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100 Jahre Carl Cloos Schweißtechnik

100 Jahre Carl Cloos
„Das Schweißen wird noch effizienter“

„Das Schweißen wird noch effizienter“
Sieghard Thomas ist Geschäftsführer der Carl Cloos Schweißtechnik und seit 45 Jahren betriebszugehörig: Er ist mit den technologischen Trends der Branche bestens vertraut und blickt in die Zukunft des Unternehmens, das sich insbesondere bei Automatisierungslösungen einen Namen gemacht hat.Bild: Cloos
So manche Pionierarbeit hat Carl Cloos Schweißtechnik in 100-jähriger Firmengeschichte geleistet, etwa beim roboterisierten Schweißen. Wie es in Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 weitergeht, erklärt Geschäftsführer Sieghard Thomas. Erfindet sich Cloos wieder einmal neu?

Olaf Stauß

Herr Thomas, zum 100-Jahr-Jubiläum drängt sich die Frage auf: Ist dieser Zeitpunkt auch denkwürdig für die technologische Entwicklung des Schweißens?

Eines ist sicher: Die Geschwindigkeit wird weiter zunehmen. Das gilt für die Digitalisierung ganz allgemein wie für die Schweißtechnik und ihre Automatisierung.

Die Entwicklung der Schweißtechnik beschleunigt sich?

Bei uns ist in den letzten Jahren eine so große Zahl an neuen, innovativen Schweißprozessen entstanden wie zuvor in 30 Jahren nicht. Und auch die Automatisierung des Schweißens erhält durch die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 einen Schub.

Woher rührt dieser schnelle Fortschritt bei Schweißprozessen?

Die Elektronik bietet immer mehr Möglichkeiten, den Lichtbogen präzise zu steuern – und die nutzen wir. Damit können wir Störeinflüsse zunehmend vollautomatisch ausregeln und den Prozess immer besser auf die Anwendung abstimmen, beispielsweise auf unterschiedliche Grundwerkstoffe. Diese Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende.

Was sind die nächsten Schritte von Cloos?

Wir bauen mit innovativen Ansätzen unsere technologische Spitzenposition aus. Das Schweißen wird immer effizienter und die Automatisierung wird noch leichter zu bedienen sein. Exakte Informationen helfen uns, den Gesamtprozess gezielt zu verbessern. Zum Beispiel wird auch das Teachen der Roboter zunehmend automatisiert. Damit erschließen wir ein wirtschaftliches automatisches Schweißen von Kleinstserien.

Welche Rolle spielt Industrie 4.0 dafür?

Industrie 4.0 zielt ja darauf ab, die Herstellung eines individuellen Produkts vom Auftrag bis zur Auslieferung durchgängig abzubilden. Es geht darum, individuelle Lösungen vollautomatisch zu fertigen – und dafür liefern wir Anlagen mit dem Roboter als zentralem Element. Uns hilft dabei, dass wir – seit über 15 Jahren – den Schweißprozess exakt aufzeichnen können. Wir können heute alle Prozesse der Roboteranlage mit einem digitalen Zwilling zuvor durchsimulieren. Aus Stromquelle und Roboter entsteht zunehmend ein System, das sich selbst optimieren kann.

Welchen Stellenwert hat dafür das jüngst vorgestellte „C-Gate“?

Weil wir alle wesentlichen Bestandteile einer Schweißroboteranlage aus einer Hand fertigen, sind wir prädestiniert dafür, alle Daten an einer zentralen Stelle zusammenzuführen. Wir werten sie aus und nutzen sie für Optimierungen. Das C-Gate ist ein wichtiges Tool dafür. Das erste Modul „Produktivität“ ist bereits verfügbar – zwei weitere Module werden in Kürze folgen.

Welche Module sind das?

Wir haben das Modul „Qualität“ geplant, das Qualtitätsdaten erfasst, dokumentiert und auswertet, um Erkenntnisse für die Optimierung des Prozesses zu gewinnen. Und als drittes Modul wird „Predictive Maintenance“ folgen.

Was bringt dies dem Kunden?

