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„Präzision lässt keine Kompromisse zu“

Ulmo-Chef Jürgen Ullrich: Vollelektrischen Rohrbearbeitungssystemen gehört die Zukunft
„Präzision lässt keine Kompromisse zu“

„Präzision lässt keine Kompromisse zu“
„Im Zusammenhang mit der voranschreitenden Automatisierung steigt die Nachfrage nach vollautomatischen Bearbeitungszellen und Inline-Lösungen.“
Jürgen Ullrich ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Ulmo-Gruppe. Er sieht die Anforderungen an Dienstleister und Maschinenbauer steigen, wenn sie dem wachsenden Kostendruck vor allem der Automobilbauer gerecht werden und die steigenden technischen Ansprüche erfüllen wollen.

Herr Ullrich, mit Ulmo als Dienstleister und Silfax als Maschinenbauer bedienen Sie die Wünsche der Kunden nach „make or buy“ gleichermaßen. Was bedeutet es für Sie, sich in diesem Spannungsfeld zu bewegen?

Die Situation ist für beide Unternehmen und für die Kunden gleichermaßen sehr befruchtend. Da wir Fertigung und Maschine anbieten können, entscheiden sich unsere Kunden entsprechend ihrer ganz speziellen Aufgabenstellung nach dem Prinzip „make or buy“ immer richtig. Bei den Silfax-Maschinen wissen sie, dass diese praxiserprobt sind, denn sie müssen bei Ulmo im Dreischichtbetrieb wirtschaftlich arbeiten. Durch die technische Kompetenz kann Ulmo mit den modernen Maschinen komplexe Anfragen kostengünstig anbieten. Andererseits fließen aktuelle Aufgabenstellungen immer auch in die Weiterentwicklungen der nächsten Maschinengeneration ein. Wir entwickeln die Silfax-Maschinen idealerweise also von den Anforderungen der Märkte her maßgeschneidert genau auf diese Märkte zu. Das ist für alle Beteiligte eine klassische Win-Win-Situation.
Apropos Märkte: Wie sehen Sie die derzeitige wirtschaftliche Entwicklung im Bereich Rohrbearbeitung?
Seitdem die Stahlpreise so stark gestiegen sind, geht der Trend hin zu Rohren mit dünneren Wänden. Hinzu kommt bei manchen Herstellern – vor allem im Bereich Abgasanlagen beim Automobilbau – ein Materialwechsel von austenitischen Stählen zu billigeren, aber schwerer zu verarbeitenden ferritischen Stählen. Hinzu kommt außerdem die allgemeine Forderung, aus Platzgründen immer kleinere Radien zu realisieren. Um allen drei sich ändernden Rahmenbedingungen gerecht zu werden, müssen sich sowohl Dienstleister als auch Maschinenbauer anstrengen. Wer die Ansprüche erfüllen kann, wird weiter wachsen und Erfolg haben. Damit verbunden, entwickelt sich Osteuropa als Absatzmarkt vor allem für die Maschinenbauer überproportional.
Wie entwickeln sich Ulmo und Silfax?
Bei Silfax erleben wir seit der Umstrukturierung vor zwei Jahren eine stark steigende Nachfrage nach allen Systemen rund um die Rohrbearbeitung und nach Rohrbiegemaschinen für alle Durchmesser. Seit wir mit unseren Biegemaschinen für 32 und 50 Millimeter Rohrdurchmesser und den Systemen zur Rohrendenbearbeitung wieder über ein lückenloses Programm an vollelektrischen Maschinen verfügen, hat der Markt wieder Vertrauen in das Unternehmen gefasst und erkennt unsere erneute Technologieführerschaft in steigendem Maße an. Als Dienstleister Ulmo erleben wir neben einer wachsenden Nachfrage unserer langjährigen Kunden aus der Tier-1-Ebene eine steigende Nachfrage durch die OEMs selber.
Welche technische Trends sehen Sie derzeit in der Rohrbearbeitung?
