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Reinraumklassen: Das richtige Verhalten in Reinräumen

Reinraumklassen
Das richtige Verhalten in Reinräumen

Mangelhafte Körper- und Kleidungshygiene und Nachlässigkeit beim Ein- und Ausschleusen sind die gängigsten Verunreinigungsquellen von Reinräumen.

Hertha Kerz
Freie Journalistin in Hamburg

Wenn Produkte in Reinräumen hergestellt werden, trotzdem verunreinigt und damit unbrauchbar sind, tragen die Mitarbeiter die Verantwortung. „Zum Beispiel können bei der manuellen Handhabung Partikel beziehungsweise Keime auf Medizintechnikprodukte gelangen oder an Satelliten Schadwirkungen durch organisch-filmische Substanzen“ hervorrufen, erklärt Dr. Frank Bürger, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA.

Ein Faktor ist die Reinraumhygienebekleidung. Sie gilt als Verbrauchsmaterial, „kommt mit dem Menschen in Kontakt und wird häufig nur einmal verwendet“ so Bürger. Darunter fallen unter anderem Bekleidung wie Overalls, Hauben, Mundschutz und Handschuhe. Hier gibt es unterschiedliche Bekleidungsstandards, die von der Klasse des jeweiligen Reinraums, dem herzustellenden Produkt und den branchenüblichen Spezifikationen abhängen. Gelangen durch sie Kontaminanten in Reinräume, kann dies schwerwiegende Folgen haben.

Einteilung in drei Reinraumzonen

Um das Risiko zu minimieren, unterstützt die VDI-Richtlinie 2083 Blatt 15 – Reinraumtechnik – Personal am reinen Arbeitsplatz die Anwender Sie schreibt die reinraumbezogenen Anforderungen an Personen und deren Bekleidung vor und gibt Hinweise für Schulungen und zum Verhalten im Reinraum. Dabei war die TU Graz besonders schnell und startete schon 2011 den ersten Lehrgang für Reinraumtechnik.

Reinräume sind in die Zonen D, C und AB eingeteilt, je nachdem welche Keimfreiheit für die Herstellung eines Produktes benötigt wird. Das Prinzip der Schleusen, um in die jeweiligen Reinräume zu gelangen, ist immer das gleiche. Folgend wird das Ein- und Ausschleusen in und aus allen drei Bereichen vorgestellt.

Das Ankleiden für einen Reinraum unterliegt einer bestimmten Reihenfolge und beginnt hier in der D-Schleuse. Zuerst sind Straßenbekleidung, Schuhe und Schmuck abzulegen. Frauen entfernen ihr Make-up. Der Mitarbeiter reinigt zuerst seine Hände gründlich an einem Hygienewaschbecken mit Ellenbogenarmatur. Besondere Beachtung kommt dabei den Fingerspitzen und -zwischenräumen und den Handkanten zu. Anschließend sind die Hände gründlich mit Wegwerfhandtüchern zu trocknen und auf die gleiche Art, wie beim Waschen, zu desinfizieren. Vor jeder Reinraumkleidung ist eine Zwischenbekleidung anzulegen. Beim Aufsetzen der eng anliegenden Haube verbirgt der Mitarbeiter Haare und Ohren weit unter ihr. Jetzt beginnt der sportliche Teil. Das Anziehen von D-Jacke und -Hose geschieht, ohne dass sie den Boden berühren. Die Schleuse wird durch eine Sitover-Bank in zwei Teile getrennt. Schlüpft der Mitarbeiter nun in D-Schuhe, schwenkt er dabei den jeweiligen Fuß mit dem Schuh über die Bank, um in einen noch reineren Bereich der Schleuse zu gelangen und die Schuhsohlen nicht zu kontaminieren. Jetzt überprüft er den korrekten Sitz der Kleidung im Spiegel und desinfiziert seine Hände und Brille und legt (bei Bedarf) eine Barthaube, die auch den Mund bedeckt, an. Nun kann der Mitarbeiter den D-Bereich betreten.

Kleidung darf den Boden nicht berühren

Angenommen der Mitarbeiter will vom D-Bereich in den C-Bereich: In der C-Schleuse zieht er die D-Kleidung aus und wiederholt die Prozedur, wie in der D-Schleuse. Jetzt streift er aber Handschuhe über, die er nur an deren Rändern berührt und die weit die Ärmel des Zwischenanzugs hinauf reichen. Dann legt er einen Mundschutz über Mund und Nase. Danach zieht er über die schon vorhandene Haube eine zweite größere, sodass diese die erste vollständig bedeckt und legt einen C-Reinraumanzug an, der wiederum den Boden nicht berühren darf. Wieder ist darauf zu achten, dass das nächste Paar Schuhe den Boden nur hinter der Sitover-Bank berührt. Wieder wird der korrekte Sitz der Kleidung überprüft und nun die behandschuhten Hände desinfiziert. Männer bedecken mit einer zweiten Barthaube die erste völlig – der C-Bereich kann jetzt betreten werden.

Der Mitarbeiter will nun vom C-Bereich in den AB-Bereich. In der AB-Schleuse, die zur Sterilproduktion führt, hat die Kleidung den höchsten Hygieneanforderungen zu genügen. Die C-Kleidung wird abgelegt. Der Mitarbeiter legt Handschuhe und Mundschutz an und setzt dann eine Augenschlitzhaube auf. Sie bedeckt den Kopf, bis weit über die Schultern und den Nacken und wird vorn mit einem Reißverschluss verschlossen (unterschiedliche Ausführungen). Der AB-Overall darf auch hier den Boden nicht berühren. Die AB-Schuhe sind stiefelähnlich und gehen weit über die Schienbeine. Ein zweites Paar Handschuhe wird über das erste gezogen und desinfiziert. Jetzt ist der Mitarbeiter bereit, den AB-Produktionsraum zu betreten. Will er wieder in den Normalraum, hat er alle drei Schleusen zu durchlaufen und die gesamten Prozeduren in umgekehrter Reihenfolge zu absolvieren.

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