Das Umsatzwachstum der Medizintechnik-Branche hat sich in Deutschland in diesem Jahr deutlich abgeschwächt. Es liegt nach Angaben des Bundesverbands Medizintechnologie (BV Med) bei durchschnittlich 2,6 %. In den Vorjahren waren es jeweils noch rund 5 %.
Die Zahlen basieren auf der Herbstumfrage des BV Med, an der sich 111 Mitgliedsunternehmen beteiligt haben. Besser entwickelt sich demnach mit rund 4,4 % die weltweite Umsatzentwicklung. Nur noch ein Viertel der Unternehmen erwartet in diesem Jahr in Deutschland ein besseres Gewinnergebnis. Über ein Drittel erwartet zurückgehende Gewinne. Hemmnisse sehen die Unternehmen vor allem im Erstattungsbereich. 64 % beklagen den zunehmenden Preisdruck durch Einkaufsgemeinschaften. 44 % kritisieren die innovationsfeindliche Politik der Krankenkassen, 38 % das insgesamt zu niedrige Erstattungsniveau in Deutschland. Kritisiert wird auch, dass die Patienten durch die negative öffentliche Diskussion über Medizinprodukte zunehmend verunsichert sind.
Wegen der schlechten Inlandsentwicklung gerate auch der Jobmotor Medizintechnologie ins Stottern. Nur noch 45 % der befragten Unternehmen hätten gegenüber dem Vorjahr neue Arbeitsplätze geschaffen. Im Vorjahr waren es noch 58 % 16 % haben gegenüber dem Vorjahr Personal abgebaut. „Der Standort Deutschland verliert damit zunehmend an Attraktivität“, sagt BV Med Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt.
Die Branche habe beste Startbedingungen, werde aber durch bürokratische Instrumente und langwierige Erstattungsregelungen zunehmend ausgebremst. Mit dem Thema Nutzenbewertung würden die Krankenkassen nun die nächste Hürde aufbauen. BV Med Vorstandsvorsitzender Dr. Meinrad Lugan: „Wir wehren uns nicht gegen Nutzenbewertung. Sie muss aber sachgerecht sein und ein differenziertes Vorgehen bei Medizinprodukten nach Risikoklasse und Modifikationsgrad ermöglichen. Wir werfen den Spitzenverbänden der Krankenkassen vor, durch übertriebene Anforderungen an den Nutzennachweis den Weg der Patienten zu modernen Medizintechnologien in einen Hürdenlauf zu verwandeln.“
Von der neuen Bundesregierung erwarten die Medizintechnik-Unternehmen, dass Deutschland als Leitmarkt und Kompetenzzentrum Gesundheit und Medizintechnik wieder gestärkt wird. „Hierzu brauchen wir ein innovationsfreundliches Umfeld und einen starken Heimatmarkt, um auch künftig von unsere Stärken im Export medizintechnischer Produkte profitieren zu können“, so Lugan. Er nennt dafür drei Punkte: Beschleunigung der Prozesse von der Marktzulassung bis zur Erstattung; Innovationen fördern statt behindern sowie der Start einer Qualitätsoffensive.
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