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Maschinenbauer blicken verhalten in die nahe Zukunft

VDMA Baden-Württemberg zur wirtschaftlichen Situation
Verhaltener Ausblick in die nahe Zukunft

Verhaltener Ausblick in die nahe Zukunft
Dr.-Ing. Mathias Kammüller, Vorsitzender des VDMA Baden-Württemberg: „Langfristig benötigen wir ein neues europäisches Strommarktdesign, das uns krisenfester macht.“ Bild: Trumpf

Eine Umfrage des VDMA Baden-Württemberg, an der 297 Maschinenbauunternehmen im Land teilgenommen haben, zeichnet ein durchwachsenes Bild der wirtschaftlichen Situation. Die aktuelle Auftragslage ist demnach bei 62 % der Unternehmen laut eigener Einschätzung noch sehr gut oder gut. 15 % der Betriebe sprechen zugleich von einer schwachen, schlechten oder sehr schlechten Auftragssituation. Der Ausblick auf die kommenden sechs Monate fällt verhalten aus: 37 % der Maschinenbauer erwarten eine Verschlechterung, nur 12 % gehen von einer Verbesserung aus. 

Preissprünge bei Energie mit deutlichen Auswirkungen

Neben der heterogenen Auftragslage sind die hohen Energiekosten ein drängendes Thema. Annähernd 80 % der Unternehmen spüren deutliche, starke oder sehr starke Auswirkungen steigender Energiepreise. „Die Kosten für Strom und Gas schränken die Ertrags- und Investitionskraft der Firmen erheblich ein und sind in Einzelfällen sogar existenzbedrohend“, berichtet Dr.-Ing. Mathias Kammüller, Vorsitzender des VDMA Baden-Württemberg.

35 % der Unternehmen zögen wegen der Teuerung Standortverlagerungen oder auch einen Stellenabbau in Erwägung. „In der jetzigen Situation kann ein temporäres Preis-Cap bei Strom helfen, die Versorgungssicherheit unserer Industrie zu erhalten“, ergänzt Kammüller und betont: „Langfristig benötigen wir ein neues europäisches Strommarktdesign, das uns krisenfester macht.“

Materialversorgung bleibt herausfordernd

Für den Großteil der Betriebe bedeute Produktion nach wie vor Mangelverwaltung. Kritisch sei die Versorgung mit Elektronikkomponenten, aber auch mit Metallerzeugnissen. Eine nachhaltige Entspannung der Lieferketten verschiebe sich unter dem Eindruck der Nachwehen des chinesischen Lockdowns und des Ukraine-Kriegs weiter nach hinten. Die Preissteigerungen in Bezug auf Vorprodukte sowie Energie, Transport und Personal schätzen annähernd zwei Drittel der Befragten auf einen Wert zwischen 10 und 20 % im Vergleich zu der Zeit vor Corona – und 16 % der Unternehmen auf mehr als 20 %.

Trotz der Herausforderungen dürfte der Umsatz aufgrund der Auftragsbestände in den Betrieben nominal wachsen. Von einem Plus von mehr als 10 % gehen 22 % der Betriebe aus, 39 % erwarten ein Wachstum zwischen 5 und 10 %. Jedes vierte Unternehmen geht von einem Rückgang aus. Auf Basis dieser Erwartungen könnte der Maschinenbau in Baden-Württemberg einen Umsatz von 84,9 Mrd. Euro erzielen. „Der hohe Auftragsbestand stabilisiert den Maschinen- und Anlagenbau und führt zu einem nominalen Umsatzplus. Die Kostenbelastungen lassen bis zum Jahresende real jedoch eine Stagnation erwarten“, erklärt Dr. Kammüller.

Gedämpfte Erwartungen an den Absatzmarkt China

Die Ausfuhren werden nach Einschätzung der Betriebe im laufenden Jahr um 7 % zulegen und damit weniger wachsen als im Jahr 2021. Mit dem Inlandsmarkt sind viele Betriebe zufriedener als noch vor einem Jahr. Auch der Euroraum konnte in der Bewertung deutlich zulegen, ebenso die USA, die durch ihr Infrastrukturprogramm für anhaltende Investitionen sorgen.

Nur noch jedes dritte Unternehmen berichtet dagegen von positiven Geschäftserwartungen an den Absatzmarkt China. „Die strikte Null-Covid-Politik, damit verbundene extreme Reisebeschränkungen sowie undurchsichtige Visa-Anforderungen haben Vertrauen zerstört. Auch politische Risiken belasten den Ausblick“, kommentiert Dr. Kammüller. Die Volksrepublik werde zwar ein wichtiger Absatz- und Produktionsmarkt bleiben. „Doch die Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen, um Abhängigkeiten zu reduzieren.“

An erster Stelle der Märkte mit negativen Geschäftserwartungen steht wenig überraschend Russland. Das Geschäft sei mittlerweile fast vollständig zum Erliegen gekommen, heißt es.

Offene Stellen allerorten

Ein großes Thema bleibt der Fachkräftemangel. 89 Prozent der Unternehmen berichten von offenen Stellen. Die Vakanzen für Ingenieurinnen und Ingenieure sowie für Facharbeiterinnen und Facharbeiter sind dabei ungefähr gleich verteilt. Bei den Ingenieurprofilen fehlen vor allem Mitarbeitende für Forschung, Entwicklung und Konstruktion, IT und zunehmend auch für den Vertrieb. Auch Digitalisierungsexperten sind Mangelware. Mehr als die Hälfte der Betriebe konnte zudem die technischen Ausbildungsplätze zum Zeitpunkt der Umfrage nicht besetzen – 26 % mehr als im Vorjahr. 

Unternehmen fordern Ausbau regenerativer Energien

Mit Blick auf den politischen Handlungsbedarf sei die Abhängigkeit von instabilen Lieferketten und von fossilen Energieimporten das zentrale Thema. Die Betriebe wünschten sich den Aufbau eigener Produktionskapazitäten in der EU beziehungsweise in Deutschland in Bezug auf Vorprodukte sowie den forcierten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Einen hohen Stellenwert räumen sie dem Energiesparen ebenso ein wie den Maßnahmen für mehr Energieeffizienz. (jk)

www.vdma.org/baden-wuerttemberg

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