Während Europas bedeutendste Automesse IAA im Zeichen der Klimakrise steht, befinden sich „ihre Hauptdarsteller in der größten Umbruchphase seit der Entwicklung des Autos“, wie Kanzlerin Angela Merkel bei der Messeeröffnung sagte. Klimawandel und veränderte Mobilitätsbedürfnisse, Digitalisierung und alternative Antriebe bis hin zum autonomen Fahren stellen das bisher erfolgreiche Geschäftsmodell in Frage.
Vor diesem Hintergrund forschen und entwickeln Autohersteller und -zulieferer so viel wie nie – und sie melden so viele Patente an wie nie zuvor. 2016 hat die Branche laut einer aktuellen Studie des IW Köln rund 70 % mehr Patente angemeldet als noch im Jahr 2005. Da die übrigen Wirtschaftsbranchen gleichzeitig ihre Anmeldungen um 16 % zurückgefahren hätten, ist die Kfz-Industrie nun Treiber im deutschen Innovationsgeschehen: „Sie verzeichnete zuletzt 47 Prozent aller Patentanmeldungen von Unternehmen und Forschungsinstituten. 2005 waren es gerade einmal 30 Prozent“, betonen die Studienautoren Oliver Koppel, Thomas Puls und Enno Röben.
Unternehmen aus anderen Branchen, öffentlichen Forschungseinrichtungen und einzelne Tüftler haben laut der Studie dagegen in den letzten Jahren deutlich weniger Patente angemeldet als zuvor. „Ohne die Kfz-Industrie wäre die Patentleistung der deutschen Wirtschaft in den vergangenen Jahren rückläufig“, so Koppel.
„Die Unternehmen haben längst erkannt, dass sie technologische Sprünge machen müssen, um zukunftsfähig zu bleiben“, sagt IW-Verkehrsexperte Thomas Puls. „Um diese Trends mitzumachen, sind die richtigen Weichen gestellt.“
Die Studie basiert auf Daten des Deutschen Patent- und Markenamtes und berücksichtigt keine Patenterteilungen, sondern Patentanmeldungen. Nur diese würden die aktuellen technischen Entwicklungen beinhalten, so die Autoren.