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Elektrische Ausrüstung: Rittal-Schaltschrank werkzeuglos montiert

Elektrische Ausrüstung
Rittal-Schaltschrank werkzeuglos montiert

Rittal bringt mit dem VX 25 nach 15 Jahren einen neuen Schaltschrank auf den Markt. Ein durchgängiges 25-mm-Maßrahmenprofil verkürzt die Montage für den Anwender.

❧ Nora Nuissl

Fünf Jahre haben die Ingenieure, Konstrukteure und Techniker bei Rittal am Entwurf des neuen Großschranksystems VX 25 gearbeitet. Ende April fiel auf der Hannover Messe 2018 dann der Vorhang und das Schaltschranksystem wurde zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Das Besondere daran, so betont der Systemanbieter für Schaltschränke und IT-Infrastruktur, sei, dass der Schaltschrank vollständig entlang den Anforderungen von einer Industrie-4.0-Wertschöpfungskette entwickelt wurde.

Durchgängiges 25-mm-Maßraster im Rahmenprofil stabilisiert Schaltschrank

„Der Markt braucht einen Schaltschrank, der die Durchlaufzeiten in Engineering und Montage verkürzt, die Komplexität reduziert und sich als vollwertiger Baustein in den Megatrend Digitalisierung einfügt“, erklärte Dr. Thomas Steffen, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung bei Rittal. Das Herzstück des Großschranksystems ist die Neuentwicklung seines Rahmenprofils. Das Profil aus Stahlblech mit einem durchgängigen 25-mm-Maßraster biete dem Kunden viele Vorteile: Der Bodenrahmen, der komplett eingeschweißt wurde, ermöglicht dem Schrank eine bessere Stabilität sowie dem Kunden eine leichtere Montage. Der Schaltschrank ist so von allen vier Seiten zugänglich. „Der Kunde spart damit gegenüber einer konventionellen Montage etwa 30 Minuten Zeit ein“, betonte Steffen bei der Vorstellung des Schaltschranks.

Werkzeuglose Montage – einfach gemacht

Auch ein neues Verschlusssystem – ein sogenanntes Snap-on-System –, mit dem das Griffsystem ohne Werkzeuge montiert werden kann, ein 180°-Scharnier, mit dem auch nachträglich ohne mechanische Bearbeitung montiert werden kann, sowie einclipsbare Flachteilhalter und Einhängehilfen sollen dem Anwender den Zusammenbau erleichtern. Eine durchgängige Zähllochung im Rahmenprofil sorgt für bessere Orientierung und schnelle Positionierung von Chassis und Schienen. Das ebenfalls neue Sockel-System vereint alle Vorteile der Vorgängermodelle Flex-Block und des TS 8-Sockels und ist optimal abgestimmt auf das neue Großschranksystem, heißt es. Die Sockel sind mit allen aktuellen Rittal-Schranksystemen kompatibel und können über bereits integrierte Muttern schneller befestigt werden.

Digitaler Zwilling vereinfacht Kunden die Erstellung ihres Schaltschranks

Der neue Großschrank soll nach 15 Jahren nun schrittweise das Vorgängermodell TS 8 ablösen, das bis dato zwischen 14 und 15 Mio. Mal im Markt verkauft wurde. Doch nicht nur der Schrank selbst wurde optimiert: „Durch die Kombination aus realem Schaltschrank und seinem digitalem Zwilling erfüllt der VX 25 in Zukunft alle Digitalisierungsanforderungen – von Online-Konfiguration und Engineering über Montage bis hin zu Automatisierung, Logistik und Wartung”, erläutert Steffen. Der Kunde kann sich so seinen Wunsch-Schaltschrank individuell zusammenstellen, die intuitive Bedienung des Portals erinnert an gängige Portale wie von Ikea.

Im Namen des Schaltschranks selbst verstecken sich ebenfalls Eigenschaften – denn der VX 25 setzt sich zusammen aus: der Vielfalt an Möglichkeiten, dem Erfüllen X-facher Kundenanforderungen und das übergreifende, durchgängige 25-mm-Maßraster des Rahmenprofils.

