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Singapur: Die Heimat der Roboter

Singapur
Die Heimat der Roboter

Die Heimat der Roboter
In Singapur gibt es den ersten Transport-Anbieter, der Kunden in einer realen Umgebung umherkutschiert. Ausgewählte Testpassagiere können beim Start-up Nutonomy ein Robottaxi ordern. Bild: Nutonomy
Nirgendwo ist die Roboterdichte so hoch wie in Korea und in Singapur: Im Stadtstaat liegt sie bei 488 Einheiten pro 100 000 Beschäftigte. Tendenz stark steigend. Dabei sind die Einsatzbereiche nicht nur auf die industrielle Fertigung beschränkt. ❧

Die Roboterdichte ist ein relevanter Vergleichsstandard für den Automatisierungsgrad in der Fertigungsindustrie. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 74 Einheiten pro 100 000 Beschäftigte. Deutschland lag 2016 mit 309 Einheiten deutlich über dem Durchschnitt. Zum Vergleich: In Singapur sind es 488. Weltweiter Spitzenreiter ist Korea mit 631 Maschinen.

Asien hat in den letzten Jahren enorm aufgeholt: Zwischen 2010 und 2016 wuchs die Roboterdichte in Fernost jährlich um 9 %, in Europa dagegen nur um 5 %. Das sind die Ergebnisse aus dem World Robotics Report 2017, herausgegeben von der International Federation of Robotics (IFR). Und die Nachfrage wird weiter steigen: die IFR schätzt, dass 2019 weltweit 2,6 Millionen Industrieroboter im Betrieb sein werden. Hierzulande werden die meisten Roboter (vier von zehn) in der Autoindustrie eingesetzt, in Asien dagegen in der Elektronikautomation.

Roboter als Service- und Pflegekräfte

Jetzt zeichnet sich allerdings ein neuer Einsatzbereich ab: im Servicebereich. In Singapur sind rund 40 % der rund 5 Mio. Bewohner ausländische Fach- und Arbeitskräfte. Der Großteil davon kommt aus China. Der Stadtstaat ist dringend auf ausländische Spezialisten angewiesen: Die Geburtenrate liegt mit 1,2 Babys pro Frau am unteren Ende der Vergleichsskala. Das hat Folgen.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie bereits 90 % der Unternehmen an einem Personalengpass leiden. Auch deshalb forcieren Politik und Unternehmen den Einsatz der stählernen Kollegen. Die Regierung von Premier Lee Hsien Loong von der konservativen People’s Action Party wird zwischen 2017 und 2019 insgesamt 450 Mio. Singapur-Dollar (etwa 296 Mio. Euro) in die Anschaffung von Robotern investieren.

Staatlich geförderte Maschinenkraft

Diese werden mitnichten nur in der Elektronikindustrie gebraucht: In Singapur sind zum Beispiel schon Servierroboter in Restaurants und Pflegeroboter in Krankenhäusern im Einsatz. Im Mount-Elizabeth-Novena-Krankenhaus überwachen Roboter bereits systematisch die Vitalzeichen der Patienten auf der Intensivstation. Dabei kommt die künstliche Intelligenz von Watson zum Einsatz, ein IBM System auf Basis neuronaler Netze.

Spitalsmanager Louis Tan relativiert: „Das heißt nicht, dass die Krankenschwestern aus ihrer Verantwortung entlassen werden. Sie haben nur eine weitere Hilfe“. Inzwischen steuern Roboter auch Taxis durch Singapurs Straßen. Ausgewählte Testpassagiere können beim Startup nuTonomy ein Robottaxi ordern. Zur Sicherheit fährt noch ein Techniker der Firma mit. NuTonomy ist damit der erste Transport-Anbieter, der Kunden in einer realen Umgebung kutschiert. Auch wenn es in Singapur schon deutlich mehr praktische Einsätze für Roboter außerhalb von Fertigungshallen gibt, allgegenwärtig sind sie dennoch nicht. Dienstleistungsroboter sind auch dort noch etwas Besonderes.

Halb voll oder halb leer?

In den USA und Europa sorgt man sich zeitgleich um die Folgen, die eine zunehmende Anzahl von Roboterkollegen verursachen können. Ein Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) zum Thema „Die Zukunft der Beschäftigung“ geht von deutlichem Stellenabbau aus: Künstliche Intelligenz und Roboter kostet werden laut dieser Studie in den 15 führenden Industrienationen in den nächsten 5 Jahren mehr als 5 Mio. Arbeitsplätze wegrationalisieren – überwiegend in den Büro- und Verwaltungsbereichen und weniger in Fabriken. Denn die sind bereits weitgehend automatisiert. In Singapur sind solche Bedenken in weiter Ferne: Hier herrscht Vollbeschäftigung. (mg)

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