Die Europäer produzieren laut EU-Kommission rund 25 Mio. t Kunststoffabfälle pro Jahr. Das Potenzial für das Recyceln von Kunststoffabfällen in der Europäischen Union bleibt jedoch weitgehend ungenutzt, denn es werden weniger als 30 % dem Recycling zugeführt. 70 % der Kunststoffabfälle werden auf Deponien gelagert oder verbrannt. Ein erheblicher Anteil davon wird zur Weiterbehandlung in Drittländer außerhalb der EU exportiert.
Die Folgen sind für die Umwelt schwerwiegend. So verenden jährlich rund 1 Mio. Seevögel und 100.000 Meeressäuger durch Kontakt mit Plastikmüll. In weiten Teilen des Meeres gibt es laut der Plastikmüll-Statistik 2016 sechs Mal mehr Plastik als Plankton.
Angesichts des Klimawandels, der Umweltverschmutzung, begrenzter fossiler Energien und des Bevölkerungswachstums ist ein nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen dringend geboten. Die EU-Kommission hat im Januar 2018 eine Kunststoffstrategie verabschiedet. Diese legt fest, wie in der EU künftig mit Müll aus Kunststoffen umgegangen werden soll – der Grundstein für eine nachhaltige Kunststoffwirtschaft. Kernelemente davon sind unter anderem ein optimiertes Sammeln, Trennen und Wiederverwerten.
Rohstoffe schonen, CO2 einsparen
Insbesondere im gewerblichen Bereich sind effektive Lösungen für mehr Nachhaltigkeit gefordert. Kunststoffabfälle zu recyceln, kommt der Umwelt zugute: Es hilft Primärrohstoffe zu schonen, Energie und CO2- Emissionen einzusparen. Im Umgang mit Abfall ist Recycling unter den Verwertungsverfahren meist die umweltfreundlichste Variante. In Deutschland stagniert jedoch das Recyceln von Kunststoffabfällen seit Jahren auf niedrigem Niveau, obwohl erheblich mehr Kunststoffe wiederverwertet werden könnten, so das Bundesumweltamt.
Kunststoff als Basis für zukunftsweisende Technologien
Kunststoff wird schnell mit Umweltbelastung assoziiert. Gleichwohl stellt er ein wertvolles Material dar, das vielen zukunftsweisenden Technologien als Grundlage dient. Kunststoff ist leicht, hilft Kraftstoff oder elektrische Energie einzusparen, und spart häufig mehr Ressourcen als für seine Herstellung notwendig war. Doch obwohl der Werkstoff so hochwertig und langlebig ist, wird in Deutschland derzeit nur etwa die Hälfte der Kunststoffabfälle wiederverwertet. Hier sind innovative Recyclingverfahren eine Option, um Materialkreisläufe zu schließen.
Ein Beispiel, wie Kreislaufsysteme erfolgreich in betriebliche Prozesse integriert werden und für mehr Nachhaltigkeit sorgen, liefert Pöppelmann. Der Betrieb aus dem niedersächsischen Lohne zählt zu den führenden Herstellern der kunststoffverarbeitenden Industrie. Seit über 20 Jahren setzt er in unterschiedlichen Sparten Rezyklate ein. Die neue Initiative „Pöppelmann blue“ bündelt intern alle Aktivitäten, die auf eine durchgängige Kreislaufwirtschaft mittels Recycling abzielen. Das Ziel: die Wiederverwertungsquote von Kunststoff steigern und Materialkreisläufe schließen.
Damit geht die Pöppelmann-Initiative mit den Vorgaben der EU-Kunststoffstrategie konform. „Im Recycling sehen wir die effizienteste Nutzung der Rohstoffe und unserer Produkte – und langfristig eine Reduzierung des Einsatzes von Kunststoffneuware. Mit Pöppelmann blue streben wir einen geschlossenen Materialkreislauf an, bei dem der verwendete Kunststoff aus ein- und derselben Wertschöpfungsstufe stammt“, sagt Matthias Lesch, Leiter Marketing, Innovation und Vertrieb bei Pöppelmann.
