Fügetechnik | Die Arnold Group hat sich seit der Krise enorm entwickelt und geht jetzt den gezielten Schritt zum globalen Komplettanbieter. Lag der Umsatz 2009 noch weit unter 100 Mio. Euro, so überschreitet er dieses Jahr voraussichtlich die 200-Millionen-Grenze. ❧ Olaf Stauß
„Unsere Vision 2020 sieht ein Umsatzziel von 300 Millionen Euro für die Arnold Group vor“, sagt Gert-Thomas Höhn, Geschäftsführer der Arnold Umformtechnik GmbH & Co. KG. „Um dies zu erreichen, haben wir eine Strategie entwickelt, die auf vier Unternehmenssäulen basiert.“ Die erste Säule ist der bereits vollzogene Wandel vom Teileanbieter zum Systempartner, der entwickelt und berät. Die drei weiteren Säulen sind der internationale Ausbau des Unternehmens mit Produktionen auch in den Kundenmärkten, ein Konzept für „nachhaltige“ Fügesysteme („Blue Fastening“) und das Prozess-Know-how in der Group.
Die Umsetzung der Strategie ist voll im Gange. Anfang des Jahres startete beispielsweise die Produktion am US-Standort Rochester Hills, Anfang Juni wird die stark ausgebaute und erst 2008 akquirierte Fertigungsstätte Dörzbach nahe des Stammwerks in Forchtenberg-Ernsbach in Betrieb genommen.
Höhn setzt stark auf das Entwicklungs- und Prozess-Know-how des Unternehmens. Arnold hat künftig den Anspruch, Fügeelemente und Verarbeitungssysteme nicht mehr getrennt zu entwickeln und zu liefern, sondern alles aus einer Hand anzubieten. Dazu werden die Gesellschaften Arnold Umformtechnik und Arnold & Shinjo zum 1.1.2017 fusioniert.
Das Nachhaltigkeitskonzept „Blue Fastening“ spielt für die Unternehmensentwicklung eine zentrale Rolle. Es steht für das Angebot an die Kunden, Fügesysteme zu optimieren, um die Effizienz zu erhöhen oder Ressourcen zu schonen: Etwa Gewicht, Teilezahl oder Komplexität zu reduzieren, den Bauraum zu verringern oder die Montage zu beschleunigen. Fragen wie „Kann eine kleinere Schraube eingesetzt werden?“ oder „Ist eine gewindefurchende Montage denkbar?“ sind der Ausgangspunkt für ein Engineering, das Arnold mit „Fasteneering“ umschreibt.
Viele Anfragen aus der Automobilindustrie weisen bereits in diese Richtung. Der Engineering-Ansatz ist zum Erfolgsfaktor geworden. Wie es dazu kam, erklärt Michael Pult, Leiter der Unternehmenskommunikation, so: „Gleich im ersten Aufschwung nach der Krise 2009 haben unsere Partner großen Wert darauf gelegt, die Entwicklungsprojekte mit neuem Schwung fortzusetzen. Für uns ist das zum Hebel geworden, diese Aktivitäten auszubauen.“
Neu: Widerstandselementschweißen für Aluminium und Stahl in Großserie
Das Paradebeispiel ist eine bilaterale Entwicklungspartnerschaft mit Volkswagen, die Arnold jetzt bekannt macht: Im Auftrag von VW brachte Arnold das „Widerstandselementschweißen“ zur Serienreife, womit sich Aluminium und warmumgeformter Stahl verbinden lassen. Die erste Großserienanwendung ist die Hutablage im VW Passat B8. Sie ist nun aus Aluminium und damit 1 kg leichter als die Vorgängerin: Zum Fügen werden 51 kleine Stahlnieten in das Alu-Blech eingeprägt. Über sie wird anschließend die Verbindung mit den angrenzenden Stahl-Bauteilen durch Punktschweißen in Kombination mit Kleben hergestellt.
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