Mit dem neuen C-Gate können Anwender die Performance und Wirtschaftlichkeit ihrer Roboteranlagen darstellen, Engpässe lokalisieren und die Effizienz steigern. Das Modul ermöglicht ein umfassendes Online-Monitoring der Roboteranlagen. So werden etwaige Schwachstellen im Produktionsablauf früh erkannt. Darüber hinaus lassen sich Anlagenausfälle oder Wartezeiten durch Rüsten und Einrichten und sonstige Leerlaufphasen deutlich reduzieren.

Setzen Sie Industrie 4.0 auch in der eigenen Fertigung ein?

Ja klar. Wir haben eine eigene Schweißerei mit Robotern und haben sie mit C-Gate ausgestattet. Auch sind wir in der Wertschöpfungskette schon gut digitalisiert. Zum Beispiel sind alle für die Fertigung wichtigen Dokumente in digitaler Form verfügbar. Wir simulieren alle unsere komplexen Roboteranlagen vollständig vor der Fertigung und erstellen die Schweißprogramme am virtuellen Objekt. Natürlich gibt es auch noch Potenzial.

Kann man schon von Smart Factory reden?

Die Smart Factory ist für den Sondermaschinenbau ein ambitioniertes Ziel. Doch die Vision teilen wir schon, ein Anlagenprojekt komplett durchgängig von der Aufgabenerfassung bis zur Lieferung digital verfügbar zu haben und den Ablauf so zu simulieren und zu steuern, dass Fehler früh erkannt werden.

Welche Rolle spielt das Laserschweißen heute und in Zukunft?

Der Laser bietet Vorteile bei Geschwindigkeit, Wartung und Toleranzfähigkeit. Weil er immer günstiger wird und die Möglichkeiten steigen, den Laserstrahl für Schweißprozesse zu optimieren, eröffnen sich laufend neue Anwendungsfelder. Deswegen wird der Laser sicher weitere Anteile des automatisierten WIG-Schweißens übernehmen. Ich sehe eine wachsende Nachfrage im Wärmeleitschweißen. Auch im Dickblechbereich haben wir bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Hier geht es um Effektivität und deutliche Reduzierung des Wärmeeintrags, das heißt des Bauteilverzugs. Cloos hat im letzten Jahr einen erheblichen Zuwachs beim Laserschweißen verzeichnet.

Können Sie den Anteil des Laserschweißen benennen – heute und zukünftig?

Hier kann ich nur geschätzte Zahlen präsentieren. Im Moment wird der Anteil bei rund fünf Prozent des Automatisierungsumsatzes liegen und in den nächsten zwei Jahren erwarte ich eine Verdoppelung.

Wo tut sich künftig mehr – bei stationären Anlagen oder beim Handschweißen?

Es wird weltweit schwieriger, qualifizierte Handschweißer zu bekommen – nicht nur in Hochlohnländern. Dies bringt zusätzliche Impulse, das Schweißen zu automatisieren. So wird immer häufiger versucht, auch Kleinstlosgrößen oder sogar im One-Piece-Flow mit dem Roboter zu schweißen. Diese Möglichkeiten werden wir immer besser erschließen können.

Gehört die Zukunft großen Anbietern?

Für das MIG/MAG-Schweißen ist Cloos eines der weltweit führenden Systemhäuser. Wir profitieren von einem sehr gut gestalteten Baukasten und davon, dass wir das Gesamtpaket aus einer Hand anbieten, um Automationslösungen darzustellen, und werden diese Position weiter ausbauen. Dadurch können wir auf jede Anforderung flexibel reagieren. Im Vergleich dazu wird es kleineren Häusern schwer fallen, die ganze Bandbreite an Technologien abzudecken.

Wie wollen Sie das Unternehmen fit machen für die nächsten 100 Jahre?

Haha, wer sagt denn, dass wir nicht fit sind? Und außerdem verfügen wir über eine gut ausgebildete Mannschaft mit hervorragenden Ideen. Gibt es eine bessere Voraussetzung für die nächsten 100 Jahre?

Gibt es einen roten Faden, der sich durch die Firmengeschichte zieht bis heute?

Cloos hat sich immer wieder neu erfunden – angefangen vom Autogenschweißen über das elektrische Schweißen mit endloser Drahtelektrode und das elektronische Hochleistungsschweißen bis hin zum Schweißen mit dem Laserstrahl. Wir haben immer wieder die besten Lösungen für das effektive Schweißen entwickelt. Eine Geschichte mit Zukunft.

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