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Löschen ohne Nebenwirkungen

Knorr-Bremse setzt beim Brandschutz auf eine Lösung von Kardex Remstar
Löschen ohne Nebenwirkungen

Nicht nur Feuer, auch Gaslöschsystemen, die mit hohem Druck Löschgase einblasen, verursachen enorme Schäden an Anlagen und Lagergütern. Nicht so bei der Lösung, die bei Knorr-Bremse in München installiert wurde. Im Brandfall wird das Lagersystem über hunderte von Düsen nur mit einem geringen Gasdruck von 4 bar geflutet. Nicht wie sonst üblich mit 40 bis 60 bar.

Knorr-Bremse ist der weltweit führende Hersteller von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge. In der Konzernzentrale in München wurde jüngst anschließend an die Produktion für Bremssteuerungen ein Produktionspuffer für die Montage eingerichtet. Ursprünglich wurden die zur Montage der Systeme benötigten Teile dezentral in der Produktion bevorratet. Doch der Flächenbedarf war erheblich. Darüber hinaus hatte jeder Monteur Zugriff auf den gesamten Lagerbestand, was zu einer großen Zahl an Falschbeständen führte. Daher hatte sich Knorr-Bremse entschlossen, den Puffer für die Montage an einem zentralen Ort zusammenzufassen. „Da wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit den dynamischen Lagersystemen von Kardex Remstar gemacht haben, entschieden wir uns auch bei diesem Projekt für die Spezialisten aus Neuburg“, erläutert Andreas Jung, zuständig für Logistikplanung bei Knorr-Bremse in München. „Mit dem neuen System ist unsere Lagergrundfläche um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Wertvoller Platz, der nun durch die Produktion genutzt wird.“

