Herr Maier, mit dem Servo-Inverter i950 propagieren Sie Durchgängigkeit zwischen Controller-based- und Drive-based-Automation. Was hat der Kunde davon?
Vor allem Flexibilität, Skalierbarkeit und deutlich schnellere Time-to-Market durch die Verwendung der gleichen Architektur, Engineering-Tools und Applikationssoftware. Alle Varianten basieren auf derselben Hardware, egal ob als Servoregler oder als vollwertige PLC mit Cloud-Gateway. Der Kunde muss nur noch die jeweilige Funktionalität in den Geräten über einen steckbaren Chip freischalten, das spart Zeit und Geld.
Heißt das, Ihre bisherigen Ansätze wie L-Force landen in der Mottenkiste?
Nein. Es war schon damals eines der strategischen Ziele von L-Force, genau diese Brücke zu bauen. Und es war klar, dass schnelle Busse, hohe Rechenleistung und Cloud-Computing andere Rahmenbedingungen schaffen. Mit dem i950 heben wir die Grenzen zwischen beiden Architekturen auf.
Es geht also in Richtung Industrie 4.0?
Industrie 4.0 ist für mich technisch gesehen eine Evolution. Über Halbleiter und PC-Funktionalitäten in Steuerungen und Antrieben, Bussystemen und immer höheren Rechenleistungen bis hin zum Cloud-Computing wird seit jeher daran gearbeitet, die Entscheidungsfindung immer mehr vom Menschen auf die Maschine zu übertragen.
Und wo stehen wir heute?
Wir können heute schon bestimmte Entscheidungsprozesse automatisieren, wie den Warenabfluss, die Wiederbeschaffungszeit oder Preise durch ERP-Systeme. Die Software macht den Vorschlag. Aber bei der kompletten Selbstorganisation einer Produktionslinie stehen wir noch am Anfang.
Müssen wir denn alles digitalisieren?
Das hängt auch von den Losgrößen ab, wann es sich lohnt, einen menschlichen Entscheidungsprozess zu automatisieren. Bei Losgröße eins ist jeder menschliche Eingriff direkter Teil der Produktkosten. In der klassischen Massenproduktion teilt sich das durch die Losgröße und ist zumeist weniger relevant. Letztlich steht bei der Entscheidung, den Invest für eine Digitalisierung zu treiben, die Ökonomie im Vordergrund.
Zurück zum neuen Inverter, wo bleibt die bisherige Antriebswelt?
In den kompakten Lösungen, bei denen die Kommunikation der Achsen untereinander eine sehr große Rolle spielt. Die Vorteile hier sind dezentrales Engineering oder modularer einfacher Aufbau. Ein Leitrechner übernimmt dann quasi die Kontrolle über die autarken Einheiten.
Ist dies nicht das Abbild unserer Realität oder gibt es schon viele smarte Fabriken?
Es gibt Vorzeigefabriken sowie viele Ideen und Konzepte. Wir wissen inzwischen, wie man Daten aus der Fabrik in die Cloud bekommt und weiterverarbeitet. Die Frage nach dem Kundenmehrwert ist aber offen. Einen Weg dahin weist unser neuer Inverter mit seiner uneingeschränkten Durchgängigkeit. Er ist quasi zukunftssicher konzipiert.
Bleibt Lenze künftig noch Antriebsexperte?
Natürlich, das zeigen doch schon die hervorragenden Regeleigenschaften unseres Inverters. Und im Zusammenspiel mit unserem neuen Motor m850 und dem Planetengetriebe g700 lässt sich durchaus eine effiziente neue Achse konfigurieren.
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