Der erwähnte Trend zu dünnerwandigen Rohren aus Materialkostengründen führt zu höheren Anforderungen an die Genauigkeit der Maschinen, um die Prozesssicherheit zu gewährleisten. Und Präzision lässt keine Kompromisse zu. Daher werden hier vollelektrische Maschinen einen immer größeren Platz einnehmen. Zudem steigen die Anforderungen an die Steuerungen, denn beim Biegen müssen die Materialdicken in den Radien prozesssicher beherrscht werden. Keinesfalls darf das Material an diesen neuralgischen Stellen zu dünn werden. Im Zusammenhang mit der voranschreitenden Automatisierung steigt die Nachfrage nach vollautomatischen Bearbeitungszellen und Inline-Lösungen. Da ist dann auch der Werkzeugbau mit intelligenten technischen Lösungen gefragt. Bei der Rohrendenbearbeitung geht der Trend ganz klar weg von Fittings mit aufgelöteten Rohrenden und hin zu vollelektrischen Maschinen mit Werkzeugwechselsystemen, die in einer Aufspannung die Rohrenden einsatzfähig bearbeiten.
Zum Trendbarometer Messe Wire/Tube: Welche Entwicklungen werden hier im Vordergrund stehen?
Wenn die Aussteller ihre Hausaufgaben gemacht haben, dann werden Sie genau das sehen, was der Markt zunehmend verlangt: also immer mehr Elektrik statt Hydraulik, flexible Automatisierungslösungen – möglichst in Modulbauweise und mit Werkzeugwechselsystemen – sowie Lösungen zur rationellen Rohrendenbearbeitung.
Mit welchen Erwartungen und Zielen geht Ulmo/Silfax auf die Rohrfachmesse?
Die Tube ist die weltweit wichtigste Fachmesse im Bereich der Rohrbearbeitung. Wir wollen natürlich unsere Kunden aus aller Welt treffen und mit ihnen auch über die Anforderungen der Zukunft sprechen. Ferner wollen wir, dass Besucher unsere Kompetenz bei Biegemaschinen mit mittleren und kleineren Durchmessern wahrnehmen, denn gerade in diesem Bereich präsentieren wir uns verstärkt.
Was wird Ulmo/Silfax zeigen, und was ist daran das Interessante?
Wir zeigen drei Silfax-Maschinen. Zum einen unsere vollelektrische Rohrendenbearbeitungsmaschine SFER mit acht Bearbeitungsschritten. Von den acht Plätzen auf der rotierenden Werkzeughalterung lassen sich drei mit Rollierköpfen bestücken. Die Maschinen sind leicht in Zellen zu integrieren und stellen einen wichtigen Schritt zur automatisierten Bearbeitung von Rohrenden dar. Schnelle Werkzeugwechsel ermöglichen jetzt die automatisierte Bearbeitung selbst kleiner Serien. Mit der neuen SE 316 zeigen wir eine Low-Cost-Maschine mit intelligenter und solider Basistechnologie zur Kleinrohrbearbeitung. Mit einem Preis von unter 60 000 Euro ist sie ein wahres Schnäppchen. Und dann werden die Besucher auch unsere nagelneue Rohrbiegemaschine SE 50LR mit Rohrtrenneinrichtung sehen können. Sie ist speziell für die Herstellung von Abgaskrümmern geeignet. Anwender können mit der Links- und Rechtsbiegetechnik auf einer Maschine ein komplettes Set an Abgaskrümmern biegen.
Ist diese Maschine das Highlight Ihres Messeauftritts?
Exakt. Sie erspart den Herstellern von Abgaskrümmern bei der Fertigung eines kompletten Krümmersets für Vier-, Sechs- oder Achtzylinder-Motoren den Einsatz einer zweiten Maschine. Denn häufig müssen ein oder zwei Krümmer eines Sets links herum gebogen werden, der Rest üblicherweise rechts herum. Wenn dies auf einer Maschine möglich ist, lassen sich neben der zweiten Maschine auch die Logistikkosten für eine Zusammenführung eines Sets einsparen. Die integrierte Rohrtrenneinrichtung vermindert den Abfall vor allem bei kurzen Rohrteilen, für die bei Einzelfertigung immer ein Aufmaß an Material zum Spannen berücksichtigt werden muss, das später abgetrennt wird. Die Maschine biegt aus automatisch zuführbaren Rohren von zwei bis sechs Metern Länge mehrere Krümmer und trennt sie sofort ab. Die Steuerung berücksichtigt dabei sowohl die Material- beziehungsweise Längenausdehnung beim Biegen als auch den Materialmehrbedarf, der beim Trennen als Span wegfällt.
Dr. Bernhard Reichenbach bernhard.reichenbach@konradin.de
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