Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau stellen sich auf spürbar härtere Wintermonate ein, können dabei aber immer noch auf Wachstum im laufenden und teilweise auch im kommenden Jahr bauen. Das geht aus aktuellen Zahlen einer Blitzumfrage des VDMA hervor, an der 641 Mitgliedsunternehmen teilgenommen haben.
Demnach geraten zwar Produktion und Lieferfähigkeit des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland durch Preissteigerungen sowie die mangelnde Verfügbarkeit von Erdgas und Strom zunehmend unter Druck. Rund drei von vier Unternehmen erwarten aber trotz all der widrigen Umstände im laufenden Jahr ein nominales, wenngleich vornehmlich inflationsgetriebenes Umsatzwachstum. Für 2023 erwarten dies zwei von drei Maschinenbauern.
Mehrheit rechnet mit Verschärfung der Situation
„Aktuell haben rund 90 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau keine Einschränkungen der eigenen Produktion aufgrund der Probleme in der betrieblichen Energieversorgung”, sagt VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers. „Doch die Aussichten verdüstern sich: 57 Prozent der Unternehmen, also mehr als jedes zweite, erwarten eine Verschärfung der Situation in den nächsten sechs Monaten.“
Sorgen bereiteten den Unternehmen nicht nur steigende Energie- und Rohstoffpreise. Im Fokus stünden vor allem Schwierigkeiten, überhaupt die Versorgungssicherheit mit Erdgas und Strom im eigenen Betrieb zu gewährleisten. „Etwa zwei Drittel der Unternehmen, die auf der Suche nach einem Festpreisvertrag für Erdgas sind, werden mangels Angebots der Versorger nicht fündig.“ Bei Strom seien es sogar sieben von zehn Unternehmen. „Nicht selten kann der kurzfristige Bedarf nur über den Spotmarkt gedeckt werden – zu volatilen Preisen und ohne vernünftige Planungssicherheit“, warnt Wiechers.
Energieeinsparung im eigenen Unternehmen
Als Reaktion auf die Probleme in der Energieversorgung hätten rund neun von zehn Unternehmen unterschiedliche Ausweichmaßnahmen angestoßen. Für 85 % seien Einsparungen das erste Mittel der Wahl, um den Verbrauch im eigenen Unternehmen zu reduzieren. 36 % wichen, wo immer möglich, auf andere Energieträger aus, und fast jeder Dritte habe sein Einkaufsverhalten verändert. „Doch auch die Vermeidung oder Verlagerung von energieintensiven Produktionsschritten ist ein Thema“, beobachtet der VDMA-Chefvolkswirt. Speziell auf die absehbare Verknappung der Gaslieferungen würden sich notgedrungen immer mehr Unternehmen konkret vorbereiten.
Firmen brauchen Festpreisverträge
Für den mittelständisch geprägten Maschinenbau seien die rasant steigenden Preise und die Schwierigkeiten bei der Energieversorgung eine echte Belastungsprobe. „Es muss dringend gelingen, die durch externe Schocks in Unruhe gekommenen Märkte zu beruhigen, um die Versorger in die Lage zu versetzen, ein einigermaßen verlässliches Angebot zu gewährleisten und so den Maschinenbauern wieder mehr Planungssicherheit zu verschaffen“, betont Wiechers und fordert: „Die staatliche Unterstützung für Versorgungsunternehmen sollte idealerweise damit gekoppelt sein, dass sie auch tatsächlich wieder Festpreisverträge anbieten.“
Lieferketten weiterhin beeinträchtigt
Die Situation in den Lieferketten bleibe herausfordernd, heißt es weiter. „Immer noch melden rund vier von fünf Unternehmen merkliche oder gravierende Beeinträchtigungen in ihren Lieferketten, und nur wenige Maschinenbauer erwarten eine nachhaltige Entspannung in den nächsten Monaten“, sagt Wiechers. Lediglich die Versorgungslage bei Metallen und Metallerzeugnissen habe sich zuletzt deutlich verbessert.
Ganz anders sehe es bei den Elektronikkomponenten aus. Jedes zweite Unternehmen berichte diesbezüglich von gravierenden Engpässen. Und auch die Aussichten seien sehr schlecht: Rund drei Viertel der Unternehmen erwarteten eine Entspannung frühestens im 2. Halbjahr des kommenden Jahres. (jk)