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Alles rund ums (Maschinen-)Bett

„Wangener Maschinentage“ im Mai präsentieren innovative Gestellbauweisen
Alles rund ums (Maschinen-)Bett

Obgleich ein „alter“ Werkstoff, findet Mineralguss immer mehr Beachtung als Gestellwerkstoff. Ausgerechnet Vorzeige-Anbieter Epucret will nun aber auch Wettbewerbs-Technologien zu Wort kommen lassen. Und zwar auf den „Wangener Maschinentagen“ vom 9. bis 10. Mai. Dort referiert, wer Rang und Namen hat.

Die gestiegene Wertschätzung für Mineralguss ist mit dem Namen Epucret eng verbunden – ein Unternehmen, das auf eine über 30-jährige Erfolgs- und Wachstumsgeschichte zurückblicken kann. „Als ich 1996 die Verantwortung übernahm, haben wir jährlich 700 Tonnen gegossen“, sagt Dr. Utz-Volker Jackisch, Geschäftsführer der zur Rampf-Gruppe gehörenden Epucret Mineralguss GmbH & Co. KG in Wangen bei Göppingen. „Im letzten Jahr waren es 12 000 Tonnen. Diese Steigerung bedeutet, dass wir alle zwei bis drei Jahre ein neues Fertigungsgebäude errichten dürfen.“

Offensichtlich hat es Epucret verstanden, die Vorteile von Mineralguss nicht nur gut zu kommunizieren, sondern auch technisch überzeugend in Produkte umzusetzen. Und dennoch liegt der Durchdringungsgrad von Mineralguss laut Dr. Jackisch im europäischen Werkzeugmaschinenbau gerade mal bei 14 %. Für Gestelle haben die Entwickler die Wahl zwischen Metallen wie Grauguss, Stahl und Aluminium (gefüllt oder ungefüllt), natürlichem Hartgestein, unterschiedlichen Faserverbund- und Betonwerkstoffen sowie Mineralguss. „Es gibt ihn nicht, den idealen Gestellwerkstoff schlechthin“, erklärt Dr. Jackisch. „Für jede Maschine sind zunächst die konstruktiven und kommerziellen Anforderungen zu analysieren und dann mit den angebotenen Technologien abzugleichen.“
Folgerichtig bieten die „Wangener Maschinentage“, die Epucret veranstaltet (Anmeldefrist noch bis 31. März), auch alternativen Technologien eine Plattform. So referiert Dr. Wolfram Stets vom Institut für Gießereitechnik über bionisches Teiledesign bei Grauguss-Gestellen. Dr. Thomas Hipke vom Fraunhofer IWU präsentiert die Möglichkeiten mit Metallschäumen und Faserverbundwerkstoffen. Und Wettbewerber thematisieren Hochleistungsbeton.
Primär also ein Branchentreff, der den Fokus auf Innovationen legt: Dazu passt die Reihe der renommierten Referenten, darunter Prof. Christian Brecher vom WZL, Dr. Elmar Schäfer als Leiter des Mechatronik-Supports bei Siemens sowie die Geschäftsführer der Unternehmen Chiron, Emag und Rasoma. Auch Epucret-Fachleute kommen zu Wort. Zumindest von daher ist dafür gesorgt, dass Mineralguss nicht zu kurz kommt auf der Tagung.
Ist es nun Kalkül oder Selbstbewusstsein, dass Epucret auch gezielt Wettbewerber zu Wort kommen lässt? „Eher Realitätssinn“, meint Jackisch. „Jede am Markt verfügbare Gestelltechnologie kann mit ihren Möglichkeiten und Grenzen spezifische Anforderungen konkreter Maschinen erfüllen.“ Bei Maschinenbauern spüre er hier oft Verunsicherung. „Deshalb wollen wir weitestgehend objektive Entscheidungshilfen für die Auswahl des Gestellwerkstoffes vorstellen.“ Insbesondere gehe es ihm um Innovationen, die mitteleuropäischen Maschinenbauern helfen, sich von ihren Wettbewerbern aus Osteuropa und Asien abzuheben.
Doch auch gegenüber dem eigenen Wettbewerb hat Jackisch genug Grund zur Gelassenheit. Denn im letzten Jahr hat sich Epucret zum Komplettanbieter entwickelt, der nicht mehr nur das klassische Mineralguss-Bett „Epument“ im Programm führt. So gibt es bei Epucret jetzt auch die Produktbereiche „Epufill“, bei denen Stahlkonstruktionen mit Mineralguss verfüllt werden, „Epustone“, bei denen das Maschinenbett aus Hartgestein wie Granit hergestellt wird und als jüngsten Produktbereich „Eputronic“ – eine völlig neue Technologie.
„Mit Epufill und Epustone wenden wir uns an Sondermaschinenbauer mit Einzelanfertigungen oder kleineren Serien, bei denen sich in Formen gegossene Mineralgussgestelle oder -gestellbauteile wirtschaftlich noch nicht lohnen.“ Epufill und Epustone sieht er in vielen Fällen als eine Brückentechnologie, bis größere Stückzahlen den Einsatz von Epument-Betten rechtfertigen. Dr. Utz-Volker Jackisch bleibt sich und seinem Werkstoff also treu.
Und für die in der Beliebtheit wachsende Mineralguss-Technologie sprechen ja auch griffige Argumente. Mineralguss bietet eine bis zu zehnmal bessere Schwingungsdämpfung als andere Gestellwerkstoffe – und damit eine stark erhöhte Genauigkeit für die darauf ruhenden Präzisionsmaschinen. Bei Großmotoren und Zentrifugen etwa sollen Körperschallanalysen einen um bis zu 20 % niedrigeren Schalldruckpegel nachgewiesen haben – dank der Mineralguss-Aufnahmen. Die hohe spezifische Wärmekapazität macht das Material unempfindlich für kurzfristige Temperaturschwankungen der Umgebung. Und es lassen sich Maschinenfunktionen integrieren (wie Rohre, Leitungen, Schläuche…) oder komplettieren (wie durch das Anarbeiten präziser Flächen für Führungen, Tische, Schlitten…), so dass der Maschinenbauer ganzheitlich Herstellkosten senken kann.
Die „Epufill“-Technologie nutzt diese Vorteile für Maschinen in niedrigen Stückzahlen, indem sie Stahl-, Blechmantel- oder Rohrkonstruktionen mit epoxidharzgebundenem Mineralguss ausgießt. Dabei entsteht ein Verbund, der Haftkräfte bis zu 14 N/mm² aufweist, wie Epucret mitteilt. So lässt sich der Bau einer Gießform umgehen.
Bei „Epustone“ werden eigens aus Südafrika und Frankreich bezogene Tiefengesteine zu Hartgesteinbetten verarbeitet. Hohlräume, die beim Mineralguss durch Kerne realisiert werden, arbeiten die Spezialisten im Schleifzentrum Bessenbach bei Aschaffenburg durch mechanisches Bearbeiten aus. Einzelne Module verkleben oder verschrauben sie miteinander. Das mikrometergenaue Finish erfolgt – wie beim Mineralguss – durch Schleifen und Handläppen.
Etwas völlig neues ist das Produktangebot „Eputronic“. Damit bieten die Wangener zum einen die komplette Entwicklung und Fertigung maßgeschneiderter Positionier- und Bewegungssysteme an, die inklusive Antriebsachsen, Verkabelung und Steuerung auf der Basis von Mineralguss- und Hartgesteinsbetten realisiert werden. Zum anderen lässt sich das Maschinenbett „intelligent“ machen: Mithilfe von integrierten Sensoren und Aktoren reagiert es auf veränderte thermische Betriebsbedingungen von Werkzeugmaschinen und kompensiert die dadurch entstehenden Verformungen. Wie das im Detail funktioniert, wollen Dr. Jackisch und sein Team auf den Maschinentagen vorstellen – man darf gespannt sein.
Wangener Maschinentage: www.epucret.de/de/wmt

