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Elektromotoren: EBM-Papst wieder auf Wachstumskurs

Antriebstechnik
EBM-Papst wieder auf Wachstumskurs

EBM-Papst wieder auf Wachstumskurs
China ist für EBM-Papst ein wichtiger Markt. Mit rund 1.900 Beschäftigten erzielt das Unternehmen in Fernost einen Umsatz von fast 287 Mio. Euro. Bild: EBM-Papst/Louisa Marie Summe

Der Ventilatoren- und Motorenspezialist EBM-Papst verzeichnet in seinem Ende März beendeten Geschäftsjahr 2020/21 einen leichten Umsatzrückgang um 2,5 % auf 2,129 Mrd. Euro, das laut dem designierten Vorsitzenden der Geschäftsführung Thomas Wagner gleichwohl ungewöhnlich wie herausfordernd war. Nach einem Umsatzeinbruch im April 2020 von 28,6 % habe im weiteren Jahresverlauf eine Aufholjagd eingesetzt, an deren Ende man mit -2,5 % „ganz zufrieden sein“ müsse, so der zukünftige CEO weiter. Seit letzten September würden sehr hohe Auftragseingänge verzeichnet. Dadurch sei EBM-Papst der Nachfrage mit der vorhandenen Kapazität nicht in allen Fällen gerecht geworden. Bei derzeit gut gefüllten Auftragsbüchern würde alles darangesetzt, die Kunden wie gewohnt zu bedienen, betonte Wagner.

In Deutschland von Anfang an auf Corona vorbereitet

Als Corona hierzulande ausbrach, sei das Unternehmen darauf vorbereitet gewesen. Durch dessen starke Präsenz in China und den dortigen Erfahrungen, sei die Versorgung mit Mund-Nase-Masken und Tests von Beginn an auch in Deutschland gesichert gewesen. Rund 1 Mio. an Mitarbeiter ausgegebene Masken und etwa 4.000 durchgeführte Tests hätten enorm geholfen, die Krise gut zu managen. Innerhalb des Unternehmens hätte sich „so gut wie niemand angesteckt“, sagte Wagner. Bisher 320 positiv getestete Mitarbeitende hätten jedoch auch zu Arbeitsausfällen geführt, was in der Produktion spürbar gewesen sei.

Maschinenbauer zurückhaltend bei Investitionen

China ist für EBM-Papst nicht nur ein wichtiger Markt, sondern war auch für die Gruppe das erste Land, das durch die wiederanlaufende Industrie aus der Krise herauskam. Im Jahresverlauf erzielten die Mulfinger dort laut Vertriebsgeschäftsführer Thomas Nürnberger ein Plus von 4,2 % auf 286,9 Mio. Euro. Die Region Asien insgesamt steht für einen Umsatz in Höhe von 396,4 Mio. Euro (+0,3 %). Den Umsatzrückgang in Deutschland um 30 Mio. Euro auf 443,2 Mio. Euro führt Thomas Wagner auf die dortige Branchenverteilung zurück. Viele Kunden des Ventilatoren- und Motorspezialisten sind Maschinenbauer, die sich im Vorjahr mit Investitionen eher zurückhielten und sich auf ihre Liquiditätssicherung konzentrierten. Deshalb schlug im übrigen Europa lediglich ein Umsatzminus von 0,5 % auf 1,034 Mrd. Euro zu Buche. Dagegen verzeichnete der US-Umsatz mit 262,9 Mio. Euro ein Minus von 7,1 %, das vor allem unter dem Einfluss starker Kurseffekte entstanden sei, so Wagner. Real ging der Umsatz lediglich um 1,6 % zurück.

Fixkostendiät kompensiert Rückgang bei Kapazitäten

Durch weltweit eingesparte Fixkosten in Höhe von 5 % – es wurde weniger gereist, keine Messen gebucht und teilweise im Homeoffice gearbeitet – konnte EBM-Papst die Belastungen aus den zurückgefahrenen Kapazitäten ausgleichen und im Ergebnis „sogar über dem des Vorjahres abschließen, sagte Finanzgeschäftsführer Hans Peter Fuchs. Traditionell äußert sich EBM-Papst nicht zum Gewinn. Doch an Schulnoten gemessen, hat sich das Ergebnis laut Fuchs gebessert: „Von zuletzt drei plus auf jetzt zwei minus.“

Die Küche ist das neue Mallorca

Mit Blick auf die Marktsegmente hat der Geschäftsbereich Hausgeräte/Heiztechnik auch vom Konsumverhalten der Privathaushalte profitiert. Gemäß der Aussage „Die Küche ist das neue Mallorca“ wurde statt in Urlaub verstärkt in die eigenen vier Wände investiert. Deshalb blieb der Umsatz in diesem Geschäftsfeld mit 402,8 Mio. Euro (-1,0 %) nahezu stabil. Hingegen war der Industriebereich aufgrund verschobener Investitionen deutlich rückläufig: das Geschäftsfeld Automotive/Antriebstechnik um -4,8 % auf 323,8 Mio. Euro, die industrielle Lufttechnik um -2,4 % auf 1,402 Mrd. Euro.

