Herr Wertz, welche Trends bewegen aktuell die Montage- und Handhabungstechnik?
In der Produktion von morgen spielt insbesondere das Thema Industrie 4.0 eine wichtige Rolle. Damit werden nicht nur die Produktionsanlagen immer stärker automatisiert, sondern auch die Komponenten selbst. Die Hersteller rüsten diese zunehmend mit Schnittstellen und Software aus, um sie intelligent und vernetzt einsetzen zu können. Ein weiterer Trend ist die Nachhaltigkeit. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Betriebe ihre Gesamtkosten drücken und Energie sparen. Sie wollen sich aber auch flexibel auf geänderte Produktionsbedingungen oder Leistungsanforderungen einstellen können. Für uns bedeutet das, dass wir unsere Komponenten, Anlagen und Systeme ganzheitlich optimieren müssen. Das betrifft die Mechanik und die Steuerungstechnik gleichermaßen.
Viele Systeme von IEF Werner sind modular aufgebaut. Wie viel Modularität braucht die Montage und Handhabung wirklich?
Mit fein aufeinander abgestimmten Komponenten lassen sich maßgeschneiderte und zukunftssichere Lösungen umsetzen, die sich an neue Produktionsabläufe einfach anpassen lassen. Mit unserer modularen Bauweise unterstützen wir den Anwender zum Beispiel dabei, auf immer kleinere Losgrößen und eine zunehmende Variantenvielfalt wirtschaftlich reagieren zu können. Wir können mit unseren Baukastensystemen die Anlagen genau an die gestellten Aufgaben anpassen und der Nutzer bekommt eine effiziente und nachhaltige Lösung. Die durchgängige Modularisierung von Hard- und Software garantiert eine bisher unerreichte Flexibilität bei gleichzeitiger Zeit- und Kosteneinsparung.
IEF Werner hat im letzten Jahr seine Servopressen-Baureihe Aipress weiterentwickelt. Was steckt hinter der Optimierung?
Wir entwickeln unsere Systeme ständig weiter, um den Nutzen für den Anwender konsequent zu steigern. Vor diesem Hintergrund haben wir die Baureihe im Detail verbessert. Die neue Generation bietet viele Optimierungen im mechanischen und im steuerungstechnischen Teil. Unter anderem steht dem Nutzer im Vergleich zur Vorgängerversion mehr Kraft auf einem kompakten Bauraum zur Verfügung. Zudem sind wir dem Trend gefolgt und haben die Lösung modularer aufgebaut. Der Kunde profitiert auch von neuen Software-Funktionen. Hierzu gehört zum Beispiel eine Verschleiß- und Wartungsanzeige.
Wie schaffen Sie es, auf die oft sehr speziellen Wünsche der Kunden einzugehen?
Indem wir eng mit dem Kunden zusammenarbeiten. Das beginnt bei der Machbarkeitsanalyse und reicht über die Konstruktion bis hin zur fertigen Maschine. Hinzu kommen unser branchenübergreifendes Marktverständnis und die verschiedenen ingenieurstechnischen Disziplinen in unserem Haus.
Wie stark spürt die Branche den digitalen Wandel? Und wie sehr wirkt sich das auf die Entwicklungen bei IEF-Werner aus?
Industrie 4.0 ist ein großer Themenkomplex in der Branche. Unter diesem Schlagwort bieten Maschinenbauer seit einigen Jahren Produkte und Services entlang der Wertschöpfungskette an. Auch bei unseren Entwicklungen ist die Digitalisierung ein wichtiger Bestandteil. Hierzu entwickeln wir zusammen mit Partnern unsere Produkte kontinuierlich weiter. Unser Ziel ist dabei, die Komponenten und Systeme wissens- und informationsbasiert zu optimieren und dem Anwender Mehrwertinformationen zu bieten.
Können Sie dazu ein Beispiel nennen?
Im Rahmen eines Verbundprojekts haben wir eine intelligente Zahnriemenachse entwickelt und realisiert, die sich selbst beschreiben und Daten über alle relevanten statischen und dynamischen Zustände bereitstellen kann. Diese werden intern aggregiert und analysiert. Die Komponente überwacht damit ihren Zustand und ihre Leistung permanent selbst und kann unter anderem den eigenen Verschleiß analysieren. Der Bediener ist stets über die Lebenszeit der Komponente informiert und bekommt den nächsten Wartungstermin vorgeschlagen. Servicemaßnahmen kann er so rechtzeitig einplanen und ist gefeit vor unerwarteten Ausfällen. Über eine optionale Cloud-Anbindung kann die Zahnriemenachse zudem mit anderen Bestandteilen des Systems kommunizieren und weitere Daten in die Analyse der eigenen Umgebung mit einbeziehen.
Das Stichwort in diesem Zusammenhang lautet demnach verteilte Sensornetzwerke?
Richtig. Ein anderes Beispiel ist unser Montagesystem Smallflex. Die Lösung lässt sich im laufenden Betrieb umrüsten. Der Anwender kann dabei sogar ganze Fertigungs- und Montagemodule austauschen. Möglich wird das durch eine dezentrale Steuerung und die RFID-Technik der eingesetzten Werkstückträger. Zudem sind die Systemkomponenten mit autarken Steuerungsmodulen ausgestattet, die sich per Ethernet miteinander vernetzen lassen. Die Vision einer Plug-and-Produce-Fertigung ist damit Realität geworden. Das reduziert die Kosten während der Inbetriebnahme und vor allem bei häufigen Produktwechseln. (ub)
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