Teile der europäischen Automobilindustrie gefährden die Nachhaltigkeit ihrer Lieferkette: Mit dieser Kritik überschreibt der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) eine eindringliche Warnung vor den Risiken der zunehmenden Materialpreisschwankungen.
„Ich vermag nicht zu erkennen, wie sich im Technologiewettkampf der kommenden Jahre ein Automobilhersteller gesunde und leistungsfähige Entwicklungspartner erhalten will, der nicht bereit ist, seinen Lieferanten das Risiko stark schwankender Materialpreise abzunehmen“, so Kay-Uwe Präfke, Mitglied der BDG-Geschäftsführung, wörtlich. Denn für einige Rohstoffe sei „dieses Risiko ohne Absicherung untragbar“.
Eine aktuelle Umfrage des BDG und des europäischen Gießereiverbandes CAEF unter seinen Automobilzulieferer-Gießereien brachte einerseits zutage, dass bei Schrottverrechnungen inzwischen europaweit die Mehrheit aller befragten Unternehmen von fairen Regelungen berichten, die auf nachträgliche Verrechnung oder monatliche Anpassungen der Materialteuerungszuschläge basieren. Die Umfrage zeigte andererseits aber auch, so teilt der BDG mit, dass nach wie vor Verträge existieren, die bei stark volatilen Schrottpreisen am Weltmarkt für Gießereien untragbare Anpassungsverluste zur Folge haben. Ein ähnliches Bild zeige sich bei Aluminium, wo viele Gießereien immer noch beklagen müssen, in unzumutbarer Weise ins Risiko gestellt zu werden.
Die bei vielen Rohstoffen festgestellte Zunahme der Volatilität der Materialpreise werde in Bezug auf Gießereien auch deshalb unterschätzt, weil sich der Anteil der Materialkosten an den Gesamtkosten durch enorme Preissteigerungen bei vielen Rohstoffen und immer weitergehende Prozessverbesserungen in der letzten Dekade erheblich erhöht habe. Preisausschläge bei wichtigen Rohstoffen bekämen hier plötzlich einen ganz anderen Hebel.
Unter den Mitgliedern des BDG steigt der Unmut darüber, dass einige Automobilhersteller beeindruckende Jahresergebnisse verkünden und andererseits Zulieferer Gefahr laufen, in Bedrängnis zu kommen, die ihrerseits durch ihre Innovationen erheblich helfen, wettbewerbsfähige Produkte zu entwickeln und Fahrzeugkosten zu senken.
Viele Zulieferer fühlten sich einem unangemessenen Druck des Automobilhersteller-Einkaufes und der Marktmacht großer Kunden uneingeschränkt ausgesetzt. Das starke Wachstum der Automobilhersteller könne aber nur mitgegangen werden, wenn die dazu notwendigen Investitionen finanziert werden können: „eine Frage von Rendite und Risikoverteilung“. „Automobilhersteller, die dies bislang ignorieren, sollten schnell handeln, um den derzeitigen Aufschwung nicht zu gefährden“, warnt Präfke. os
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