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Maschinen- und Anlagenbau bleibt in schwerer See auf Kurs

Maschinen- und Anlagenbau 2022
In schwerer See auf Kurs geblieben

In schwerer See auf Kurs geblieben
Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben in 2022 ihre Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Bild: Anon/stock.adobe.com

Der Maschinen- und Anlagenbau ist mit einer großen Kraftanstrengung in der unerwartet schweren See des Jahres 2022 auf Kurs geblieben und blickt mit einiger Zuversicht auf das kommende Jahr. „Die hohe Inflation und der Ukraine-Krieg mit all seinen Folgen werden auch unsere Branche noch lange belasten. Materialengpässe und Schwierigkeiten in der Lieferkette dauern an, zudem kehren immer mehr Staaten zu protektionistischen Maßnahmen zurück. Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben einmal mehr mit ihrer unternehmerischen Freiheit ihre Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit bewiesen“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen auf der Jahres-Pressekonferenz des Verbands. „Daher sind wir zuversichtlich, unser Ziel eines realen Produktionswachstums von 1 Prozent in diesem Jahr zu erreichen und halten auch an unserer Prognose für das kommende Jahr fest. Wir rechnen für 2023 weiterhin mit einem leichten realen Produktionsrückgang von 2 Prozent. Das ist weit entfernt von den Rückschlägen früherer Jahre und zeigt die Robustheit unserer Industrie.“

Bezahlbare Material- und Energieversorgung nötig

Insbesondere das Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft sei für den mittelständischen Maschinen- und Anlagenbau und seine innovativen Technologien eine große Chance. „Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Unternehmen auf eine verlässliche und bezahlbare Material- und Energieversorgung bauen können. Hier sind die EU und die deutsche Regierung gefordert, die Märkte offen zu halten und alle zur Versorgung notwendigen Maßnahmen rasch und mit möglichst wenig bürokratischem Aufwand umzusetzen“, mahnte Haeusgen.

Leichte Entspannung bei Lieferketten-Engpässen

Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau wird weiterhin durch Schwierigkeiten in den Lieferketten und durch Materialengpässe spürbar beeinträchtigt. Laut der jüngsten VDMA-Blitzumfrage von Anfang Dezember, an der mehr als 600 Mitgliedsfirmen teilnahmen, sehen 74 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit durch solche Engpässe gravierend oder merklich beeinträchtigt. Im Juni waren es allerdings noch 87 Prozent gewesen. Von einer merklichen Entspannung berichten die Firmen in der jüngsten Umfrage mit Blick auf Chemikalien, Kunststoffen und Metallerzeugnissen. Nach wie vor angespannt ist die Lage dagegen bei Elektronikkomponenten, wenngleich mit rückläufiger Tendenz. Diese Entwicklung kann sich nach Ansicht der VDMA-Volkswirte positiv auf die Produktion der Schlussmonate 2022 auswirken. Von Januar bis einschließlich Oktober lag die reale Produktion im Maschinen- und Anlagenbau noch um real 0,4 Prozent unter ihrem Vorjahreswert. Der Auftragseingang blieb in den ersten zehn Monaten des Jahres real um 1 Prozent unter dem Vorjahr, die Auftragsreichweite betrug im September 2022 noch 11,9 Monate und ist damit unverändert sehr hoch. 

Verhalten optimistischer Blick auf 2023

Für das kommende Jahr erwartet der Verband ein unverändert schwieriges Umfeld: Das Wachstum in China bleibt voraussichtlich schwach, der Krieg in der Ukraine bringt weiterhin hohe Energiepreise mit sich und nahezu weltweit antworten die Zentralbanken auf hohe Inflationsraten mit steigenden Zinsen. „Das wird die Weltwirtschaft und damit auch die Investitionsgüterindustrien auf absehbare Zeit belasten“, sagte Haeusgen. „Dennoch ist die Stimmung in vielen Ländern der Erde in den vergangenen Wochen nicht mehr so negativ gewesen, wie in den ersten Monaten nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Daher rechnen wir für 2023 nur mit einem leichten realen Produktionsminus von 2 Prozent. Das ist, gemessen an früheren Wachstumseinbußen, ein moderater Rückgang der Produktion und deutlich weniger als von vielen befürchtet“, betonte der VDMA-Präsident. Diese Einschätzung teilt er mit zahlreichen Unternehmern aus der Branche: Laut Umfrage schaut nahezu die Hälfte der Befragten (48 Prozent) optimistisch oder verhalten optimistisch ins neue Jahr. 38 Prozent sind unentschieden, lediglich 14 Prozent zeigen sich pessimistisch oder verhalten pessimistisch.

