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Komplexität in deutschen Unternehmen untergräbt Cybersicherheit

Studie IT-Sicherheit
Komplexität in deutschen Unternehmen untergräbt Cybersicherheit

Komplexität in deutschen Unternehmen untergräbt Cybersicherheit
Die Gefahr eines Cyberangriffs in produzierenden Unternehmen ist nicht zu unterschätzen. Das sehen viele Firmenchefs auch so – und doch setzen nur 21 % relevante Technologien als Gegenmaßnahmen ein, wie eine aktuelle Studie von PwC ergab. Bild: Pixel_B/stock.adobe.com
Als besorgniserregende Risiken für die Cybersicherheit schätzen Führungskräfte laut einer aktuellen PwC-Studie den unternehmenseigenen Komplexitätsgrad sowie teilweise ein Unverständnis bezüglich Sicherheitsrisiken durch Zulieferer ein.

Mehr als 80 % der IT-Führungskräfte in Deutschland halten die Technologie, Daten und Betriebsumgebungen in ihren Unternehmen für unnötig komplex – und schätzen, dass die Betriebe daher nicht optimal gegen Cyberangriffe geschützt seien. Das ist ein Ergebnis der Studie „Digital Trust Insights 2022“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, die über 3.600 Führungskräfte aus Wirtschaft und Technologie weltweit zu den Herausforderungen und Chancen im Bereich Cybersicherheit befragt hat.

Vor allem die Regulierung von Investitionen in Technologien, aber auch Cloud-Umgebungen halten 85 beziehungsweise 77 % der deutschen Befragten für zu komplex. Die meisten befürchten durch die hohe Komplexität fehlende Resilienz, finanzielle Verluste und mangelnde Innovationsfähigkeit.

Innerhalb des eigenen Unternehmens konnten zwar 72 % der Befragten ihre Geschäftsumgebung in den letzten zwei Jahren vereinfachen, indem sie Technologien komplett oder teilweise rationalisiert haben. Moritz Anders, Partner im Bereich Cyber Security & Privacy bei PwC Deutschland, sieht dennoch deutlichen Handlungsbedarf: „Unternehmen nutzen zu selten Daten und Automatisierung, um ihre Prozesse effizienter zu gestalten. Dabei führt die Vereinfachung des Betriebs, der Prozesse und der zugehörigen Systeme dazu, dass sie Cyberrisiken schneller erfassen und IT-Sicherheit besser gewährleisten können.“

Blinde Flecken bei der Cybersicherheit: Risiken in der Lieferkette

Komplex sind teilweise auch die Beziehungen zu Zulieferern: Rund ein Drittel der Führungskräfte in Deutschland verstehen die IT- und Software-Risiken in ihrer Lieferkette wenig oder gar nicht. Auch die Verhältnisse zu Sub-Dienstleistern sind für 30 % der Befragten laut der Befragung undurchsichtig, ebenso wie zu Anbietern von Cloud-Lösungen (29 %), IoT oder anderer Technologien (28 %). Immerhin 38 % der Befragten gaben an, dass sie in den letzten zwölf Monaten Audits bei Zulieferern durchgeführt haben, um die Sicherheitslage einzuschätzen.

Für Grant Waterfall, EMEA Cyber Security & Privacy Leader bei PwC, ist die passende Auswahl von Dienstleistern ein zentraler Faktor für Cybersicherheit: „Organisationen haben einen großen blinden Fleck, was Risiken durch Dritte und die Lieferkette angeht. Zu viele Unternehmen versäumen es, die wichtigsten kritischen Beziehungen zu entschlüsseln oder Anbieter hinsichtlich Performance-Standards zu prüfen, um die Schwachstellen in der Lieferkette zu finden.”

Zögerliche Anwendung von Threat Intelligence

Drei von fünf Befragten in Deutschland sind außerdem der Ansicht, dass Cyberkriminalität in 2022 im Vergleich zu 2021 zunehmen wird – vor allem in den Bereichen Mobile (56 %), IoT (59 %) und Cloud (58 %). 59 % erwarten einen Anstieg von Ransomware-Angriffen, fast genauso viele gehen von zunehmender Malware durch Software-Updates (58 %) und mehr Angriffen auf Cloud-Services (57 %) aus.

