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Klamotten für heiße Jobs

Bei der Schutzkleidung sind viele Unternehmen einfach überfordert
Klamotten für heiße Jobs

Textildienstleister bieten Berufskleidung im Full-Service an. Ein ausgelagertes Bekleidungsmanagement bringt zeitliche und logistische Vorteile. Geht es bei der Einkleidung um Schutzkleidung, kommt der Sicherheitsaspekt hinzu. Die Experten wissen genau, wann welche Kleidung die richtige ist.

Es gibt Fragen, die hält der gesunde Menschenverstand für überflüssig. Zum Beispiel die: Reicht Baumwollkleidung als Flammschutz aus? „Kaum zu glauben, aber solche Anfragen bekomme ich regelmäßig rein“, sagt Chelsea Preuß. „Es gibt eben Gerüchte, die halten sich hartnäckig.“ Die Bekleidungsingenieurin mit dem Spezialgebiet Schutzkleidung arbeitet beim Wiesbadener Textil-Service-Unternehmen Mewa in der Produktentwicklung. Ihr Arbeitgeber ist einer der größten Anbieter von Betriebstextilien mit Full-Service und einer der wenigen, die eine eigene Produktentwicklung unterhalten. Der individuelle Bedarf eines Betriebs bestimmt dabei immer den Betreuungsumfang. „Wer sich für unseren Service interessiert, dem hören wir genau zu“, schwört Preuß. „Gerade bei Schutzkleidung müssen wir wissen, was er wirklich braucht, um seine Mitarbeiter sinnvoll einzukleiden. Erst dann schlagen wir ihm geeignete Produkte und einen Serviceumfang vor.“

Bei Mewa arbeiten qualifizierte Berater, die sich mit den aktuellen rechtlichen Anforderungen auskennen. Direkt vor Ort schauen sich fachkundige Kundenbetreuer den Arbeitsplatz an und legen zusammen mit dem für den Arbeitsschutz Verantwortlichen die Anforderungen fest, die über die vom Arbeitgeber bereits erstellte Gefährdungsanalyse hinausgehen. „Für Hitze- und Flammschutz bieten wir Lösungen, die umfassende Sicherheit bieten bei Strahlungshitze, konvektiver Hitze, Kontakthitze, Funkenflug, kleinen Schweißperlen und kurzzeitigem Kontakt mit Flammen“, zählt Chelsea Preuss die Varianten auf.
Gibt es noch keine ausreichend gute Lösung am PSA-Markt, kann die Betreuung auch schon mal die Neuentwicklung einer Schutzbekleidung umfassen. Immer wieder traten in der Vergangenheit Kunden an Mewa heran, die zwar guten Willens waren, die Mitarbeiter sicher einzukleiden, aber keine passende Kleidung für ihre Rahmenbedingungen gefunden hatten. Unter dem Begriff „Mewa Exclusive“ sind auf diese Weise inzwischen unter anderem Speziallösungen für besonders heiße Jobs in Gießereien, Zementwerken und der Glasproduktion entstanden.
Ein international führender Baustoffhersteller gehört zum Beispiel dazu. Vor einigen Jahren traten die für die Arbeitssicherheit verantwortlichen Mitarbeiter an Mewa heran. Sie waren unzufrieden mit Schutzfunktion und Tragekomfort der auf dem Markt erhältlichen Schutzkleidung. Außerdem hatte es bereits mehrere Unfälle mit schweren Verbrennungen gegeben. Bei der Produktion von Zement werden Temperaturen bis zu 1500 °C erreicht. Bereits der Kontakt mit winzigen Materialmengen kann schwere Verletzungen verursachen. Keine der bis dahin eingesetzten Kleidung hatte ausreichend geschützt. Außerdem trugen die Mitarbeiter trotz regelmäßiger Unterweisungen und Kontrollen ihre Kleidung nicht immer den Vorschriften entsprechend. Sie war ihnen zu steif und zu warm. In der Zusammenarbeit mit Mewa wurde eine Kleidung entwickelt, die eine Verbrennungsgefahr um ein Vielfaches reduziert und von den Mitarbeitern gern getragen wird.
Auch für eine Aluminiumgießerei entwickelten die Spezialisten aus Wiesbaden eine entsprechende Schutzkleidung. In der Gießerei wird Aluminium auf 700 °C erhitzt und anschließend in 800 kg schweren Schmelztiegeln per Gabelstapler zu den Gießautomaten transportiert. Selbst bei größter Vorsicht lässt es sich bei dieser Arbeit nicht immer vermeiden, dass Spritzer des flüssigen Metalls auf der Kleidung landen. Die herkömmliche Schutzkleidung der Mitarbeiter reichte aber nicht aus. Das Gewebe der Schutzkleidung war zwar für flüssige Eisen- oder Kupferspritzer geeignet, das dünnflüssige Aluminium drang jedoch durch die Fasern hindurch. Bei Mewa hatte man bereits neue Faserzusammensetzungen getestet, um innovative Gewebe zu erhalten. So entstand eine Kleidung aus Hitze- und Flammschutzgewebe mit besseren Schutzfunktionen, aber dünner und leichter als marktübliche Lösungen.
Die Abgabe der sicheren Teamkleidung an einen externen Dienstleister hat noch einen weiteren Vorteil. Sie bringt Entlastung. Sind die Produkte erst einmal ausgewählt, dann übernehmen die Wiesbadener für alles weitere die Verantwortung. Servicefahrer liefern zu den vereinbarten Terminen saubere Textilien an und holen die gebrauchte Kleidung ab. In modernen Anlagen werden die Textilien umweltschonend gewaschen und geglättet. Anschließend durchlaufen sie eine Qualitätskontrolle. Notwendige Reparaturen werden durchgeführt, Kleidungsstücke bei Bedarf ersetzt. Für die innerbetriebliche Organisation wird ein Schranksystem angeboten, das die Lagerung und Verteilung im Betrieb vereinfacht. Auch auf personelle Änderungen wird flexibel reagiert. Neue Mitarbeiter werden eingekleidet, überzählige Kleidung wird zurückgenommen. Chelsea Preuss weist darauf hin, dass Schutzkleidung dem Träger genau passen muss: „Wir können Spezialgrößen zur Verfügung stellen.“
Die professionelle Wartung der Schutzkleidung nach der Pflege gehört ebenfalls zum Service. Benutzerverordnung, Arbeitsstättenverordnung und Arbeitsschutzgesetz schreiben vor, dass Schutzkleidung regelmäßig gewartet und inspiziert werden muss. Die Produkte müssen auf Verschleißerscheinungen hin untersucht werden. Diese Inspektionen sind notwendig, um sicherzustellen, dass die Schutzkleidung weiterhin ihren Zweck erfüllt. Auch diese Aufgabe kann ein Arbeitgeber an einen Dienstleister abgeben. Dazu gehören auch kleine Reparaturen an der Schutzkleidung. Selber machen geht in diesem Fall nicht, denn bei zertifizierter Kleidung sind keinerlei bauliche Veränderung zulässig. Diese könnten die Schutzfunktion der Kleidung reduzieren. Wer von den Wiesbadener Spezialisten betreut wird, kann sich darauf verlassen, dass die Kleidung nach der Pflege nach dem Stand der Technik wieder angeliefert wird.
Bonni Narjes Fachjournalistin in Hamburg
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