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Keine Belege für Digitalisierung als Helfer beim Klimaschutz

Digitalisierung und Klimaschutz
Keine Belege für Digitalisierung als Helfer beim Klimaschutz

Keine Belege für Digitalisierung als Helfer beim Klimaschutz
Ist die Digitalisierung tatsächlich ein Hoffnungsträger für den Klimaschutz? Dafür gibt es bislang keine Belege. Bild Icruci/stock.adobe.com

Steigende Energieverbräuche des Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektors (IKT) sowie höheres Wirtschaftswachstum torpedieren eine Reduktion des Energiebedarfs. Bislang gibt es laut eines wissenschaftlichen Artikels von Digitalisierungsexperten des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Technischen Universität Berlin keine Belege dafür, dass die Digitalisierung zum Klimaschutz beiträgt. Obwohl sie als Hoffnungsträger gilt, um den globalen Energiebedarf zu verringern.

Die Autoren untersuchten folgende Fragen: Welche direkten Effekte haben die Produktion, Nutzung und Entsorgung von Informations- und Kommunikationstechnik? In welchem Umfang führt die Digitalisierung zu einer steigenden Energieeffizienz von Prozessen? Wie wirken sich höhere Arbeits- und Energieproduktivität auf das Wirtschaftswachstum aus? Um diese zu beantworten kombinierten sie ein umweltökonomisches Modell mit einer Vielzahl empirischer Studien. Es zeigte sich, dass die Digitalisierung den Energieverbrauch steigen lässt.

„Zwar kann durch die Digitalisierung Energie eingespart werden – durch Effizienzsteigerungen in verschiedenen Wirtschaftssektoren, aber auch bei technischen Geräten des täglichen Gebrauchs“, erklärt Wirtschaftsforscher Steffen Lange vom IÖW. „Legt man diese Einsparungen in die eine Waagschale und vergleicht sie mit den Effekten des wachsenden IKT-Sektors und den Auswirkungen des durch gesteigerte Produktivität ausgelösten Wirtschaftswachstums, wiegen die letzteren deutlich schwerer. Die Hoffnung, dass die Digitalisierung den Gesamtenergieverbrauch senkt, erfüllt sich derzeit nicht.“

Physisches Kapital und Energie lassen sich nur begrenzt gegenseitig ersetzen, erklären die Wissenschaftler. Dies erschwere es, den Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Zudem wirken Rebound-Effekte den Einsparungen entgegen. „Wir können nicht erkennen, dass sich diese Entwicklung ändern wird. Die Gleichung lautet höchstwahrscheinlich weiter: Energieeinsparungen führen an anderer Stelle zu mehr Nachfrage“, sagt Johanna Pohl von der Technischen Universität Berlin.

Ansätze um die Digitalisierung nachhaltiger zu gestalten

In Zukunft könne die Digitalisierung nur nachhaltiger werden, wenn sie gezielt für Energieeffizienzsteigerungen eingesetzt wird oder um Sektoren energiesparend zu verändern.

Gleichzeitig müssten aber auch Maßnahmen greifen, die den Energiebedarf des Sektors selbst eindämmen und Rebound- und Wachstumseffekten entgegensteuern. „Aber selbst dann würden die Energiespareffekte der Digitalisierung nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Wir müssen noch einen Schritt weitergehen und daran arbeiten, die digitalen Möglichkeiten in den Dienst einer ökologischen Transformation der Ökonomie zu stellen“, so Lange.

„Anstatt die Nebenwirkungen der Digitalisierung zu bekämpfen, sollten alle ökonomischen Sektoren transformiert werden, insbesondere Industrie, Landwirtschaft, Energie, Bau und Verkehr. Hierbei könnten digitale Technologien – richtig eingesetzt – eine wichtige Rolle spielen.“

Über das Projekt

Die Forschungsgruppe „Digitalisierung und sozial-ökologische Transformation“ untersucht die Chancen und Risiken der Digitalisierung für eine Verringerung der Energie- und Ressourcenverbräuche und erarbeitet Ansätze für die politische und gesellschaftliche Gestaltung der Digitalisierung, damit sie zum notwendigen Wandel der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit beiträgt.

Die Forschungsgruppe wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung (SÖF) gefördert. Kooperationspartner sind neben dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) das Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre, Fachgebiet Arbeitslehre/Ökonomie und Nachhaltiger Konsum (ALÖNK) sowie das Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) der Technischen Universität Berlin. Das Projekt wird geleitet von Prof. Dr. Tilman Santarius von der Technischen Universität Berlin.

Kontakt:

Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Bergstraße 7
69120 Heidelberg
Tel.: +49 622164916-0
www.ioew.de

Technische Universität Berlin
Straße des 17. Juni 135
10623 Berlin
Tel.: +49 30314-23922
www.tu.berlin

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