Rückkehr auf gewohnten Wachstumspfad

Nun gehen die Mulfinger davon aus, auf den gewohnten Wachstumspfad zurückzufinden. Thomas Wagner taxiert das geplante Plus für das laufende Geschäftsjahr auf 5,5 % gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau im Geschäftsjahr 2019/20 von 2,183 Mrd. auf 2,24 Mrd. Euro plant Wagner sogar ein Plus von 3 %. Dass EBM-Papst für 2021/22 jedoch von einem bereinigten Umsatz in Höhe von 2,179 Mrd. Euro – also 67 Mio. Euro weniger – ausgeht, liegt am Verkauf der spanischen Tochter Ikor an die belgische Connect Group. Durch die Veräußerung des Elektronikherstellers und EMS-Providers will sich das Hohenloher Familienunternehmen noch stärker auf das Kerngeschäft Ventilatoren und Motoren konzentrieren.

Wechselstromprodukte vor dem Auslauf

Das Umsatzziel für die nächsten fünf Jahre steckt Wagner bei 2,6 Mrd. Euro. Der Hebel dazu soll „move26“ sein. Die neue Unternehmensstrategie richtet den Fokus neben dem Kerngeschäft auch auf Systemlösungen, digitale Lösungen und neue Geschäftsmodelle. Dafür brauche es Produkte, welche die Megatrends adressierten, wie die Digitalisierung, die Energieeffizienz, Luftqualität und -reinhaltung, sagte Wagner. EBM-Papst habe dafür die passenden Produkte wie etwa die neuen Baureihen RadiPac und AxiEco. Im Gegenzug wird in Mulfingen über die perspektivische Ablösung von Produkten etwa im Bereich des Wechselstroms nachgedacht, die mit Blick auf Energie- und Materialeffizienz weder dem Stand der Technik noch klimapolitischen Forderungen gerecht werden. Ab 2030 will EBM-Papst in seinen europäischen Werken nur noch energiesparende EC-Ventilatoren und Motoren entwickeln und herstellen.

F+E-Ausgaben steigen deutlich

Mit den höchsten Netto-Investitionen der Unternehmensgeschichte von 182,7 Mio. Euro (Vorjahr: 108 Mio. Euro oder +69,1 %) reagieren die Hohenloher auf die weltweit steigende Nachfrage nach ihren Ventilatoren und Motoren. In Johnson City, am US-Standort, startet im Sommer der Bau eines neuen Produktionswerkes. Durch einen Erweiterungsbau in Xi‘an (China) wird die Kapazität für das stark wachsende Geschäft in Asien weiter erhöht. In Italien erfolgt ein kompletter Produktionsneubau für Schutzgitter. In Deutschland investiert EBM-Papst in drei neue Forschungs- und Entwicklungsgebäude am Standort der Zentrale in Mulfingen für insgesamt 24 Mio. Euro. In der Fertigstellung befinden sich dort ein EMV-Laborzentrum sowie ein neues Werksgebäude in Lauf. Von der Netto-Rekordinvestition entfallen im laufenden Jahr 75,9 Mio. Euro auf Auslandsinvestitionen, 106,8 Mio. Euro auf das Inland.

Corona hat Digitalsierung befeuert

Mit dieser Local-for-local-Strategie werde sein Unternehmen auch künftig vorangehen, sagte Wagner. Denn dies sei eine Lehre aus der Corona-Pandemie: „Wer global gut aufgestellt ist, hat die besten Möglichkeiten, mit der Situation gut umgehen zu können“, so der zukünftige CEO.

Andererseits habe Corona das Unternehmen mit seinen weltweit fast 15.200 Mitarbeitenden, von denen im vorigen Geschäftsjahr 552 neu hinzugekommen sind, im Bereich der Digitalisierung „zu einer Weiterentwicklung gezwungen, wie es sonst nur in drei bis fünf Jahren möglich gewesen wäre“, sagte Wagner. So wurden Segmente von EBM-Papst wie Digitalisierung, das Data-Center-Geschäft und Luftreiniger „geradezu befeuert durch die Pandemie“, sagte Finanzchef Hans Peter Fuchs, der auch bei Investitionen in die Innovationen weiter Gas geben will. Für das laufende Geschäftsjahr soll der F+E-Etat 126,2 Mio. Euro betragen, 12 % mehr als im Jahr zuvor. Die Themenschwerpunkte lagen einmal mehr in den Bereichen Digitalisierung, Aerodynamik und -akustik, energieeffiziente Produktkonzepte sowie dem Ausbau der Elektronik- und Systemfähigkeit.

Digitalstrategie trägt Früchte

Laut Fuchs trägt auch die mit dem Dortmunder Think Tank EBM-Papst neo angeschobene Digitalisierungsstrategie Früchte. „Wir haben mit unserem Start-up und den dort verankerten internationalen Beteiligungen wichtige Projekte gewinnen können. Besonders auf dem Gebiet der Analyse und Regelung der „Luftqualität“, ein spürbarer Megatrend, der langfristig aufgrund von Klimawandel und Urbanisierung auch in der Zeit nach Corona Bestand haben wird“, so der Finanzchef des Unternehmens. (dk)

Kontakt:

EBM-Papst Mulfingen GmbH & Co. KG
Bachmühle 2
74673 Mulfingen
Tel. +49 (0) 7938 81–0
Mail: info1@de.ebmpapst.com
www.ebmpapst.com

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