperationen, wie Joint Ventures. Wichtig für den Erfolg ist in jedem Fall das Bewusstsein, dass Kooperationen nur mit klarer Strategie und Governance sowie definierten Entscheidungsprozessen und Verantwortlichkeiten gelingen. Gepaart mit gegenseitiger Offenheit und der Erkenntnis, die kulturellen Unterschiede der beiden Organisationen als Bereicherung zu begreifen, können die Beteiligten eine schlagkräftige Kooperation bilden. Und das gilt nicht nur in Zeiten von Corona.

Kontakt:

bridges+links GmbH
Family Venture Network

Ballindamm 13

20095 Hamburg

E-Mail: contact@bridgeslinks.vc

https://bridgeslinks.vc

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