Fachkräftemangel bremst

Diese Zuversicht spiegelt sich auch in der Beschäftigungslage der Branche wider. Im September 2022 waren es 1,019 Millionen Menschen in den Stammbelegschaften (Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten) des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland – ein Plus von 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit bleibt die Branche der größte industrielle Arbeitgeber im Land. Deutlich mehr als die Hälfte (54 Prozent) der vom VDMA im Herbst befragten Maschinenbaufirmen wollen ihren Personalstand im kommenden Jahr sogar ausbauen, gut 30 Prozent wollen ihn konstant halten. Allerdings haben die Unternehmen unverändert große Schwierigkeiten, diese Stellen auch zu besetzen. Der allgemeine Fachkräftemangel führt dazu, dass nahezu alle befragten Firmen (97 Prozent) hier Engpässe spüren.

Preisbremsen für Energie zu bürokratisch

Die Risiken in der Energieversorgung hat der Maschinen- und Anlagenbau bisher gut gemeistert, „allerdings auch, weil eine Gasmangellage verhindert wurde“, sagte der VDMA-Präsident. „Energiekosten kommen in unserer Industrie vor allem durch energieintensiv hergestellte Vorprodukte an. Deshalb halten wir das Konzept der Preisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme in dieser kritischen Zeit für sinnvoll. Es sollte entlang der gesamten Wertschöpfungskette wirken.“ Insbesondere durch die europäischen Beihilferegelungen seien diese Preisbremsen nun aber zu komplex geworden. Erste Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau wollen trotz hoher Kosten davon absehen, die Hilfen in Anspruch zu nehmen, erläuterte Haeusgen. „Wenn man ein wirksames Instrument schaffen will, das nicht nur einen Rettungsschirm darstellt, dann muss es einfach und unbürokratisch sein“, forderte er.

Exportförderinstrumente erhalten und ausbauen

China ist für den deutschen und europäischen Maschinen- und Anlagenbau ein enorm wichtiger Markt und wird dies auf absehbare Zeit bleiben. Die Volksrepublik ist der zweitwichtigste Exportmarkt und ausländische Investitionsstandort für den Maschinenbau aus Deutschland. Doch die aggressive Wirtschaftspolitik der chinesischen Regierung stellt die mittelständische Industrie vor neue, große Herausforderungen. Der VDMA hat daher eine umfassende China-Position erarbeitet, die sich mit den Zielen der Regierung in Peking und ihren Mitteln zur Durchsetzung beschäftigt, ebenso wie mit den Handlungsoptionen der Unternehmen. „China will sich wirtschaftlich weiterentwickeln und die Innovationskraft der eigenen Wirtschaft stärken. Dazu wird strategisch in das Wirtschaftsgeschehen eingegriffen, zum Nachteil ausländischer Unternehmen“, erläuterte Haeusgen.

China als Markt mittelfristig nicht ersetzbar

Deshalb sei es richtig und wichtig, dass die Bundesregierung nun eine Neubewertung des Verhältnisses zu China vornimmt und eine entsprechende Strategie erarbeitet. „Der Markt China ist aber kurz- und mittelfristig nicht ersetzbar und deshalb sollten die Exportförderinstrumente nicht abgebaut werden. Die Exporte nach China sorgen in Deutschland für gut bezahlte und hoch qualifizierte Arbeitsplätze“, mahnte der VDMA-Präsident. „Vielmehr kann die deutsche Politik mit ihren Förderinstrumenten helfen, neue Absatzmärkte zu erschließen. So brauchen wir zum Beispiel endlich ein funktionierendes Exportkreditversicherungssystem für kleine Auftragswerte.“

Transformationschance Manufacturing-X

Eine große Chance für den Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Industrie sowie der technologischen Souveränität in Deutschland und Europa sieht der VDMA im Ausbau der Digitalisierung. Hierbei kann das Projekt Manufacturing-X eine entscheidende Rolle spielen. Es geht dabei um die Schaffung eines föderativen Datenökosystems für die Industrie, in dem Unternehmen ihre Daten untereinander sicher teilen können, ohne diese abgeben zu müssen. „Für die Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen und für die europäische Datenökonomie ist das eine extrem wichtige Entwicklung“, erläuterte Haeusgen. Der VDMA hat sich von Beginn an stark für das Thema Manufacturing-X engagiert, gemeinsam mit dem ZVEI und anderen Akteuren. „Wir gehen davon aus, dass im Frühjahr die Initiative in eine konkrete Umsetzungsform kommt. Hier ist die Politik nun am Zug“, resümierte Haeusgen. (bt)

www.vdma.org

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