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Der Spezialist von nebenan

Entwicklung
Der Spezialist von nebenan

Das CFK-Valley Stade hätte sich keinen besseren Standort aussuchen können: Das Kompetenzzentrum für kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK) liegt in unmittelbarer Nähe zu Airbus in Hamburg. Nun sollen andere Branchen vom Leichtbau profitieren.

„Alle Experten sind in wenigen Gehminuten zu erreichen.“ So erklärt Prof. Dr.-Ing. Axel S. Herrmann, Vorsitzender des CFK-Valley Stade, den größten Vorteil für die Mitgliedsunternehmen. Um das Netzwerk herum gruppieren sich Forschungs- und Entwicklungszentren sowie eine private Hochschule, die einen speziell auf CFK zugeschnittenen Studiengang anbietet. Bereits vor zehn Jahren war Herrmann klar, dass sich das Material nicht nur in der Luftfahrt durchsetzen würde: „Das ist auch für Nutzfahrzeuge interessant.“ Als die Kooperation der ersten Unternehmen im Jahr 2000 begann, bestand der A380 nur zu 22 % aus CFK, „das waren gerade mal das Seiten- und das Höhenleitwerk“, so Herrmann. Beim A400M bestehen auch die Tragflächen aus CFK, damit stieg der Anteil auf 32 %. Inzwischen bestehen Flugzeuge wie etwa der A350 mehr als zur Hälfte aus Leichtbauteilen. Zurzeit arbeitet der Cluster an einem Transportrahmen für sehr große Lasten, für den ein Kran nicht mehr sechs Tonnen wiegen muss, sondern nur noch drei.

Der Durchbruch ließ auf sich warten, denn noch vor wenigen Jahren erfolgte die CFK-Produktion überwiegend in Handarbeit. Die Industrialisierung ist zwar im Gange, „aber wir müssen zu einer echten Produktionstechnik kommen, um entsprechende Volumina zu erzeugen“, so Herrmann. Daher sollen Einzelvorgänge wie etwa Formen, Fräsen, Bohren oder Qualitätsprüfung in einer automatisierten Prozesskette zusammengeführt werden. „Ein CFK-Spezialist weiß nicht, wie man eine Maschine baut“, erklärt Herrmann. Wenn beispielsweise ein Hardwarehersteller seine Produkte prüfen will, braucht er ein Labor. Anstatt immer wieder neue Endprodukte herzustellen, kann er direkt im Labor prüfen, welche Modifikationen nötig sind. „Die kann er vor Ort vornehmen und das Produkt sofort wieder testen“, so Herrmann. Das erspare den Herstellern Entwicklungskosten.
Ein anderer Grund, das Kompetenznetzwerk zu kontaktieren, sind Beratung und Orientierung: „Ihr könnt doch CFK“, lautet so manche Anfrage. Welche Dienstleistungen konkret benötigt werden, kann die Geschäftsstelle vorab klären und die passenden Partner ermitteln. „Oft bleiben die Bedarfsträger auch nach ihrer Anfrage in Kontakt mit dem Netzwerk“, beobachtet Herrmann, denn rund 30 Prozent aller Mitgliedsunternehmen in Stade haben ein eigenes Büro mit einem oder mehreren Repräsentanten.
Man wird auch fündig, wenn man selbst nach Partnern sucht: Die Mitglieder sind in Bereiche aufgeteilt – so findet man bei der Fügetechnik beispielsweise EADS, Witte, IBS, Hufschmied und das Laser-Zentrum Hannover. Zu jedem Mitglied zeigt eine Checkliste, ob es Lösungen für Anwender, Zulieferer, Entwickler oder Forscher beziehungsweise Ausbildung gibt. Alle Rubriken und Mitglieder sind miteinander verlinkt, sodass ein guter Überblick über die Angebote entsteht.
Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden-Echterdingen