„Wir können das Maschinenbett intelligent machen“

Nachgefragt

Sie bieten nun auch Maschinengestelle aus natürlichem Hartgestein oder als gefüllte Blechkonstruktionen an. Haben Sie kein Vertrauen mehr in Ihren „Brot-und-Butter“-Werkstoff?
Ganz im Gegenteil. Mineralguss ist und bleibt ein Gestellwerkstoff mit riesigem Wachstumspotenzial. Der Durchdringungsgrad im europäischen Werkzeugmaschinenbau liegt bei 14 Prozent. Also erst jede siebte, in Europa hergestellte Maschine hat ein Mineralguss-Gestell. Und ehrlich gesagt, das zu durchdringende Marktpotenzial von 86 Prozent beruhigt mich eher.
Warum dann die alternativen Technologien?
Mit den Produktbereichen Epufill und Epustone wendet sich Epucret an Sondermaschinenbauer mit Einzelanfertigungen oder kleineren Serien, bei denen sich in Formen gegossene Mineralgussgestelle oder -gestellbauteile wirtschaftlich noch nicht lohnen. Beide Produktbereiche sind also eher eine Ergänzung und Komplettierung. Die Epufill-Technologie gibt es übrigens schon so lange wie Epucret selbst, nur wurde der Markenname erst vor zwei Jahren eingeführt und seitdem auch erst gezielt vermarktet.
Ganz neu ist „Eputronic“. Was verbirgt sich hinter diesem Produktbereich?
Auf der Basis unserer Maschinengestell-Technologien können wir komplette Positionier- und Bewegungssysteme liefern, die von der Mechanik über die Antriebe bis zur Steuerung alles umfassen. Dabei decken wir die komplette Wertschöpfungskette von der Entwicklung bis zur Inbetriebnahme ab – und zwar speziell für High-Precision- und High-Speed-Systeme.
Was ist das Neue daran?
Wir können herstellerneutral und leistungsorientiert auswählen. Für Systeme, bei denen es um Positioniergenauigkeiten von unter einem Huntertstelmillimeter und Achsgeschwindigkeiten von bis zu 8 m/s geht, ist dies schon bedeutsam. Außerdem können wir das Maschinenbett „intelligent“ machen, indem wir Sensoren und Aktoren integrieren, die thermisch bedingte Verformungen kompensieren. os
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