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Viel hilft nicht immer viel

Neue Norm für die Auswahl von Schutzzäunen
Viel hilft nicht immer viel

Viel hilft nicht immer viel
Bei der Konfiguration eines Schutzgitters muss klar sein, welche Risiken abgesichert werden sollen. Bild: Brühl
Robotik | Eine neue Norm verändert die Kriterien bei der Auswahl von Schutzzäunen. Stabilität spielt dabei eine zentrale Rolle. Bei der Dimensionierung von trennenden Schutzeinrichtungen müssen in Zukunft individuelle Schutzziele stärker berücksichtigt werden.

Timo Kleemann ist technischer Bereichsleiter bei der Hans Georg Brühl GmbH in Netphen

Als Ersatz für die bekannte EN-Norm 953 steht die DIN EN ISO 14120 kurz vor der Einführung. Es geht dabei um die Sicherheit von Maschinen, trennende Schutzeinrichtungen sowie allgemeine Anforderungen an Gestaltung und Bau von feststehenden und beweglichen trennenden Schutzeinrichtungen. Ein Datum für das Inkrafttreten steht jedoch noch nicht fest.
Für den Anwender ergeben sich durch die neue Norm keine grundsätzlichen Veränderungen, allerdings mit einer Ausnahme: Im Anhang der Norm sind Testverfahren zur Ermittlung der Stabilität von trennenden Schutzeinrichtungen beschrieben. Es geht dabei um Beschussversuche und Pendelschlagtests. In der Norm selbst heißt es unter Punkt 1.4: „Trennende und nichttrennende Schutzeinrichtungen müssen stabil gebaut sein“.
Es werden jedoch keine Grenzwerte für die Verformbarkeit oder Belastbarkeit angegeben, die zu erreichen sind. Der Grund: Die geforderte Stabilität ergibt sich laut Norm aus den Schutzzielen, das heißt aus der konkreten Funktion des Schutzzauns. Wenn er nur dazu dient, Personen am Betreten des Gefahrenbereiches zu hindern, dann muss er nicht besonders stabil sein. Wenn allerdings Robotereinschläge von innen möglich sind, dann ist Stabilität das Maß aller Dinge.
Doch was bedeutet das konkret? In der Regel kommen bei einer automatisierten Anlage mit Robotern verschiedene Sicherheitseinrichtungen zum Einsatz. Eine sicherheitsgerichtete Steuerung verhindert zum Beispiel, dass sich der Roboterarm aus seinem Arbeitsbereich heraus bewegt. Auch mechanische Anschläge können diese Aufgabe erfüllen. In diesem Fall ist der Schutz einer Person vor dem Einschlag eines Roboters kein primäres Schutzziel mehr und der Schutzzaun kann wesentlich schlanker dimensioniert werden.
Somit legt der Anhang der neuen Norm einen neuen Weg bei der Auswahl von Schutzzäunen nahe. Zunächst wird definiert, welche Aufgaben der Schutzzaun übernehmen soll. Zusätzlich wird geklärt, wie oft sich Personen in den angrenzenden Bereichen außerhalb des umzäunten Bereichs aufhalten. Auf dieser Basis wird schließlich die zu erzielende Belastbarkeit des Schutzzauns festgelegt. Die Belastbarkeit lässt sich, falls keine entsprechenden Referenzwerte vorliegen, mit einem Pendelschlagtest nachweisen, der im Anhang der neuen Norm beschriebenen ist. Eine geeignete Testanlage steht bei der Hans Georg Brühl GmbH in Netphen bereit.
Das Ergebnis dieser Vorgehensweise ist ein Schutzzaun, der alle individuellen sicherheitsrelevanten Anforderungen in vollem Umfang erfüllt und zugleich nicht überdimensioniert ist. Denn er ist erstens auf die Schutzziele abgestimmt und wurde zweitens unter Berücksichtigung anderer Sicherheitsmaßnahmen wie sichere Steuerung oder mechanische Anschläge ausgelegt. Der Anwender kann dabei nicht nur seine Kosten senken. Er bekommt zudem einen Schutzzaun, der auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist und nicht ein Produkt, das nach dem Motto ausgewählt wurde: Viel hilft viel. •
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