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Lkw: Bewegung in der autonomen Szene

Autonomes Fahren
Daimler baut am Fern-Lkw der nahen Zukunft

Die Entwickler hochautomatisierter Fahrzeuge wollen den Straßenverkehr viel sicherer machen. In den USA sollen Trucks der Lkw-Sparte von Daimler mit Automatisierungsgrad 4 bis Ende des Jahrzehnts serienreif sein.❧

Dietmar Kieser

Mit Hochdruck arbeiten Autoindustrie und branchenfremde Internet- und Tech-Konzerne an Technologien, die Fahrzeuge automatisiert und künftig auch autonom fahren lassen. Anschub dafür leistet allen voran der Transportsektor der USA mit seiner Größe und den enormen Zuwachsraten. Nach Angaben der American Trucking Association (ATA) bewegten Fuhrunternehmen 2018 insgesamt Güter im Volumen von rund 11,5 Mrd. t, was 71,4 % des gesamten Frachtaufkommens ausmachte. Im letzten Jahrzehnt stieg die per Lkw beförderte Warenmenge laut der US-Transportbehörde um 56 % und soll sich in den nächsten 25 Jahren nahezu verdoppeln.

Derzeit aber können nordamerikanische Transporteure keine zusätzlichen Kapazitäten aufbauen, weil ihnen die Fahrer fehlen. Der steigende Bedarf an sicheren, zuverlässigen und effizienten Transportlösungen bereitet vor allem dem hochautomatisierten Lkw das Feld. Im Wettlauf der Systeme sieht sich Daimlers Lkw-Sparte weit vorn. Daimler Trucks will eigenen Angaben zufolge hochautomatisierte Lastwagen innerhalb eines Jahrzehnts zur Marktreife bringen. Lkw der Autonomiestufe 4 (SAE-Level 4), der vierten von fünf Stufen zum vollautomatisierten Fahren, sollen dann in Serie produziert werden. Dieser Automatisierungsgrad gilt dem Transportgewerbe nach dem SAE-Level 2, mit dem ein Lkw im teilautomatisierten Modus unterwegs ist, als der nächste logische Schritt.

Das Ziel umsetzen soll die eigens dafür gegründete Autonomous Technology Group mit Dr. Peter Vaughan Schmidt an der Spitze. Die Vorbereitung aufs automatisierte Lkw-Fahren hat mit der im Vorjahr getätigten Mehrheitsbeteiligung Daimlers an Torc Robotics aus Blacksburg im US-Bundesstaat Virginia jetzt Fahrt aufgenommen. Michael Fleming, CEO des Softwareunternehmens, hat das einstmalige Start-up der Virginia Tech University vor 15 Jahren mitgegründet. Die Softwareschmiede verfügt über jahrelange Erfahrungen mit selbstfahrenden Automobilen auf öffentlichen Straßen.

Vorreiter bei autonomen Lösungen

Das mit Daimler Trucks eng kooperierende, aber selbstständig agierende Softwarehaus hat im Rennen um die Entwicklung autonomer Lösungen gemäß dem SAE-Level 4 einiges zu bieten. Mit seinem Know-how bei der agilen Softwareentwicklung schickte das Torc-Team vor zwei Jahren einen autonomen Lexus RX-Hybrid auf eine 4300 Meilen lange Überlandfahrt bei Regen, Schnee, Nebel und unterschiedlichen Lichtverhältnissen. In sechs Tagen legte das selbstfahrende Auto die Strecke von Washington DC gen Westen bis nach Seattle im Bundesstaat Washington zurück. Mit an Bord: ein Fahrer und ein Techniker, um im Notfall eingreifen zu können.

Mit Asimov, wie Torc Robotics sein autonomes Fahrsystem nennt, steuern die Softwerker aus Virginia den integrationsfähigen „Intelligenz“-Part bei, der bereits in schweren Lkw, etwa für den Bergbau, eingesetzt wird. Den nächsten großen Schritt gehen Fleming & Co. nun als Teil der Autonomous Technology Group, die in Portland/Oregon – dem Sitz der Daimler-Marke Freightliner – die notwendigen Sicherheitssysteme entwickelt.

Bereits reichlich Erfahrungen auf diesem Terrain können die Konstrukteure aus der US-Westküstenstadt wie auch ihre Stuttgarter Kollegen vorweisen: Im Jahr 2014 rollte mit dem Mercedes-Benz Future Truck 2025 der weltweit erste automatisierte Lkw auf die Straßen. In dem teilautonom fahrenden Actros ist beispielsweise eine Multisensorfusion integriert, die alle bisher gängigen Assistenz- und Sicherheitssysteme kombiniert. Alles, was sich vor dem Truck befindet, kann gescannt werden. Und 2015 erhielt der Freightliner Inspiration Truck die Straßenzulassung als erstes teilautomatisiertes Nutzfahrzeug.

Lkw-Chassis fürs hochautomatisiertes Fahren als Entwicklungsziel

Nun richtet sich in Portland der Blick auf den Bau eines Lkw-Chassis, das sich „perfekt für hochautomatisiertes Fahren“ eignen soll, wie der Hersteller betont. Dazu müssen die Systeme redundant ausgelegt sein, um die geforderte Zuverlässigkeit und Sicherheit gewährleisten zu können. Ausgiebig geprüft wurde das System schließlich auf einer abgesperrten Teststrecke von Daimler Trucks in Oregon. Dem Plan, diese Tests auf öffentliche Highway-Routen in den USA auszuweiten, machte jedoch die Corona-Pandemie im Februar einen Strich durch die Rechnung. Statt Straßentests standen Software-Simulationen auf der Tagesordnung. Testfahrten erfolgten erst wieder im Juni unter strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften in Virginia.

Mit dem bisher Erreichten zeigt sich der Daimler-Vorstand und Chef der Truck-Sparte, Martin Daum, zufrieden: „Bereits ein Jahr nach dem Start der Zusammenarbeit mit Torc Robotics haben wir hochautomatisiere Lkw auf öffentlichen Straßen im Einsatz, erweitern unsere Fahrzeugflotte und haben wertvolle Erfahrungen durch die vielen Testkilometer gesammelt.“

Jetzt soll die Erprobung über weite Strecken per Autopilot auf New Mexico, im Südwesten der USA mit langen wüstengesäumten Strecken, ausgeweitet werden. In Albuquerque wird für die Flotte ein Testzentrum eingerichtet. Die in der neuen Umgebung gesammelten Daten sollen auch beim Erproben von Trucks mit weiterentwickelten Systemen ab Herbst einfließen, gibt der Lkw-Hersteller seinen nächsten Zwischenschritt zum hochautomatisierten Fahren bekannt.

Kontakt:

Daimler AG

Mercedesstr. 120

70372 Stuttgart

Tel. +49 711 17 0

www.daimler.com

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