Schaltschrank wurde nach optimalem Kundennutzen entwickelt

Bei der Entwicklung des Großschranksystems spielte für den Hersteller außerdem der intensive Dialog mit den eigenen Kunden eine entscheidende Rolle. Im Vorfeld des Entwicklungsprozesses initiierte der Systemanbieter gemeinsam mit dem Fachinstitut PMO Usability-Engineering & Organisations-Entwicklung aus München eine einjährige Feldstudie zur Nutzung bei Schaltanlagenbauern in Deutschland, den USA und China. Hierbei dokumentierten Forscher welche Anforderungen kleine, mittelständische und große Unternehmen an Schaltschränke stellen. „Die Nutzeranalyse war ein Augenöffner. Wir erkannten teils Probleme beim Kunden, die er so selbst noch nicht wahrgenommen hat“, sagt Steffen. Als Ergebnis wurden 150 konkrete Anforderungen festgehalten, die um die Erkenntnisse des ebenfalls eingebundenen Kundenbeirats des Herstellers ergänzt wurden. „Nie zuvor wurde ein Schaltschranksystem so konsequent und systematisch für den maximalen Kundennutzen entwickelt. Der VX 25 ‚tickt‘, wie der Steuerungs- und Schaltanlagenbauer denkt und handelt: in Funktionen und Prozessen“, freut sich der Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung. Diese Ausrichtung des Schaltschranks am Kundennutzen loben Anwender, wie etwa Holger Mrzyglodzik, Projektleiter der Schubs Steuerungstechnik GmbH: „Die größte Stärke des neuen Schrankes ist sein Zubehör. Die Teile wurden reduziert und die Funktionalität erhöht.“ Das 25-mm-Maßraster ermöglicht hierbei eine etwa 40 %-ige Einsparung von Einzelkomponenten wie Chassis und Schienen im Vergleich zu vorherigen Modellen.

Fertigung für Schaltschrank im Rittal-Werk gemäß Industrie 4.0

Um das neue Rahmenprofil des Großschranksystems fertigen zu können, hat der Anbieter zudem im eigenen Werk im hessischen Rittershausen in moderne Fertigungsanlagen investiert: Neue automatische Profilieranlagen und Serienfertigungslinien mit insgesamt 31 Schweiß- und Handling-Robotern werden hier für die Fertigung des Rahmenprofils eingesetzt. Diese stellen die automatischen Transport- und Schweißprozesse im Anlagenkomplex sicher. Dadurch sei der neue Schrank bei gleichem Gewicht wie sein Schaltschrank-Vorgänger TS 8 nun deutlich stabiler.


„Konfigurator statt dicke Kataloge wälzen“

Die schnelle und einfache Online-Konfiguration des VX25 erinnert an bekannte Bestellprozesse aus dem B2C-Bereich: Stichwort Ikea. Verlangen das die Kunden heute im Engineering-Prozess?

Anfragen unserer Kunden gaben den Anstoß zur Entwicklung des Rittal Configuration Systems. Um etwa das Zubehör für einen Schaltschrank auszuwählen, mussten Anlagenbauer bislang dicke Kataloge wälzen und aus Tausenden von Komponenten auswählen. Auch heute dominieren Kataloge noch den Bestellprozess. Dass es mittels Konfigurator anders geht, zeigt das neue System. Eine einfache, schnelle und fehlerfreie Konfiguration eines Schaltschranksystems gewinnt für Steuerungs- und Schaltanlagenbauer immer mehr an Bedeutung. Das Web-Tool verspricht einen deutlichen Effizienzgewinn bei Planung, Bestellung, Ausbau und Automatisierung, und wird zunehmend mehr genutzt.

Bekommen Kunden die CAD-Daten automatisch mitgeliefert?

Bei Bedarf stellt der Konfigurator auch die zugehörigen CAD-Daten für die Planung, NC-Daten für die Bearbeitungsmaschinen sowie eine genaue Montageanleitung zur Verfügung, die später dabei hilft, die Einzelteile an der richtigen Stelle zu verbauen. Das steigert die Qualität und hilft Fehler zu vermeiden. Größter Vorteil des neuen Planungstools: Anlagenbauer müssen ihre Vorstellungen nicht erst mühsam einem Vertriebsansprechpartner beschreiben und dann auf das zugehörige Angebot warten. Vielmehr können sie den Schrank samt Zubehör selbst konstruieren, erhalten ein CAD-Gesamtmodell ihrer Lösung und können über den Rittal Online-Shop auf den ersten Blick erfassen, welche Kosten bei Bestellung der Artikel auf sie zukommen.

Wie lange dauert es im Schnitt von der Bestellung bis zur Lieferung eines VX25 beim Kunden?

Handelt es sich um einen Standard-Schaltschrank, erhält der Kunde bei Bestellung bis 14.30 Uhr innerhalb Deutschlands eine Lieferung innerhalb von 24 Stunden.

Für den VX25 gibt es über 25 angemeldete Schutzrechte. Wofür zum Beispiel?

Die Schutzrechte decken Funktionen des eigentlichen Schaltschrankes und auch des Zubehörs ab, wie etwa das Profil mit seinen Montageebenen, das neue Griffsystem, das werkzeuglos montiert werden kann, oder die neue Käfigmutter, die nur eingedrückt wird und verrastet.

Dr. Thomas Steffen, Geschäftsführer F&E
Heiko Holighaus, Hauptabteilungsleiter F&E bei Rittal

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