Schutzelemente aus 100 % Recyclat
Die Division Pöppelmann Kapsto ist der weltweit führende Hersteller für Kappen und Stopfen, die sensible Bauteile im Industriebereich vor Beschädigung und Verunreinigung schützen. Anstatt die Einwegartikel nach Gebrauch zu entsorgen, setzt Pöppelmann auf einen geschlossenen Materialkreislauf. In Pilotprojekten mit Kunden erprobt das Unternehmen das Sammeln und Rückführen der Elemente. So verwendet die Grimme Landmaschinenfabrik zum Schutz von Überwurfmuttern an Hydraulikleitungen Sechskantkappen von Pöppelmann. Nach Verwendung, Sammlung und Rückführung werden die zu 100 % aus Recyclingmaterial bestehenden Elemente erneut zu 100 % recycelt und wiederverwertet: ein vollständig geschlossener Materialkreislauf.
Pünktlich zur Hannover Messe 2019 bringt Pöppelmann Kapsto zwei Normreihen in der Farbe Recycling Blue auf den Markt: GPN 608, ein Kegelverschluss mit seitlicher Lasche, und GPN 610, ein Universalschutz in konischer Form. Die Artikel bestehen aus 100 % Rezyklat und sind direkt ab Lager verfügbar.
Kreislauffähige Beutelverpackungen
Pöppelmann Famac entwickelt und produziert Komponenten sowie Verpackungen aus Kunststoff. Diese erfüllen höchste Sicherheitsanforderungen, unter anderem der Pharma- und Lebensmittelindustrie. Die Entwicklungsarbeit hat vollständig kreislauffähige Beutelverpackungen zum Ziel, die nach Gebrauch wieder als Rohstoff zur Verfügung stehen – ein geschlossener Materialkreislauf. Die Herausforderung: Auch wenn bei den Verpackungen für die Lebensmittelindustrie technisch ein geschlossener Materialkreislauf realisierbar ist, müssen zusätzlich die besonderen regulatorischen Vorschriften für Lebensmittel beachtet werden. Da es hier noch keine zertifizierten Recyclingprozesse gibt, steht die Division im Austausch mit der Lebensmittelindustrie, dem Handel und Forschungseinrichtungen, um nachhaltige Lösungen weiter voranzutreiben. „Unsere Vision ist, dass aus jedem Kunststoffartikel wieder ein vergleichbarer Artikel auf gleicher Wertstufe entsteht“, sagt Pöppelmann-Technologiescout Benjamin Kampmann.
Literaturnachweis
Europäische Kommission, https://ec.europa.eu/germany/news/20180116-plastikstrategie_de
Fact Sheets EU, http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-18–6_de.htm
Plastikmüll Statistik 2016, https://www.careelite.de/plastik-muell-fakten/
European Strategy for Plastics in a Circular Economy, http://ec.europa.eu/environment/circular-economy/pdf/plastics-strategy-brochure.pdf
Umwelt Bundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/uba-kernelemente-zur-steigerung-des
Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2017, S. 18 Kurzfassung, Conversio Marketing & Strategy GmbH, September 2018
Hannover Messe
Leitthema der Hannover Messe vom 1. bis 5. April 2019 ist „Integrated Industry – Industrial Intelligence“ – die digitale Vernetzung von Mensch und Maschine in Zeiten der künstlichen Intelligenz. Sie wird auch auf der Leitmesse für innovative Zulieferlösungen und Leichtbau thematisiert: der Industrial Supply (Halle 3 bis 5). Mehr als 1200 Aussteller zeigen Zulieferlösungen auf Basis von Hightechmaterialien und -prozessen. Einkäufer, Konstrukteure und Entwickler erhalten ein umfassendes Bild aktueller Verfahren und Werkstoffe sowie Lösungen speziell im Bereich Oberflächentechnik und Leichtbau (Halle 5). Zentraler Anlaufpunkt: die Integrated Lightweight Plaza.
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