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Künstliche Intelligenz: Software-Roboter übernehmen Büro-Arbeit

Künstliche Intelligenz
Software-Roboter übernehmen Büro-Arbeit

In der modernen Fabrik allgegenwärtig meldet sich Kollege Roboter nun auch zum Dienst im Büro, um uns wissbegierig von Routinearbeiten zu befreien.

Nach der Automatisierung in der industriellen Produktion ist es mithilfe von Software-Robotern inzwischen auch möglich, wiederkehrende, regelbasierte digitale Prozesse im Büroalltag zu automatisieren. Die auf diese Weise von Routineaufgaben befreiten Mitarbeiter aus Fleisch und Blut sollen sich so anspruchsvolleren Tätigkeiten widmen können. Die Umsetzung dieser robotergestützten Prozessautomatisierung gilt bislang jedoch als aufwendig und teuer, denn vor dem Start müssen Geschäftsprozesse genau identifiziert und dokumentiert werden.

Das vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMFB) mit einem siebenstelligen Betrag geförderte Forschungsprojekt KI.RPA hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern: Seit wenigen Monaten verfolgt das auf zweieinhalb Jahre angelegte Projekt einen vielversprechenden Lösungsansatz für autonome Prozessoptimierung. Grundlage ist eine, wie es heißt, bisher einmalige technologische Kombination von künstlicher Intelligenz (KI), Robotic Process Automation (RPA) und Process-Mining. Letzt genanntes ist eine Technik, um Geschäftsprozesse in Organisationen aufgrund von digitalen Spuren zu analysieren und zu rekonstruieren. Hinter dem Projekt steht ein Forschungskonsortium unter Leitung des Darmstädter Robotik-Spezialisten Servicetrace. Weitere Projektpartner sind das gemeinnützige August-Wilhelm-Scheer Institut für digitale Produkte und Prozesse (AWSi), das seine Kompetenzen in Desktop Mining und Prozessmanagement beisteuert, die Process Analytics Factory (PAF) als Spezialist und Lösungsanbieter für Process Mining, die TU Darmstadt (Telecooperation Lab) als Experte für die Verbindung von KI und Process Mining sowie die Deutsche Telekom Service (DTS) als Praxispartner.

„Ziel des Forschungsprojekts ist es, ein innovatives Softwaresystem zu entwickeln, welches die Interaktion des Menschen mit dem Computer aus Sicht des Anwenders erfasst und analysiert“, erklärt Servicetrace-CEO Markus Duus. „Mit diesen Informationen ist das System dann in der Lage, mithilfe von Machine-Learning-Techniken selbstständig einen Prozessablauf zu identifizieren, zu konstruieren und zu automatisieren – ein selbstlernendes System.“ Mit ihm sollen Unternehmen künftig virtuelle Mitarbeiter-Pools auf Basis von RPA erschaffen können, die menschliche Mitarbeiter bei Routine-Aufgaben unterstützen. Dies jedoch ohne die Beschränkungen heutiger Software-Roboter, wie hohem Konfigurationsaufwand, starr vorgegebenen Abläufen sowie geringen Freiheitsgraden im Prozessablauf.

Eine Zukunftsvision könnte wahr werden

Das Projektteam hat dafür bereits ein neuartiges Softwaresystem entwickelt, das die Daten und Arbeitsschritte verschiedener End-to-End-Prozesse direkt an der menschlichen Schnittstelle erfasst und analysiert und den Prozess dann selbstständig lernt und ihn anschließend sogar selbst in einer optimierten Form ausführt. Eine Zukunftsvision, so hoffen die Beteiligten, könnte Realität werden: Das geschlossene System, das vollständig autonom und sich selbst optimierend ohne Eingriffe von außen agiert. „Es ist im Grunde der Traum jeder Industrie: Eine Technologie, die selbstständig lernt und handelt. Mit unserem an jedem digitalen Arbeitsplatz einsetzbaren Process-Mining-Tool PAFnow liefern wir hierzu das datenbasierte technologische Grundgerüst und damit sozusagen die Denkstruktur des Systems“, erklärt PAF-CEO Tobias Rother die Rolle des Process-Mining-Verfahrens innerhalb der Lösung.

Kernelement des Tools ist eine KI, die in der Lage ist, die manuellen Arbeitsschritte der menschlichen Anwender bei der Eingabemaske zu untersuchen. Rückgrat der Software werden eigens von KI.RPA auf Basis von Deep- und Machine Learning entwickelte Algorithmen sowie eine Process Robotics Engine sein. „Unsere Forschung verbindet KI mit Process Mining und fand schon mehrfach erfolgreich den Weg in die Praxis; das macht uns sehr zuversichtlich für die nächste Stufe, nämlich die KI-basierte Automation mühseliger Bildschirmarbeit für Unternehmensprozesse“, erklärt Dr. Max Mühlhäuser, Leiter Telecooperation Lab des Fachbereichs Informatik an der TU Darmstadt.

Ein Software-Roboter entlastet fünf Mitarbeiter

Das dahinterliegende Potenzial, so heißt es, sei enorm: Im Regelfall könne ein Software-Roboter bis zu fünf Mitarbeiter von repetitiven Abläufen entlasten. Der Mensch könne sich dann Aufgaben widmen, bei denen seine einzigartige Erfahrung und Entscheidungsfähigkeit gefragt seien. „Künstliche Intelligenz revolutioniert die klassische Büroarbeit. In KI.RPA entwickeln wir intelligente, selbstlernende Software-Roboter, die Prozesse strukturieren und automatisieren. Unternehmen werden effizienter, Mitarbeiter können freier und kreativer arbeiten“, so Dr. Christian Linn, Digitization Professional beim AWSi. Die von den Projektpartnern angestrebte Lösung richtet sich hierbei nicht nur an große, sondern auch an kleine und mittlere Unternehmen, denen RPA-Lösungen aufgrund des kostenintensiven, externen Beraterbedarfs bislang verwehrt blieben. (kf)

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