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Innovationsmanagement: Agile Einheiten werden Taktgeber

Technologie- und Innovationsmanagement
Agile Einheiten werden Taktgeber

Die Entwicklung und Markteinführung von Innovationen, die das Potenzial besitzen, Geschäftsfelder grundlegend zu verändern, ist oft mit großen Unsicherheiten und Risiken verbunden. Mit einem durchdachten Technologie- und Innovationsmanagement lässt sich solch ein Wandel aktiv gestalten.

Prof. Günther Schuh, Ramon Kreutzer, Marc Patzwald
Fraunhofer IPT, Aachen

Der rasante technologische Fortschritt zwingt Unternehmen dazu, sich mit neuen globalen Herausforderungen auseinanderzusetzen: Innovationen in Zukunftsbranchen wie der Elektromobilität, der Digitalisierung oder der zunehmenden Automatisierung durch künstliche Intelligenz eröffnen neue Spielräume und Gestaltungsmöglichkeiten für produzierende Unternehmen.

Gleichzeitig bergen sie auch die Gefahr, dass neue, oft branchenfremde Wettbewerber den Markt erobern. Auch in diesen, zunehmend von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA) geprägten Situationen, müssen Unternehmen entscheidungsfähig sein, um diese Herausforderungen zu bewältigen.

Damit Unternehmen in diesem VUKA-geprägten Umfeld dem Wettbewerb nicht nur folgen, sondern aktiv eine Vorreiterrolle einnehmen können, spielt Agilität auch über die Anwendung im eigentlichen Produktentwicklungsprozess eine immer wichtigere Rolle. Hierbei werden große, schwer überschaubare Projekte in viele kleine Teilprobleme (Sprints) untergliedert, die sich leichter überblicken und jeweils inkrementell lösen lassen. Der Vorteil gegenüber den herkömmlichen, verbreiteten Stage-Gate-Prozessen, die in wenige große, am Ende abgeschlossene Arbeitspakete untergliedert sind, ist die besondere Offenheit für Feedback durch unterschiedlichste interne und externe Interessengruppen. Dies können beispielsweise potenzielle Kunden und Zulieferer sein, aber auch Rückmeldungen aus dem Wettbewerbsumfeld.

Das Konzept der agilen Entwicklung lässt flexible Änderungen an Prozessen und Produkten (Change Requests) bis zum Termin der Markteinführung zu und ist bereits seit vielen Jahren in der Softwarebranche im Einsatz. Die Entwicklung physischer Produkte mittels agiler Methoden unterscheidet sich jedoch durch einige grundlegende Rahmenbedingungen von der Softwareentwicklung – beispielsweise durch Totzeiten infolge von Lieferzeiten, die Herstellung des Produkts sowie der Prototypen und die im Vergleich zu Software eingeschränkte Update-Fähigkeit physischer Produkte.

Innovationskultur als Wegbereiter

Selbst bei den zuvor genannten Vorteilen einer agilen gegenüber einer Stage-Gate-basierten Entwicklung, bedarf es mehr als die alleinige Umstellung des Entwicklungsprozesses. Daher setzen bereits heute einige höchst erfolgreiche Unternehmen für die Umsetzung agiler Innovationsprozesse auf geschützte, externe Entwicklungsumgebungen wie Inkubatoren, Acceleratoren, Innovation Labs und Innovationsnetzwerke. Diese können die Geschwindigkeit der Entwicklung deutlich steigern und die Ergebnisqualität verbessern. Sie setzen den langjährig etablierten und damit oft relativ starren Entwicklungsprozessen eine lebendige und kundennahe Innovationskultur entgegen, die zudem die realen oder aktuellen Kundenbedürfnisse wieder stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit zieht.

Agieren kleine, interdisziplinäre Innovationsteams als eigene Einheiten außerhalb des Mutterunternehmens, lassen sich organisationsinterne Hindernisse wie das sogenannte „Silodenken“ von Mitarbeitern in Organisationsstrukturen und Hierarchien abschwächen oder umgehen. Durch die Fähigkeit der Teams zur Selbstkoordination können diese flexibler auf Markt- oder Kundenfeedback reagieren und über Kursänderungen (Pivots) entscheiden, die dann zu einer effizienteren Arbeitsweise führen.

Eine Unternehmensführung, die kleine, selbstkoordinierende Teams abseits vom Kerngeschäft vorsieht und einen offenen Umgang auch mit Fehlern pflegt, stützt eine solche innovationsfreundliche Unternehmenskultur und versetzt das Unternehmen damit in die Lage, Trends sehr viel schneller als bisher aufzugreifen. Ein zusätzlicher Vorteil unternehmensexterne Innovationspfade zu beschreiten, liegt in der Regel auch darin begründet, dass sich die ausgelagerten Innovationsteams weniger stark mit den Bewertungskriterien von Profit Centern innerhalb des Mutterunternehmens vergleichen müssen und so radikal neue Produkt- oder Serviceideen nicht von vornherein aus finanziellen Gründen verworfen werden.

Wo organisations- oder aufgabenbedingt keine eigenen Inkubatoren geschaffen werden können, besteht die Möglichkeit, in Innovationsnetzwerken aktiv zu werden. Indem in solchen Netzwerken komplementäre Kompetenzen gebündelt werden, entsteht ein Wissenszentrum, das die einzelnen Mitstreiter in die Lage versetzt, viel schneller und flexibler als bisher auf externe Kompetenzen zuzugreifen. Durch den flexiblen Zugriff auf diese Netzwerkkapazitäten zur Prototypenfertigung sowie auf technische „Off-the-shelf“-Lösungen der Netzwerkpartner lässt sich die Prototypenfähigkeit eines Unternehmens nicht nur verbessern, sondern gleichzeitig beschleunigen.


Tagung zum Thema

Die 12. Aachener Technologie- und Innovationsmanagement-Tagung am 25. und 26. Oktober 2018 im Pullmann Quellenhof in Aachen greift unter dem Motto „Agile Invention: Hype or Game Changer?“ die Trends rund um agile Innovationsprozesse und Entwicklungsumgebungen im Umfeld produzierender Unternehmen auf. In praxisnahen Fachvorträgen zeigen Referenten aus Industrie und angewandter Forschung, mit welchen Methoden diskontinuierliche Innovationen trotz großer Unsicherheiten und Risiken erfolgreich entwickelt und am Markt platziert werden können. Ergänzt werden die Vorträge durch ein neu eingeführtes Format, durch das die Teilnehmer gemeinsam mit Experten Lösungsansätze für individuelle Herausforderungen diskutieren können.

Der persönliche Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmern und den Referenten steht wie schon in den Vorjahren auch hier wieder im Mittelpunkt. Eine gemeinsame Abendveranstaltung mit Teilnehmern und Referenten bietet zusätzliche Gelegenheit zum Netzwerken. Weitere Informationen unter www.tm-tagung.de.

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