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Alternative Triebwerke auf dem Vormarsch

Messe Aero: Allgemeine Luftfahrt fokussiert grüne Technik
Alternative Triebwerke auf dem Vormarsch

Auf der Messe Aero probt die Allgemeine Luftfahrt den Systemwechsel. Ob Businessjet, Motorflieger oder Ultraleichte – auch Fluggerät wird zunehmend umweltbewusster. Alternative Motoren haben das Prototypenstadium verlassen und sind bereits serienreif zu erleben.

Auch die Luftfahrt muss sparsamer und umweltfreundlicher werden. Doch wie kann eine ökologisch ausgerichtete Fliegerei aussehen, die auf fossile Energieträger verzichtet? Welche Herausforderungen kommen auf Hersteller und Zulieferer zu, wenn – vergleichbar der Entwicklung im Fahrzeugbau – die Elektrifizierung so manche mechanische Komponente obsolet macht, dafür aber neue Technologien erfordert? Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gibt es viele Wege: vom Brennstoffzellenflieger über Elektromotoren mit Solarversorgung bis hin zum Hybridantrieb reicht die Palette der Möglichkeiten.

Wie weit sie die Suche nach Antriebsalternativen für die Allgemeine Luftfahrt, der General Aviation, bisher geführt hat, zeigen Aussteller der E-Flight-Expo im Rahmen der Friedrichshafener Luftfahrtmesse Aero vom 8. bis 11. April. Das E dieser bereits zum zweiten Mal stattfindenden Fachschau steht für die Begriffe Electrical, Ecological und Evolutionary, was im Sinne einer ökologisch vertretbaren Fliegerei ist, heißt es. Folglich sind der Elektroantrieb mit Solaraufladung, High-End-Batterien, alternative Flugzeugkraftstoffe aus nicht-fossilen Rohmaterialien, Hybridantriebe oder das Hangar-Dach als Flugzeugtankstelle der Zukunft wichtige Themen für den Systemwechsel zur Elektromobilität im Flugzeugbau.
Ein Teil der rund 450 Aero-Aussteller zeigt in Friedrichshafen, dass alternative Triebwerkstechnologien bereits serienreif sind. Zwar ist bei rein elektrischen Antrieben die mögliche Reichweite durch die Akkukapazität und dessen Gewicht limitiert. Deshalb kombiniert die Flight Design GmbH aus Kirchheim/Teck einen 114 PS starken Rotax-Verbrenner mit einem 40-PS-Elektromotor. Dadurch steht beim Start und im Steigflug nahezu die gleiche Leistung zur Verfügung wie bei einem herkömmlichen 160-PS-Motor aus amerikanischer Produktion. Allerdings soll der moderne Hybridantrieb nicht nur wesentlich leichter sein und deutlich weniger Kraftstoff verbrauchen. Anders als die US-Boxermotoren kommt er auch mit preiswertem, bleifreiem Autobenzin aus, statt mit dem verbleiten Flugzeugtreibstoff Avgas, heißt es. Damit wird auf der Aero das Thema Hybridantrieb erstmals auch in der General Aviation eine wichtige Rolle spielen.
Auch der Brennstoffzellenantrieb erfüllt die Forderungen, die Flugzeugtriebwerke der allgemeinen Luftfahrt künftig erfüllen müssen: leise, sparsam und umweltfreundlich. Ein Beispiel dafür ist die deutsche Antares H2. Das als Motorsegler konzipierte Forschungsflugzeug bezieht seine Energie aus einer Brennstoffzelle. Die Reichweite reicht für 750 km bei einer Flugzeit von rund fünf Stunden. Beim Erstflug im Juli letzten Jahres in Hamburg hat Antares H2 seine Flugfähigkeit bewiesen. Diese völlig abgasfreie Technik steht zwar erst ganz am Anfang. Dass ihre Entwicklung aber zügig voranschreitet, wird in Friedrichshafen zu sehen sein.
Sehr viel weiter fortgeschritten sind Allianzen von OEM und Zulieferern, die sich dem elektromotorisch angetriebenen Fluggerät widmen. Experten sehen diese Flugzeuge vor allem in der Ultraleicht- und Motorsegler-Klasse angesiedelt. Der Grund: Genehmigungsverfahren würden hier deutlich einfacher, preisgünstiger und schneller zu absolvieren sein, gegenüber den Flugzeugen der sogenannten Echo-Klasse, also einmotorigen zertifizierten Maschinen bis 2 t Abfluggewicht.
Die weiteren großen Schwerpunkte der 18. Aero, auf der Hersteller, Zulieferer und Zubehöranbieter Flagge zeigen, bilden die Klassen der Ultraleichtflugzeuge, der Segel- und Motorflugzeuge, der Turboprops, der Business-Jets und der Helikopter. Nicht fehlen dürfen in dieser Alles-was-fliegt-Palette die Drachenflieger. Der Veranstalter, die Messe Friedrichshafen GmbH, rechnet mit 450 Ausstellern aus 25 Ländern. Sie präsentieren sich in neun Hallen und auf dem Freigelände, das direkt an den Flughafen Friedrichshafen angrenzt. Laut Messechef Klaus Wellmann soll die internationale Beteiligung weiter gestiegen sein. So reist jeder zweite Standbeschicker aus dem Ausland an. Die größte Anzahl internationaler Aussteller kommt erneut aus den USA.
Im Vorjahr interessierten sich 46 400 Besucher für die Exponate der 625 Aussteller. Der Rückgang von 28 % bei den Ausstellern spiegelt die Lage der Branche wider. Die durch die globale Finanzkrise ausgelöste Investitionsschwäche hat auch in der Luftfahrt tiefe Spuren hinterlassen. So mussten beispielsweise die Hersteller von Geschäftsflugzeugen ihre Produktion gegen Ende der letzten Dekade um rund die Hälfte kürzen, stellt die Unternehmensberatung Deloitte in ihrer Branchenstudie „Compass 2010“ fest. Zwar könne die weltweite Branche jetzt ein wenig aufatmen, jedoch nicht entspannen, heißt es. Auch Geschäfts- und Privatkunden würden wieder kleinere Maschinen kaufen. Allerdings finde die Erholung vor allem in den asiatischen Märkten statt. Da es beispielsweise in China bisher nur 100 Business- und Privatjets gebe, würde der dortige Markt wachsen, prophezeit die Studie.
Dass der abwärtsgerichtete Trend von 2009 gedreht werden könnte, sehen die Berater von Forecast International indes für dieses Jahr noch nicht. Laut der US-Luftfahrtanalysten aus Newton, Connecticut, wird die Zahl der ausgelieferten Jets durch den schwachen Auftragseingang 2009 auf 738 Maschinen sinken (2008: 825), im Jahr 2011 sogar auf 716. Damit dürften diese beiden Jahre für die Hersteller von Business-Jets nicht ganz einfach werden. Ab 2012 sieht die Forecast-Studie jedoch wieder einen deutlichen Aufwärtstrend.
Das „Licht am Ende des Tunnels“ vor Augen, sieht der Aero-Veranstalter die Messe als „die passende Bühne für die Unternehmen der Business Aviation, um ihre Flugzeuge rechtzeitig vor potenziellen Kunden ins richtige Licht zu rücken“. Ab diesem Jahr findet die Aero jährlich statt. Schlüsselbereiche wie die Themen E-Flight, der Helicopter-Hangar, die Business Aviation oder der Bereich Ultraleichtflugzeuge und der leichten Sportflugzeuge sollen kontinuierlich ausgebaut werden. Erneut finden die Aero Conferences statt, unter anderem zu den aktuellen Entwicklungen in der Geschäftsreiseluftfahrt in Europa, sowie ein Heli-Forum und das E-Flight-Forum.

