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„PLM betrifft alle Unternehmensprozesse“

Achim Löhr von Dassault Systèmes sieht in PLM die Voraussetzung für eine hohe Profitabilität
„PLM betrifft alle Unternehmensprozesse“

Die Vorteile einer einheitlichen Datenhaltung via PLM-System sind verlockend. Konstruktion, Produktion und Zulieferer greifen auf gemeinsame Datensätze zu, die Fertigung wird ins Engineering einbezogen. Achim Löhr von Dassault Systèmes nennt Chancen und Risiken.

Welche PLM-Strategie verfolgen Sie für die Zielgruppe Maschinenbau und Mittelstand?

Wir bieten spezielle PLM-Systeme, die auf den Maschinenbau beziehungsweise den Mittelstand zugeschnitten sind. Für letztere Zielgruppe bieten wir PLM-Express an. Das sind Lösungspakete, die modular aufgebaut und einfach zu installieren sind und das zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis. Zum anderen verfügen wir über das nötige Branchen-Know-how in unseren Zielmärkten, um unsere Kunden beraten zu können, wie sie mit PLM ihre Geschäftsziele erreichen können.
Setzt die Einführung strategische oder technikzentrierte Entscheidungen voraus?
Das würde ich nicht trennen. Natürlich ist es wichtig, dass in die Entscheidung und Einführung die Konstruktionsabteilung eingebunden wird. An erster Stelle steht allerdings die für den individuellen Kunden passende Strategie, hinter der auch die Geschäftsführung stehen muss. Unserer Erfahrung nach vernachlässigen immer noch viele Unternehmen den letzten Punkt und verkennen, dass PLM alle Unternehmensprozesse betrifft und nicht nur die in der Konstruktionsabteilung. Allerdings ist das auf keinen Fall ein Grund dafür, die Konstruktion und Entwicklung nur mit rudimentärer Funktionalität zu versorgen. Eine tiefe Integration in das CAD-System als wichtigster Datenlieferant ist Voraussetzung für eine hohe Akzeptanz und Profitabilität.
Warum lassen mangelnde Planung, fehlende Abstimmung und ineffiziente Strategien 50 Prozent aller Projekte schon in der Einführungsphase scheitern?
Vor allem Mittelständler stehen oft vor dem Problem, dass sie nicht über genügend Know-how verfügen und nicht wissen, wie sie ein PLM-Projekt anpacken sollen. Das beginnt bei der fehlenden PLM-Strategie, geht über die Auswahl der richtigen Lösungen und endet bei der Integration in die bestehende Systemlandschaft. Dies kann zu massiven Schwierigkeiten bei der Umsetzung oder sogar zum Scheitern eines PLM-Projekts führen. Eine professionelle Durchführung ist daher unerlässlich. Wichtig ist zunächst eine Strategie, die auch von der Unternehmensführung getragen wird. Schließlich geht PLM weit über die Konstruktionsabteilung hinaus.
Was raten Sie den Unternehmen?
Bevor ein Unternehmen seine individuelle PLM-Strategie definiert, sollten Stärken und Verbesserungspotential in bestehenden Prozessen identifiziert sein. Bewährt hat sich eine individuelle Vorgehensweise, die auf die Investitionsmöglichkeiten des Mittelstands ebenso Rücksicht nimmt, wie auf den Umstand, dass dort oft weniger PLM-Fachleute zur Verfügung stehen. Es muss auch nicht von Anfang an eine komplette End-to-end-Lösung sein. Erfolgsversprechender ist, Schritt für Schritt vorzugehen, konsequent an der Strategie festzuhalten und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Wie erreichen Sie Ihre Kunden?
Wir haben ein Modell mit knapp 30 Vertriebspartnern im deutschsprachigen Raum. Durch diese Struktur haben unsere Kunden einen lokalen Ansprechpartner in ihrer Nähe. Das ist insbesondere für Mittelständler ein wichtiges Kriterium. In dem Systemhaus vor Ort haben sie einen Ansprechpartner, der oft selbst Mittelständler ist und dieselbe Sprache spricht. Daneben genießt der Kunde aber auch die Vorzüge eines internationalen Großunternehmens, mit einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung, in der weltweit etwa die Hälfte der rund 7500 Dassault-Systèmes-Mitarbeiter beschäftigt sind. Unsere Erfolge im Mittelstand geben uns Recht, dass dieses Vertriebsmodell bei den Kunden ankommt.
Inwieweit ist PLM überhaupt schon beim Mittelstand angekommen?
Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Manche Mittelständler arbeiten nach wie vor wie vor 20 Jahren mit Zeichnungen und Tabellen. Bei anderen dagegen staunt man, wie dort PLM bereits gelebt wird. Wichtig ist jedoch die Erkenntnis, dass man ohne eine enge Verzahnung von Produktentwicklung und Produktion in einem globalisierten Wettbewerb keine Chance mehr hat. Die Frage, ob sich PLM auch für kleine und mittelständische Unternehmen lohnt, stellt sich heute nicht mehr. Zu deutlich haben Vorreiterunternehmen gezeigt, welches Innovationspotenzial mit PLM zu heben ist. Darin bestätigen uns im Übrigen auch die Analysten: Das Marktforschungsinstitut AMR prognostiziert etwa einen Anstieg der PLM-Investitionen im Mittelstand um durchschnittlich zwölf Prozent pro Jahr.
Welche Chancen bietet die einheitliche Datenhaltung durch PLM oder andere IT-Systeme und wie grenzen sie sich ab?
PLM verbindet die unterschiedlichen Systeme der beteiligten Abteilungen und Unternehmen zu einem übergreifenden System. Hersteller und Zulieferer arbeiten damit in einem gemeinsamen, virtuellen Unternehmen zusammen und auch unternehmensintern werden durch PLM die einzelnen Abteilungen vereint. Durch die einheitliche Datenhaltung ist gewährleistet, dass alle Beteiligten stets an der aktuellen Version eines Produkts arbeiten. Dadurch entfallen zeit- und kostenintensive Nachbearbeitungen.
Wo ist der Einstieg für den Anwender, wie misst er die Produktivität?
Der Integration in die bestehenden Systeme muss, wie bereits beschrieben, zunächst eine genaue Bestandsaufnahme und Analyse der vorhandenen Systemlandschaft vorausgehen. Gefolgt von der Entwicklung einer individuellen PLM-Strategie und der Auswahl der dazu passenden Lösungen. Bei der Integration ist es wichtig, die Gesamtstrategie im Auge zu behalten und konsequent zu verfolgen. Ausgehend von einer Ist-Situation lassen sich schon im Vorfeld mögliche Verbesserungen durch die Einführung von PLM abschätzen. Aus meiner Erfahrung werden diese Vorhersagen allerdings oft übertroffen, weil meist mit sehr konservativen Annahmen gearbeitet wird.
Lassen sich Aufwand und Nutzen von PLM einschätzen? Welche Kosteneinsparungen hat der Anwender konkret?
Wie hoch die tatsächlichen Kosteneinsparungen sind, ist im Voraus schwer exakt zu beziffern und hängt letztendlich auch davon ab, wie konsequent das Projekt umgesetzt wird. Aber natürlich kaufen die Kunden nicht die Katze im Sack und erwarten eine seriöse ROI-Berechnung im Vorfeld, die jedoch von Projekt zu Projekt unterschiedlich ausfällt. Doch auch hier möchte ich Analysten anführen: Laut einem Report der Aberdeen Group verringern Unternehmen, die PLM richtig einsetzen, die Kosten für die Produktentwicklung durchschnittlich um 16 Prozent, die der Produktion um 15 Prozent und steigern ihre Einnahmen im Durchschnitt um 19 Prozent. Alle diese Unternehmen können ihre Produkte zu dem planmäßigen Termin auf den Markt bringen. Fast alle halten ihr Budget für Entwicklung und Produktion ein und erreichen die selbst gesteckten Qualitätsvorgaben. Dies zahlt sich unter dem Strich aus. Die Verbesserung bei den Produktmargen fällt sechsmal höher aus als bei Unternehmen, die nicht auf PLM setzen und der ROI ist bei PLM-Projekten doppelt so schnell erreicht.
Gibt es Partnerschaften, beispielsweise auch mit Maschinenherstellern?
Bei der Entwicklung unserer Lösungen arbeiten wir eng mit Marktführern zusammen. Diese enge Partnerschaft ist eminent wichtig, da die Lösungen auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten werden. Daraus entwickeln wir auch spezielle Konfigurationen für bestimmte Ziel-Branchen wie den Maschinenbau, die Konsumgüterindustrie oder dem Automobilbau.
Im Maschinenbau ist PLM angekommen

Der System-Anbieter
Dassault Systèmes entwickelt Lösungen für Entwickler, Mitarbeiter und Anwender, mit denen Produkte dreidimensional konzipiert, durchgespielt und erfahren werden können. Als weltweit führende Anbieter von Softwarelösungen im PLM-Markt (Product Lifecycle Management) bietet das französische Unternehmen Anwendungen und Dienstleistungen, mit denen Kunden ihre Produkte sowie alle zur Fertigung, Wartung und Rückgewinnung erforderlichen Prozesse und Ressourcen digital definieren und simulieren können. Die Lösungen sind für Unternehmen jeder Größe und aller Branchen geeignet. Dassault Systèmes beschäftigt 7500 Mitarbeiter und ist mit Niederlassungen in 27 Ländern vertreten, die Deutschlandzentrale ist in Stuttgart.
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