Composites | Außer ihrer Leichtigkeit haben die länglichen Composites „splineTEX“ noch eine Besonderheit: Bevor sie aushärten und ihre extreme Steifigkeit erlangen, sind sie biegeschlaffe Flechtschläuche und lassen sich virtuos in Form bringen. §
Autor: Olaf Stauß
Diese Gestaltungsfreiheit verschafft den Produkten der Supertex Composites GmbH aus Telfs/Tirol einen besonderen Vorzug gegenüber Metallrohren und -profilen. Je nach Geometrie können sie sogar günstiger sein als mit Aufwand umgeformte Alu-Hohlprofile. Die Composites zum Beispiel, die auf dem Cover dieser Industrieanzeiger-Ausgabe zu sehen sind, können bis zu 3,5 m lang werden. Sie sind druckfest, mediendicht und -beständig. Auch Abzweigungen lassen sich realisieren.
Das Bild oben lässt einen weiteren Vorteil erkennen, der für Kunststoffbauweisen typisch ist: den der Funktionsintegration. Ein super-leichter Instrumententafelträger könnte zum Beispiel zugleich die Kühlluft leiten. Medien-Leitungssysteme aus splineTEX benötigen durch ihr geringes Gewicht und die hohe Steifigkeit weniger Haltevorrichtungen oder sind sogar selbsttragend. Und nicht zuletzt lassen sich Faserverbund-Federn fertigen, die halb so viel wiegen wie Stahlfedern und nicht rosten – für Federgabeln von Motorrädern etwa, für Mountain Bikes oder als Pkw-Federbeine. Die heute geforderte Dauerschwingfestigkeit wird für einzelne Anwendungen schon erreicht, heißt es aus Österreich. Die Weiterentwicklung und Verbesserung der Eigenschaften haben aber weiter höchste Priorität bei Supertex.
Die Automobilindustrie experimentiert mit Strukturbauteilen für die Karosserie aus solchen länglichen Composites. Beispiele sind Dachträger, Querträger und Querlenker, die in Forschungsfahrzeugen zum Einsatz kommen. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen bis ins Möbeldesign hinein; splineTEX-Elemente können auch eingefärbt werden oder lassen sich für Beleuchtungszwecke mit LEDs versehen. Geschwungene Formen werden zu eleganten Tischbeinen.
Was alles machbar ist, erklärt sich aus dem patentierten Herstellverfahren: Flechtschläuche aus Carbon- oder Glasfasern werden auf einen Inliner gelegt, mit einem Outliner abgedeckt und in diesem Zustand in die gewünschte 3D-Form gebracht. Nach dem Infiltrieren mit Harz muss das duroplastische Faserverbund-Material unter Temperatur aushärten. Sind die In- und Outliner nicht gerade für die Medienführung oder andere Zwecke vonnöten, werden sie jetzt wieder entfernt. „In der Regel fertigen wir individuell nach Kundenwunsch, weil wir sehr viel designen können“, erklärt Armin Kirschner, Assistent der Geschäftsleitung.
Individuell Maßschneidern ist der Regelfall
Die Einstellmöglichkeiten reichen so weit, dass sich die physikalischen und insbesondere mechanischen Eigenschaften defacto maßschneidern lassen. Dazu können die österreichischen Composites-Experten Fasermaterial und -winkel, Wandstärken, die Anzahl der Lagen und das Harzsystem variieren. Auch die Spannungsverteilung über dem Querschnitt steuern sie so. Noch sind vor allem Prototypen und Kleinserien gefragt, die das vier Jahre junge Unternehmen teilautomatisiert produziert. Doch Supertex rechnet mit mehr: „Die Konzepte für die Großserie stehen“, sagt Armin Kirschner. •
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