Die Prävention solcher Angriffe erfolgt dagegen nicht immer geordnet; Entscheidungen über Investitionen oder das Management von Cyberrisiken basieren etwa erstaunlich selten auf einer soliden Datenbasis: Nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen verfügt über ein vollständiges Data-Governance-Programm. Außerdem bemerkenswert: In Deutschland betrachten weniger Befragte (21 %) eine Threat Intelligence in Echtzeit als wesentlich für ihr Cyber-Security-Betriebsmodell als weltweit (30 %). Nur für 21 % (global: 26 %) der IT-Chefs stellt die Quantifizierung von Cyberrisiken einen integralen Bestandteil ihres Betriebsmodells dar.

„Cyberrisiken sind auch Unternehmensrisiken. Idealerweise sollten Unternehmen die Sicherheitslage immer ganzheitlich betrachten. Die reine Risikobewertung als Momentaufnahme hat bei der heutigen Bedrohungslage ausgedient. An ihre Stelle tritt ein Risiko-Reporting in Echtzeit“, mahnt Anders.

Rolle der CEOs: Vertrauen in Cybersicherheit sowie Resilienz schaffen

Eine Vorreiterrolle bei der Cybersicherheit kommt CEOs zu. Laut den befragten Führungskräften aus Deutschland engagieren sich ihre CEOs vor allem bei der Berichterstattung zu Cybervorfällen für Aufsichtsbehörden. Auch nach Cyberangriffen auf die eigene Organisation oder Branche werden CEOs selbst aktiv. Auffällig: Die Unternehmen, deren Chefs sich engagieren und den Bereich Cybersicherheit für wachstums- und vertrauensrelevant halten, hätten in den letzten zwei Jahren zudem signifikant häufiger Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht. (nu)

Für Grant Waterfall ist daher klar: „CEOs geben in puncto IT-Sicherheit und Datenschutz die Richtung für die ganze Organisation vor. Sie haben die Möglichkeit, Cybersicherheit als wichtigen Faktor für das Unternehmenswachstum und das Vertrauen der Kunden zu etablieren und unternehmensweit ein Sicherheitsbewusstsein zu schaffen.” Die Tipps des PwC-Experten: Um die Cybersicherheit im gesamten Unternehmen zu verbessern, hilft es, das Target Operating Model für Informationssicherheit noch einmal strategisch sauber herzuleiten und organisatorisch zu verankern. Auf der anderen Seite können CEOs Cyberrisiken effektiv managen, indem sie diese quantifizieren und damit Investitionen gezielt an den Stellen tätigen können, wo die größten Effekte zu erwarten sind.

Die Methodik im Detail

Im Rahmen der Global Digital Trust Insights 2022 wurden zwischen Juli und August 2021 insgesamt 3.602 Führungskräfte (CEOs, Corporate Directors, CFOs, CISOs, CIOs und C-Suite-Verantwortliche) aus den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Sicherheit zur Entwicklung und Zukunft von Cybersicherheit befragt. 33 Prozent der jeweiligen Unternehmen sind in Westeuropa ansässig, davon 258 in Deutschland, gefolgt von Nordamerika (26 %), Asien-Pazifik (18 %), Lateinamerika (10 %), Osteuropa (4 %), Naher Osten (4 %) und Afrika (4 %).

62 % der Befragten sind Führungskräfte in Unternehmen mit einem Umsatz von 1 Mrd. Dollar und mehr, 33 % in Betrieben mit einem Umsatz von 10 Mrd. Dollar und mehr. Die Teilnehmenden sind in einer Vielzahl von Branchen tätig: Technik, Medien, Telekommunikation (23 %), industrielle Fertigung (22 %), Finanzdienstleistungen (20 %), Einzelhandels- und Verbrauchermärkte (16 %), Energie, Versorgungsunternehmen und Ressourcen (8 %), Gesundheit (7 %) und öffentlicher Dienst (3 %).

Kontakt:
PricewaterhouseCoopers GmbH
Friedrich-Ebert-Anlage 35–37
60327 Frankfurt am Main
www.pwc.de

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