In dem neuen Zentrallager konnte mit acht Shuttles XP auf einer Grundfläche von rund zwei mal 42 m² eine effektive Pufferfläche von über 1000 m² erreicht werden. Auf den rund 8000 Plätzen lagern heute über 210 000 elektronische, mechanische und pneumatische Bauteile wie Ventile, Ventilträger, Metallteile oder ganze Baugruppen – meist in Kunststoffboxen. Größere Lagergüter befinden sich im angeschlossenen Regallager. Das neue Lager dient als Produktionspuffer. Dabei sortieren Kommissionierer die Bauteile in der richtigen Reihenfolge auf Kommissionierträger und bringen sie zu den Montageplätzen, wo Fachkräfte die Bremssysteme montieren: Diese kommen in einfachen Triebwagen, aber auch in Hochgeschwindigkeitszügen zum Einsatz. „Derzeit bearbeiten im neuen Lager drei Mitarbeiter rund 300 Transportaufträge am Tag“, so Andreas Jung. Darüber hinaus sollen Produktion und Lager mit einem automatischen Fördersystem verbunden werden.
Bei einer Anlage dieser Größe schreiben viele Versicherungen die Installation einer Feuerlöschanlage vor. „Für dieses Lager haben wir Knorr-Bremse unsere neue Kardex Remstar Fire Solution empfohlen“, erläutert Reinhold Schäffler, Projektleiter bei Kardex Remstar. Herkömmliche Sprinkleranlagen und Gaslöschanlagen richten beim Löschen häufig unverhältnismäßig großen Schaden bei empfindlichen Lagergütern an. Bei Knorr-Bremse etwa würde Löschwasser die elektronischen und pneumatischen Bauteile zerstören. Mit hohem Druck eingeleitetes Gas wiederum könnte die sensiblen Kleinteile mit hoher Geschwindigkeit durch die Anlage schleudern. Das neue System hingegen bietet Vorteile: In einem Abstand von 5 cm befinden sich über die gesamte Höhe der Shuttles verteilt mehrere hundert Düsen, die das Gas mit einem geringen Druck von 4 bar direkt in die Lagereinheiten leiten. Herkömmliche Gaslöschanlagen arbeiten mit gerade mal 4 bis 6 Düsen und einem Druck von 40 bis 60 bar.
Mit der Lösung von Kardex Remstar sinkt der Sauerstoffgehalt der Luft schnell unter 8,8 % und ein Brand wird zuverlässig innerhalb von ein bis zwei Minuten gelöscht. „Darüber hinaus war es bisher zwingend, die Shuttles bei Einbau einer Gaslöschanlage möglichst luftdicht zu verschließen“, führt Schäffler weiter aus. „Da unser System jedoch das Gas über das gesamte System verteilt abgibt, ist eine Versiegelung nicht mehr nötig, um das Ersticken des entstehenden Brandes bis in den letzten Winkel zu garantieren.“ Zur Löschung wird so genanntes Inertgas verwendet. Dieses enthält Stickstoff, Kohlenstoffdioxid und Argon in einer ähnlichen Konzentration wie in der Luft. Einzig der brandfördernde Sauerstoff fehlt in dem Gemisch. Daher ist auch die Entsorgung des Gases nach dem Löschen einfach. „Die Feuerwehr öffnet alle Tore in Lager und Shuttle und nach einer knappen Stunde befindet sich wieder genügend Sauerstoff im Gebäude, so dass die Mitarbeiter bedenkenlos an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können“, so Projektleiter Schäffler.
Grundlage für ein effektives Löschen ist ein zuverlässiges Feuermeldesystem. Ebenfalls über das gesamte System verteilt saugen Kunststoffrohre konstant Luft aus dem Shuttle-Inneren, die in diesem Rauchansaugsystem auf Rauchpartikel hin untersucht wird. „Die bei Knorr-Bremse installierte Anlage erkennt einen Brand zuverlässig nach spätestens 30 Sekunden“, erklärt Schäffler. „Das entspricht unseren üblichen Standards. Falls gewünscht, ist allerdings auch eine schnellere Detektion möglich.“
Seit Jahren steigen die Anfragen für Lagersysteme mit integrierten Brandschutzanlagen bei Kardex Remstar kontinuierlich an. Als 2008 das Ingenieurbüro Fuchs mit einer neuen Idee auf die Spezialisten für automatische Lagersysteme zukam, bestand daher großes Interesse an dem Thema. „In den folgenden anderthalb Jahren haben wir dann gemeinsam mit Fuchs unser neues Düsensystem entwickelt“, so Projektleiter Schäffler. „Die Umsetzung fand schließlich in Zusammenarbeit mit dem Löschanlagenspezialisten Total Walther statt.“ Die Integration der Gaslöschanlage ist nicht nur bei der Erstinstallation eines Shuttles oder Umlaufregals möglich. Jedes System von Kardex Remstar kann auch nachträglich mit dem neuen Brandschutzsystem ausgestattet werden. Am Ende der Produkt-Entwicklung steht neben der Zertifizierung der Prototypen auch die Abnahme der ersten bei Kunden installierten Brandschutzsysteme durch die VdS Schadensverhütung GmbH. Im Rahmen der Zertifizierung der Anlage bei Knorr-Bremse wurde ein Brand simuliert und durch eine Probeflutung gelöscht, während die Brandschutz-Experten die Senkung des Luftsauerstoffs im Shuttle dokumentierten. Noch kritischer als eine technische Prüfstelle begutachten vermutlich nur Versicherungen die Funktionalität einer neuen Anlage. Doch im Rahmen einer Präsentation der Lösung bei Knorr-Bremse konnte das System auch vor den Vertretern namhafter Versicherungen bestehen.
Knorr-Bremse hat mit der Installation von acht Shuttle XP von Kardex Remstar nicht nur einen Flächengewinn in der Produktion und eine Minimierung der Fehlerrate erzielt, sondern auch eine kontinuierliche Durchsatzsteigerung erreicht. „Die Installation der neuen Brandschutzanlage werten wir als zusätzlichen Bonus“, so Andreas Jung. „Wir können uns heute sicher sein, dass unsere Lagergüter im Fall der Fälle zuverlässig vor Brandschäden geschützt sind und auch durch das Löschmittel nicht beschädigt werden.“
Nina Hertel Fachjournalistin in Montabaur
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