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Verkettete Inseln

Montagetechnik: Antriebstechniker setzt auf Arbeitsplätze von Minitec
Verkettete Inseln

Bei SEW-Eurodrive nimmt die Montage der Elektronik-Komponenten einen großen Teil der Fertigung ein. Das Bruchsaler Unternehmen setzt deshalb auf Arbeitsplätze von MiniTec, die als Montage-Inseln gruppiert sind.

Das badische Unternehmen SEW-Eurodrive entwickelt und fertigt Getriebemotoren und die dafür maßgeschneiderte Elektronik. Denn nur eine exakt auf die Antriebe abgestimmte Steuer- und Regelungstechnik sorgt für einen optimalen Lauf. Einen großen Anteil am Fertigungsprozess hat die Montage der Elektronik-Komponenten. Trotz aller moderner Fertigungstechnik spielt hier die manuelle Montage eine wichtige Rolle, denn viele der Aufgaben lassen sich nicht automatisieren.

Das Bruchsaler Unternehmen setzt auf durchdachte Montagearbeitsplätze, die als Montage-Inseln gruppiert und verkettet sind. Dabei stehen die deutschen Standorte im Wettbewerb zu ausländischen Tochterunternehmen, die teilweise ein geringeres Lohn- und Steuerniveau bieten. Für den Hauptsitz mit Produktion in Bruchsal ist es daher wichtig, effizient und kostengünstig zu arbeiten. Die Qualität der Arbeit, Liefertreue und Wirtschaftlichkeit sind die Voraussetzungen. „Wir sind hier so produktiv, dass wir im Wettbewerb mit anderen Ländern bestehen“, erklärt Dr. Michael Kaiser, Werksleiter der Elektronikfertigung.
Der Antriebshersteller setzt dabei auf kurze Durchlaufzeiten in der Fertigung. Wer den Blick durch die Hallen schweifen lässt, findet neben den Montageinseln auch Prüfeinrichtungen als kreisförmig angeordnete Arbeitsplätze. Grundlage dafür ist der Profilsystem-Baukasten des Herstellers MiniTec, zu dem alle wichtigen Komponenten für den Bau von Arbeitsplätzen gehören.
Der Antriebstechnik-Spezialist hat sich nach eingehender Prüfung für den Pfälzer Hersteller als Lieferant für seine Arbeitsplätze entschieden. Die strategische Entscheidung schließt einen Großteil der Montagearbeitsplätze weltweit innerhalb der Firmengruppe ein. Wie wichtig die Gestaltung eines manuellen Montagearbeitsplatzes ist, wird oft verkannt. Denn diese soll nicht nur den Fertigungsfluss optimieren, sondern auch die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Arbeit steigern. Auch die Ergonomie hat Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Selbst ein hoch motivierter Arbeiter ist schneller erschöpft, wenn sein Arbeitsumfeld nicht seinen körperlichen Gegebenheiten und den Anforderungen seiner Aufgabe entspricht.
Das Montagemanagement muss zudem kurze Umbau- und Rüstzeiten umsetzen können. SEW-Eurodrive hat deshalb ein eigenes Team für die Umsetzung der Arbeitsplätze aufgebaut. Dies umfasst derzeit 15 Mitarbeiter und ist für die deutschen und ausländischen Werke zuständig. Bei der Prozessfindung und -optimierung steht zudem eine hauseigene Beratungsabteilung zur Seite, die sich mit der Verbesserung von Geschäftsprozessen beschäftigt.
Der Systembaukasten von Minitec basiert auf einem Alu-Profilsystem mit universellen und kompatiblen Komponenten. Eine ausgeklügelte Verbindungstechnik und intelligente Zubehörteile sorgen für Gestaltungsfreiheit. Zu Beginn der Zusammenarbeit orderten die Bruchsaler bei MiniTec komplette Arbeitsplätze. Inzwischen wird die Planung und Montage im eigenen Haus durchgeführt. Eine Besonderheit ist dabei das Prinzip der Cardboard-Modelle. Bei der Planung neuer Montageplätze entstehen aufgrund der Skizzen Modelle aus Karton. Was auf den ersten Blick seltsam anmutet, hat einen logischen Hintergrund: Das realistische Modell eines Montageplatzes eignet sich am besten, um seine reale Eigenschaften herauszufinden. Anhand der Cardboard-Modelle haben die Mitarbeiter, die zum interdisziplinären Team gehören, ein optimales Bild ihres späteren Arbeitsplatzes bereits im Planungsstadium vor Augen. Schließlich kennen sie die Montageprozesse, Bewegungsabläufe, Verkettungsmöglichkeiten und ergonomischen Anforderungen am besten.