Aero in Kürze

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Messe: Aero 2010
Termin: 8. bis 11. April
Ort: Messe Friedrichshafen
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag: 9 bis 18 Uhr, Sonntag 9 bis 16 Uhr
Ausstellung:
450 Aussteller aus 25 Ländern in den Hallen A2 bis A6, B1 bis B4 und Static Display auf einer Bruttofläche von 65 000 m²
Eintrittspreise: Tageskarte 13,50 Euro,
2-Tageskarte: 25,00 Euro
Veranstalter:
Messe Friedrichshafen GmbH
Weitere Informationen:

Zahlen und Fakten aus der Luftfahrt
Die General Aviation beinhaltet die zivile Luftfahrt mit Ausnahme des Linien- und Charterverkehrs. Nach EU-Angaben sind allein im EU-Gebiet mehr als 200 000 Motor-, Ultraleicht- oder Segelflieger registriert. Mit Flugzeugen, Helikoptern, Dienstleistungen und Zubehör im Bereich der General Aviation werden in Europa jedes Jahr Milliardenumsätze getätigt. Allein in Deutschland steigt die Zahl ausgestellter Pilotenlizenzen im Ultraleichtflugzeug-Bereich, die sogenannten Luftsportgeräteführer-Scheine, stetig an. Zudem sind deutsche Segelflugzeugbauer in ihrer Branche weltweit führend.
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