Studenten basteln Leichtbauteile

Dualer Studiengang Verbundwerkstoffe/Composites

Eine zentrale Aufgabe sieht das CFK-Valley in der Nachwuchsförderung. Dabei werden nicht nur Studentenprojekte durchgeführt, es gibt sogar einen eigenen Studiengang mit Bachelor- und einem darauf aufbauenden Masterabschluss.
Mit dem dualen Bachelor-Studiengang Verbundwerkstoffe/Composites bildet die Private University of Applied Sciences (PFH) Campus Stade Spezialisten für Kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK) aus. Parallel zum Ingenieurstudium findet eine Facharbeiterausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik (IHK) mit Schwerpunkt Faserverbundwerkstoffe statt. Das Studium dauert acht Semester, sechs davon behandeln Ingenieurgrundlagen, praxisrelevante Fachkenntnisse aus den Bereichen Konstruktion und Berechnung sowie Produktion von Faserverbundstrukturen. Das theoretische Wissen vertiefen die Studierenden in Laboren, Projekten und Praktika.
Das berufsbegleitende Masterstudium beinhaltet drei Semester: Während der ersten beiden steht die theoretische Vertiefung ingenieurwissenschaftlicher Inhalte im Vordergrund, mit dem Fokus auf Strukturauslegung der Faserverbundwerkstoffe, Fertigungsprozesse, Prozessoptimierung und Design multifunktionaler Verbundwerkstoffe. In das erste Semester sind betriebswirtschaftliche Inhalte integriert, etwa Internal Accounting & Controlling (Business-Planspiel) sowie Innovations- und Strategisches Management. Das dritte Semester ist der Masterthesis und Disputation vorbehalten, mit der das Studium zum Master of Science abgeschlossen wird. Seit dem Sommersemester 2010 wird es auch in englischer Sprache angeboten.

„Wir identifizieren den Bedarf verschiedenster Industriezweige“

Nachgefragt

Wozu braucht man ein Netzwerk für CFK?
Die Mitgliedsunternehmen und Forschungseinrichtungen wollen Leichtbau-Anwendungen entwickeln, die branchenübergreifend eingesetzt werden können. Dazu muss die gesamte Wertschöpfungskette – von der Entwicklung bis zum Recycling – vernetzt und auf verschiedenste Industriezweige ausgerichtet werden.
Worin besteht der Vorteil für die CFK-Valley-Mitglieder?
Unsere Partner aus Industrie und Forschung beantworten Anfragen zu Faserverbund-Innovationen und überführen diese in konkrete Technologieprojekte.
Wo sehen Sie das Netzwerk in fünf Jahren?
Wir wollen uns zum international führenden Ansprechpartner für Faserverbund-Innovationen etablieren. Die Mitglieder im bereits heute globalen Netzwerk schicken ihre Mitarbeiter nach Stade, weil sie den größten Mehrwert erzielen, wenn sie vor Ort mit uns kooperieren.

… und in Zahlen

Gegründet: 2004
Erfahrung im CFK-Leichtbau: 30 Jahre
Mitglieder: mehr als 100 Unternehmen
Vorstandsvorsitzender: Axel Herrmann
Forschungsfläche: mehr als 33 000 m², davon 20 000 m² in Forschungshallen

Der Cluster in Kürze…

Das CFK-Valley Stade e. V. ist ein Kompetenznetzwerk für Faserverbundtechnologien mit Fokus auf CFK-Strukturen (kohlenfaserverstärkte Kunststoffe) für den Einsatz in Luftfahrt, Automobilbau, Windkraft, Transportwesen (Schienenfahrzeug- und Schiffbau) sowie Maschinen- und Anlagenbau. Dabei werden die Erfahrungen aus dem Flugzeugbau für andere Einsatzgebiete genutzt. Zu den Schwerpunkten gehören etwa Werkstoffbearbeitung, Prozesse, Füge-, Oberflächen- und Montagetechnik, Systemzuverlässigkeit und Qualitätsmanagement bis hin zu Simulation, Recycling und Ausbildung.
Die Infrastruktur beinhaltet zwei Forschungszentren sowie einen Infopoint und Servicecenter. Die Nähe zu Hamburg ermöglicht eine enge Kooperation mit dem Airbus-Konzern, der in Stade einen eigenen Center of Excellence betreibt. In dem Cluster werden Know-how-Träger aus Forschung, Entwicklung und Produktion vernetzt und Kompetenzen gebündelt. Über die Geschäftsstelle können die Mitgliedsunternehmen an national und international geförderten Entwicklungsvorhaben mitwirken. Zudem können sie durch die Kooperation ihre Leistungsprofile erweitern. Die jährlich stattfindende CFK-Convention mit Fachvorträgen und über 400 Teilnehmern zeigt die Bedeutung des Themas für die Industrie. Dort wird der jährliche Composite Innovations Award vergeben.
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