Erst danach folgt die reale Umsetzung mit dem Baukasten-System. Es stehen neben den Standardprofilen alle notwendigen Komponenten bereit: von Maschinengestellen und Schutzeinrichtungen bis hin zu Fördereinrichtungen. Das ist für den Antriebshersteller ein wichtiger Punkt, denn oft ist auch die Verkettung von Arbeitsplätzen notwendig. Manche Montageinseln sind beispielsweise über Fördersysteme mit automatischen Lötbädern verbunden. „Da im Prinzip jeder Montageplatz eine Sonderanfertigung ist, sind wir auf einen umfangreichen Baukasten angewiesen. Wir lassen uns aber auch Profile gleich im richtigen Zuschnitt liefern“, erklärt Werksleiter Kaiser.
Die Montageplätze sind in der Elektronikfertigung, der mechanischen Fertigung, bei den Servicecentern und bei ausländischen Tochterfirmen im Einsatz. Auch diese werden in Bruchsal teilweise geplant und montiert, danach wieder zerlegt und versendet. Vor Ort werden die Montageinseln wieder aufgebaut. Die leichten Aluprofile sind schnell montierbar und demontierbar und zudem stabil. Das ist auch notwendig, denn die Inseln werden immer wieder zerlegt oder komplett innerhalb der Hallen bewegt. Im Vergleich zu den früheren Stahlkonstruktionen bietet der Baukasten Vorteile: „Das System inklusive der Verbinder spart uns rund 50 Prozent der Montagezeit“, weiß Kaiser. „Speziell die Verbindungstechnik ist ausschlaggebend für den Aufwand zum Erstellen von Konstruktionen und beeinflusst damit auch die Kosten.“
Hier punktet MiniTec mit einem patentierten Profilverbinder, der keine Bearbeitung der Profile erfordert und keine konstruktive Planung voraussetzt. Die fertige Verbindung lässt sich verschieben, blockiert nicht die freien Profilseiten und stellt die Leitfähigkeit der Gesamtkonstruktion her. Dabei ist die Handhabung einfach: Die Bandbreite der Verbindungshilfen reicht von Winkeln, Winkelgelenken und Knoten über Zuganker bis hin zu beweglichen Gehrungsverbindern, die eine freie Wahl des Winkels ermöglichen. Zubehörteile wie Elektrokomponenten, große Schränke für Systemarbeitsplätze und Montagehilfsmittel komplettieren das System.
Die Arbeitsplätze bleiben nicht für alle Zeiten in ihrer Form bestehen. Vielmehr prüfen die zuständigen Planer und Montagearbeiter immer wieder, ob der Praxisbetrieb optimiert werden kann. Etwa alle zwei Jahre erfolgt eine so genannte kreative Zerstörung. Die einzelnen Montageinseln werden von Grund auf geprüft und auseinander genommen. Damit sollen festgefahrene Abläufe und Denkweisen verhindert und veränderte Gegebenheiten berücksichtigt werden.
Nicht selten werden die Montageabläufe in kürzeren Abständen verändert, denn die Bruchsaler bringen oft neue Produkte auf den Markt. Zudem fertigt der Hersteller nicht auf Lager, sondern in einem durchgängigen Pull-Prinzip, das durch den Kundenbedarf gesteuert ist. „Es ist wichtig, dass alle mithelfen, um produktiver zu werden“, so das Fazit von Kaiser. „Die kontinuierliche Verbesserung wird bei uns jeden Tag gelebt.“
Kerstin Koch Fachjournalistin in Darmstadt

Kosteneffizienz
Wenn sich trotz aller moderner Fertigungstechnik bestimmte Aufgaben nicht automatisieren lassen, dann ist eben Handarbeit gefragt. Um dennoch im Hochlohnland Deutschland wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Arbeitsplätze optimal auf die Mitarbeiter zugeschnitten sein. Ergonomische Montage-Arbeitsplätze aus einem flexiblen Baukastensystem, die sich den Anforderungen anpassen und optimieren lassen, sind die Lösung für das Problem.
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